408 Kuno Mittenzwey
befindet, welche der Intensitätssteigerung oder der Wiederkehr fähig
ist (Schmerzen, Erbrechen u. dgl.), so erscheint das fragliche Sym-
ptom wieder oder erscheint mit verstärkter Intensität, sobald man
in die Region der pathogen en Organisation geraten ist, welche die
Ätiologie dieses Symptoms enthält.
Schließlich erwähnt Fkeud noch eine Art von Hindernissen, die
sich der Behandlung entgegenstellen, die nicht in dem aus dem
Material emporsteigenden Widerstände begründet sind, sondern dann
auftreten, wenn das Verhältnis des Kranken zum Arzte gestört ist.
»Ich habe bereits angedeutet, welche wichtige Rolle der Person des
Arztes bei der Schöpfung von Motiven zufällt, welche die psychische
Kraft des Widerstandes besiegen sollen. In nicht wenigen Fällen.
besonders bei Frauen und wo es sich um Klärung erotischer Ge-
dankengänge handelt, wird die Mitarbeiterschaft der Patienten zu
einem persönlichen Opfer, das durch irgend welches Surrogat von
Liebe vergolten werden muß.« Störungen dieses Verhältnisses zwi-
schen Arzt und Patienten treten in drei Hauptfällen ein, erstens bei
persönlicher Entfremdung, zweitens wenn die Kranke von der Furcht
ergriffen wird, sie gewöhne sich zu sehr an die Person des Arztes.
verliere ihre Selbständigkeit, könne gar in sexuelle Abhängigkeit von
ihm geraten, drittens >wenn die Kranke sich davor schreckt, daß sie
aus dem Inhalt der Analyse auftauchende peinliche Vorstellungen
auf die Person des Arztes überträgt«, d. h. den Arzt zum Objekt
von durch die Analyse erneuerten peinlichen Regungen macht. Diese
»Übertragung auf den Arzt« ist häufig, sie geschieht durch »falsche
Verknüpfung«. — Man überwindet die genannten Hindernisse, indem
man sie wie ein hysterisches Symptom behandelt, durch Analyse
und Aufklärung.
Angesichts der besprochenen Schwierigkeiten der Therapie ist die
Frage naheliegend, ob es nicht doch einfacher sei, die Kur in Hyp-
nose durchzuführen. Freud verneint aber, daß durch die Hypnose
viel vom Widerstand erspart und die Arbeit verringert würde.
In der Schlußbemerkung charakterisiert Fbeüd die Behandlungs-
methode dahin, daß es ihr Ziel sei, das hysterische Elend der Kranken
in gemeines Unglück zu verwandeln. —
Diese erste Darstellung der psychoanalytischen Technik in den
»Studien über Hysterie« ist eine eingehendste, die Freud bis jetzt
befindet, welche der Intensitätssteigerung oder der Wiederkehr fähig
ist (Schmerzen, Erbrechen u. dgl.), so erscheint das fragliche Sym-
ptom wieder oder erscheint mit verstärkter Intensität, sobald man
in die Region der pathogen en Organisation geraten ist, welche die
Ätiologie dieses Symptoms enthält.
Schließlich erwähnt Fkeud noch eine Art von Hindernissen, die
sich der Behandlung entgegenstellen, die nicht in dem aus dem
Material emporsteigenden Widerstände begründet sind, sondern dann
auftreten, wenn das Verhältnis des Kranken zum Arzte gestört ist.
»Ich habe bereits angedeutet, welche wichtige Rolle der Person des
Arztes bei der Schöpfung von Motiven zufällt, welche die psychische
Kraft des Widerstandes besiegen sollen. In nicht wenigen Fällen.
besonders bei Frauen und wo es sich um Klärung erotischer Ge-
dankengänge handelt, wird die Mitarbeiterschaft der Patienten zu
einem persönlichen Opfer, das durch irgend welches Surrogat von
Liebe vergolten werden muß.« Störungen dieses Verhältnisses zwi-
schen Arzt und Patienten treten in drei Hauptfällen ein, erstens bei
persönlicher Entfremdung, zweitens wenn die Kranke von der Furcht
ergriffen wird, sie gewöhne sich zu sehr an die Person des Arztes.
verliere ihre Selbständigkeit, könne gar in sexuelle Abhängigkeit von
ihm geraten, drittens >wenn die Kranke sich davor schreckt, daß sie
aus dem Inhalt der Analyse auftauchende peinliche Vorstellungen
auf die Person des Arztes überträgt«, d. h. den Arzt zum Objekt
von durch die Analyse erneuerten peinlichen Regungen macht. Diese
»Übertragung auf den Arzt« ist häufig, sie geschieht durch »falsche
Verknüpfung«. — Man überwindet die genannten Hindernisse, indem
man sie wie ein hysterisches Symptom behandelt, durch Analyse
und Aufklärung.
Angesichts der besprochenen Schwierigkeiten der Therapie ist die
Frage naheliegend, ob es nicht doch einfacher sei, die Kur in Hyp-
nose durchzuführen. Freud verneint aber, daß durch die Hypnose
viel vom Widerstand erspart und die Arbeit verringert würde.
In der Schlußbemerkung charakterisiert Fbeüd die Behandlungs-
methode dahin, daß es ihr Ziel sei, das hysterische Elend der Kranken
in gemeines Unglück zu verwandeln. —
Diese erste Darstellung der psychoanalytischen Technik in den
»Studien über Hysterie« ist eine eingehendste, die Freud bis jetzt