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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig, 1.1912

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Zweites und drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2776#0482
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478 Theodor Hoepfner

im Falle, daß sie als aufdringliches und außergewöhnliches Ereignis
dem betreffenden Menschen zu Bewußtsein gekommen wäre, eine be-
sondere logische Bewertung nicht erfahren hatte. In dem Lange-
schen Schema würde das so unterzubringen sein: Die Bewegungs-
anomalie kann nur dann ein Präzedenzfall, ein auffallen-
des Ereignis, das im Gedächtnis fixiert bleibt, werden,
wenn ein von ihr herrührendes Erinnerungsbild in einem
— zurückbleibt (vgl. Kap. 4).

Mit dieser Feststellung kommen wir zu zwei Überlegungen, die von
fundamentaler Wichtigkeit für die Erklärung des Stotterns und ver-
wandter Zustände sind. In einem .2-Felde können nur Erinnerungswerte
liegen, die in der Psyche des betreffenden Menschen die Eolie von
Vorstellungen spielen. Welcher Art sind nun die Vorstellungen,
die von primär ataktischen (also assoziativ noch nicht veranker-
ten) Bewegungen, speziell Sprechbewegungen, zurück-
bleiben können? Wir haben eben die Möglichkeit angenommen,
daß entweder der Vorgang erinnert werden oder nicht erinnert
werden kann. Das würde bedeuten: möglicherweise kann sich
in einem 2, analog der »Vorstellung der fertigen Bewegung«, nach
einer ataktischen Anomalie die »Vorstellung der (generell) miß-
lungenen Bewegung« etablieren, — möglicherweise auch nicht.
(Die Frage, wie hierbei die betreffende Psyche beschaffen sein muß.
kann erst später behandelt werden.) — Kann noch etwas Speziel-
leres erinnert werden, wenn dieser Fall nicht zutrifft? Mit dieser
Frage, die zu bejahen ist, kommen wir auf die zweite Möglichkeit:
Es kann sich in einem JS auch etablieren die Vorstellung,
daß bei der (ataktischen) Sprechbewegung Druck, Muskel-
arbeit, Anstrengung vorhanden gewesen ist (vgl. Kap. 4).

Diese beiden Fälle sind nun von entscheidender Bedeutung iiir
die Qualität der nach C aus W oder 2 (der Zeichnung) übertragenen
»vorbereitenden Erregung«. Diese kann eine sensorielle oder
eine muskuläre sein. Muskulär heißt aber in diesem Falle
nichts weiter als eine solche Einstellung der Aufmerk-
samkeit, die peripher projiziert ist, die die mit der Mus-
keltätigkeit unmittelbar verbundenen Qualitäten des Tast-
sinnes zu empfinden vorbereitet ist. Sensoriell würde hier
bedeuten, daß die Aufmerksamkeit das Eintreten eines Signals er-
 
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