200 O. Külpe
untersucht, welche durch dargebotene Worte ausgelöst werden, in-
dem man von der Voraussetzung ausgeht, daß die Sinngemäßheit
der Reaktionen auf einem Verständnis der sie auslösenden Worte
beruht. Eine sinngemäße Antwort und eine sinngemäße Handlung
sind die Hauptklassen, in welche derartige Reaktionen zerfallen.
Dabei kann die Wortreaktion eine bloße Bestätigung des Verständ-
nisses, oder eine Anknüpfung an die Reizworte, oder eine förmliche
Beantwortung derselben sein. Die sinngemäße Handlung kann in
einfachen, die Wirkung darstellenden Gebärden oder in der Aus-
führung eines Auftrages oder in symbolischen, das Verständnis aus-
drückenden Bewegungen bestehen. Ob aber solche wahrnehmbaren
Folgeerscheinungen ein Verständnis in unserem Sinne, ein wirkliches
Auftreten von Bedeutungsbewußtheiten einschließen, oder ob darin
lediglich ein ideomotorischer Ablauf vorliegt, ist damit noch nicht
entschieden. Für eine derartige eindringendere Untersuchung in den
Bewußtseinsbestand eines geistig zurückgebliebenen Individuums be-
darf es noch der Ausbildung feinerer Kriterien.
Die Betrachtungen, welche Binet und Simon über die Benennung
eines Gegenstandes anstellen, werden durch einen Versuch unterstützt,
der zeigen soll, daß die Darbietung eines Objekts bei der Imbezillen
nicht, wie bei uns, die Bezeichnung hervorruft. Es wird ihr ein
tampon vorgelegt und dazu der Name papa eingeprägt. So kommt
eine Assoziation eines Wortes mit einer Sachvorstellung zustande.
Zeigt man der Imbezillen aber darauf den tampon, so kann sie papa
dafür nicht sagen, obwohl sie das Wort ganz gut aussprechen kann.
Aus diesem einen Versuch schließen die Verfasser, daß es der
Imbezillen nicht gelingt, auf Grund der Vorstellung eines Gegen-
standes die zu seiner Benennung dienende koordinierte Bewegung
des Kehlkopfes hervorzurufen. Wir wollen davon absehen, daß der
Bericht über die Einprägung der gestifteten Assoziation sehr ungenau
ist und verschiedenen Fragen, deren Beantwortung für die Beurteilung
des Ergebnisses von Wichtigkeit wäre, nur zu viel Raum läßt. Aber
unbegreiflich ist, daß die Verfasser für die Stiftung der Assoziation
ein Wort benutzt haben, das bei der Imbezillen bereits mit einer
Bedeutung verbunden war. Die Verfasser scheinen an den seit
Müller und Pilzecker genauer bekannten Vorgang der generativen
oder assoziativen Hemmung gar nicht gedacht zu haben. Es hätte natür-
untersucht, welche durch dargebotene Worte ausgelöst werden, in-
dem man von der Voraussetzung ausgeht, daß die Sinngemäßheit
der Reaktionen auf einem Verständnis der sie auslösenden Worte
beruht. Eine sinngemäße Antwort und eine sinngemäße Handlung
sind die Hauptklassen, in welche derartige Reaktionen zerfallen.
Dabei kann die Wortreaktion eine bloße Bestätigung des Verständ-
nisses, oder eine Anknüpfung an die Reizworte, oder eine förmliche
Beantwortung derselben sein. Die sinngemäße Handlung kann in
einfachen, die Wirkung darstellenden Gebärden oder in der Aus-
führung eines Auftrages oder in symbolischen, das Verständnis aus-
drückenden Bewegungen bestehen. Ob aber solche wahrnehmbaren
Folgeerscheinungen ein Verständnis in unserem Sinne, ein wirkliches
Auftreten von Bedeutungsbewußtheiten einschließen, oder ob darin
lediglich ein ideomotorischer Ablauf vorliegt, ist damit noch nicht
entschieden. Für eine derartige eindringendere Untersuchung in den
Bewußtseinsbestand eines geistig zurückgebliebenen Individuums be-
darf es noch der Ausbildung feinerer Kriterien.
Die Betrachtungen, welche Binet und Simon über die Benennung
eines Gegenstandes anstellen, werden durch einen Versuch unterstützt,
der zeigen soll, daß die Darbietung eines Objekts bei der Imbezillen
nicht, wie bei uns, die Bezeichnung hervorruft. Es wird ihr ein
tampon vorgelegt und dazu der Name papa eingeprägt. So kommt
eine Assoziation eines Wortes mit einer Sachvorstellung zustande.
Zeigt man der Imbezillen aber darauf den tampon, so kann sie papa
dafür nicht sagen, obwohl sie das Wort ganz gut aussprechen kann.
Aus diesem einen Versuch schließen die Verfasser, daß es der
Imbezillen nicht gelingt, auf Grund der Vorstellung eines Gegen-
standes die zu seiner Benennung dienende koordinierte Bewegung
des Kehlkopfes hervorzurufen. Wir wollen davon absehen, daß der
Bericht über die Einprägung der gestifteten Assoziation sehr ungenau
ist und verschiedenen Fragen, deren Beantwortung für die Beurteilung
des Ergebnisses von Wichtigkeit wäre, nur zu viel Raum läßt. Aber
unbegreiflich ist, daß die Verfasser für die Stiftung der Assoziation
ein Wort benutzt haben, das bei der Imbezillen bereits mit einer
Bedeutung verbunden war. Die Verfasser scheinen an den seit
Müller und Pilzecker genauer bekannten Vorgang der generativen
oder assoziativen Hemmung gar nicht gedacht zu haben. Es hätte natür-