Stottern als assoziative Aphasie. 473
und der zentralen Innerration in der KASSOWiTZSchen Anschauungs-
weise daneben halten. Dieser Teil der Betrachtung gehört jedoch
mehr in das Gebiet der neurologischen Fragestellung. Für die vor-
liegend beabsichtigte psychophysische Untersuchung genügt die Fest-
stellung, daß wir sehr viele Varianten von prinzipiell ataktischen
Muskelkontraktionen kennen gelernt haben, bei denen wir eine völlige
Geschlossenheit des physiologischen wie des psychischen Geschehens
als bedingungslos vorhanden annehmen mußten.
Es gilt nun, für den geschilderten Stottertypus I und auch für II
diese Darlegungen nutzbar zu machen.
Für den Typus I eine umständliche Analyse des psychophysischen
Geschehens zu geben, kann umsomehr unterlassen werden, als falsche
Ansichten hierüber von ernsthaften Forschern nie geäußert worden
*ind. Das sprechenlernende Kind besitzt schon psychophysische be-
wußte Vorgänge, ein primordiales Denken besonders in Raumvorstel-
lungen, niederen taktilen, optischen und akustischen Vorstellungen,
wenn es die ersten Lautbildeversuche vornimmt. In dieser Zeit ent-
stehe das primär ataktische Sprechen (das »physiologische« Stottern)
nicht. Nach meinen Erfahrungen, die sich auf zwei genau selbst
beobachtete Fälle von beginnendem echten Stottern stützen, ist die
Zeit, wo die Wortklangbilder in größerer Anzahl in den primordialen
Denkvorgang eingereiht werden und so ein neuartiges, prägnanteres,
nutteilbares, »soziale« Folgen nach sich ziehendes Tätigkeits- und
Unterhaltungs-(Spiel-)system zu bilden beginnen, die erste kritische
Periode. Eine zweite ist diejenige Zeit, wo die Wortklänge, auf
Grund umfangreicherer Tätigkeit und Erfahrungen, distinktiver emp-
funden werden, wo demnach ein grammatikalisch-logischeres Fühlen
und Sprechen ausgebildet wird. (Näheres s. Kap. 4, Schema.)
Diese Besonderheiten der Sprechbewegungen sind ausschließlich
Ausdrucksformen eines besondersartigen, unkoordinierten (aber nicht
dis «koordinierten) Vorstellens; die Entwicklung des koordinierten
Vorstellens selbst vollzieht sich folgendermaßen (s. nächste Seite):
Nach Baldwin durchläuft die geistige Entwicklung des Kindes
vier Epochen: »Einfache Kontraktilität, mit den organischen Anlagen
von Lust und Schmerz ; nervöse Ergänzung, entsprechend den Sinnes-
unktionen mit Einschluß der Muskelempfindung und einiger adap-
ter Bewegungen; nervöse Ergänzungen bis zu einem Grade, dem
und der zentralen Innerration in der KASSOWiTZSchen Anschauungs-
weise daneben halten. Dieser Teil der Betrachtung gehört jedoch
mehr in das Gebiet der neurologischen Fragestellung. Für die vor-
liegend beabsichtigte psychophysische Untersuchung genügt die Fest-
stellung, daß wir sehr viele Varianten von prinzipiell ataktischen
Muskelkontraktionen kennen gelernt haben, bei denen wir eine völlige
Geschlossenheit des physiologischen wie des psychischen Geschehens
als bedingungslos vorhanden annehmen mußten.
Es gilt nun, für den geschilderten Stottertypus I und auch für II
diese Darlegungen nutzbar zu machen.
Für den Typus I eine umständliche Analyse des psychophysischen
Geschehens zu geben, kann umsomehr unterlassen werden, als falsche
Ansichten hierüber von ernsthaften Forschern nie geäußert worden
*ind. Das sprechenlernende Kind besitzt schon psychophysische be-
wußte Vorgänge, ein primordiales Denken besonders in Raumvorstel-
lungen, niederen taktilen, optischen und akustischen Vorstellungen,
wenn es die ersten Lautbildeversuche vornimmt. In dieser Zeit ent-
stehe das primär ataktische Sprechen (das »physiologische« Stottern)
nicht. Nach meinen Erfahrungen, die sich auf zwei genau selbst
beobachtete Fälle von beginnendem echten Stottern stützen, ist die
Zeit, wo die Wortklangbilder in größerer Anzahl in den primordialen
Denkvorgang eingereiht werden und so ein neuartiges, prägnanteres,
nutteilbares, »soziale« Folgen nach sich ziehendes Tätigkeits- und
Unterhaltungs-(Spiel-)system zu bilden beginnen, die erste kritische
Periode. Eine zweite ist diejenige Zeit, wo die Wortklänge, auf
Grund umfangreicherer Tätigkeit und Erfahrungen, distinktiver emp-
funden werden, wo demnach ein grammatikalisch-logischeres Fühlen
und Sprechen ausgebildet wird. (Näheres s. Kap. 4, Schema.)
Diese Besonderheiten der Sprechbewegungen sind ausschließlich
Ausdrucksformen eines besondersartigen, unkoordinierten (aber nicht
dis «koordinierten) Vorstellens; die Entwicklung des koordinierten
Vorstellens selbst vollzieht sich folgendermaßen (s. nächste Seite):
Nach Baldwin durchläuft die geistige Entwicklung des Kindes
vier Epochen: »Einfache Kontraktilität, mit den organischen Anlagen
von Lust und Schmerz ; nervöse Ergänzung, entsprechend den Sinnes-
unktionen mit Einschluß der Muskelempfindung und einiger adap-
ter Bewegungen; nervöse Ergänzungen bis zu einem Grade, dem