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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig, 1.1912

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Zweites und drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2776#0437
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Zur Theorie der Trugwahrnehmungen. 433

innerungsbildern natürlich ganz die gleiche. Nur nehmen manche
Autoren (Kandinski, Goldstein, Störring, Jaspers) an, daß Wahr-
nehmungsraum und Vorstellungsraum völlig voneinander getrennt seien.
Stökring kommt sogar zu folgender Bestimmung: »Der Objektivitäts-
charakter der Wahrnehmungen des Gesichts im Gegensatz zu dem
Subjektivitätscharakter der Pseudohalluzinationen —■ und .... auch
der Vorstellungen — hängt davon ab, daß die Wahrnehmungsinhalte
dem Individuum in den im gegebenen Moment wahrgenommenen
Raum eingeordnet erscheinen und demselben eine konstante durch
Erfahrung ihm bekannt gewordene Abhängigkeit von den Bewegungen
des Sinnesorgans und des Gesamtkörpers zeigen.«

Auch Jaspers betont, daß »die Schilderungen von Kranken, die
gleichzeitig .... Halluzinationen und Pseudohalluzinationen haben«
sehr daran denken lassen, »daß .... die Leibhaftigkeit zusammen-
hängt mit dem Erleben im subjektiven oder objektiven Baum«.

Es ist sehr schwer, sich über das, was die genannten Autoren
mit ihrer Unterscheidung wesensverschiedener Räumlichkeiten meinen,
völlig klar zu werden. Wenn es mir aber gelungen ist, sie richtig
zu verstehen, so muß ich ihrer Aufstellung entgegentreten.

Jaspers sagt: »es besteht die Tatsache, daß man nicht in beiden
Kaumanschauungen gleichzeitig leben kann .... es besteht zwischen
dem objektiven und subjektiven Raum keine Kontinuität«. Das bei
geschlossenen Augen sichtbare Augenschwarz gehöre zum objektiven
"aum, stehe vor dem äußeren Auge, werde auch gleichzeitig mit
äußeren Wahrnehmungen bei fast geschlossenen Lidern gesehen.
Schwerer zu erfassen seien der objektive Tonraum und Tastraum,
'da immer beim sehenden Menschen der Gesichtsraum an seine Stelle
tritt«. Aber Jaspers zweifelt offenbar nicht an ihrer Existenz. Er
meint: »Der leibhaftige optische Raum kann nur mit dem leib-
haftigen akustischen Raum sich verbinden, dagegen nicht mit einem
subjektiven akustischen Raum, da zwischen objektivem und sub-
jektivem Raum eine völlige Diskontinuität besteht.«

"ie man sieht, ist dasjenige, was objektiven Raum und subjek-

1Ten Raum scheidet und damit für das Fehlen der Leibhaftigkeit an

unseren Vorstellungen verantwortlich gemacht werden soll, die Dis-

ontmuität. Wo einmal, wie in einem ganz bestimmten Falle auf

Ptischem Gebiete, Wahrnehmungsraum und Vorstellungsraum nicht
 
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