450 Theodor Hoepfner
Störungen mehrere, als unrein zu bezeichnende physiologische und
psychologische Denkweisen entstanden. Diejenige Psychologie, die
für den Kliniker von Wert ist, kann nur eine solche sein, die sich
in einem stets erweislichen, widerspruchslosen Zusammenhang mit
einer einheitlichen biologischen (physiologischen) Anschauung bewegt.
Eine Einheitlichkeit dieser Grundlage ist besonders deswegen zu ver-
langen, weil ein krankhafter Zustand, der das Wort in seiner psycho-
logischen und physikalischen, also in seiner gesamten biologischen
Bedeutung betrifft, sowohl in das Gebiet der rein physiologischen
als auch in das der psychopathologischen Betrachtungsweise hinein
gehört; mit anderen Worten: es wird ohne weiteres nur eine solche
Untersuchung Anspruch auf leidliche Vollständigkeit erheben können,
die sowohl die materielle Grundlage des Denkens und die Gesetze
ihres Geschehens, wie auch das Denken selbst mit den Bedingungen
seiner Erscheinungen behandelt.
Beim ersten Eingehen auf die dem Sprachgebrauch entnommene
Bezeichnung »Stottern« zeigt sich, daß diese schon eine präsumtive
Analysierung ist. Daß eine Sprachstörung so erheblicher Art ohne
jede Kückwirkung auf die Psyche des Menschen bleiben könne, ist
niemals im Ernste behauptet worden; damit ist aber zugleich die
Frage nach der durchschnittlichen Beschaffenheit der Stottererpsyche
gegeben, und mit ihr zugleich die Fragen nach der Gesetzmäßigkeit
der Wechselbeziehungen, nach der Verwandtschaft der Zustände usw.
Eine reine Symptomatologie als endgültige Festlegung und Erklärung
eines Krankheitszustandes ausgeben zu wollen, kann nur vom Stand-
punkte einer gewissen Unreife der Untersuchungsmethoden und der
Beurteilung der gefundenen Resultate möglich sein. Vor allen anderen
Erscheinungen gehört nun gerade das gestört ausgesprochene Wort
in zwei Welten; das hat namentlich die Anwendung psychologischer
Untersuchungsmethoden in der Psychiatrie gezeigt (vgl. Busch).
Aber wie das in der Schule gelehrte Wort den Menschen modelt
und wandelt, so muß es auch das gestört ausgesprochene. Und wie
die Menschen untereinander nicht gleich sind, wie sie sich durch
Schädigung und Entartung dem Ausgeschaltetwerden und Absterben
entgegen bewegen, so muß auch die Krankheit der Sprachstörung
irgendeinen Moment dieses Weges repräsentieren. Das Forschen
nach der wahren Ursache des zur Untersuchung gestellten Krank-
Störungen mehrere, als unrein zu bezeichnende physiologische und
psychologische Denkweisen entstanden. Diejenige Psychologie, die
für den Kliniker von Wert ist, kann nur eine solche sein, die sich
in einem stets erweislichen, widerspruchslosen Zusammenhang mit
einer einheitlichen biologischen (physiologischen) Anschauung bewegt.
Eine Einheitlichkeit dieser Grundlage ist besonders deswegen zu ver-
langen, weil ein krankhafter Zustand, der das Wort in seiner psycho-
logischen und physikalischen, also in seiner gesamten biologischen
Bedeutung betrifft, sowohl in das Gebiet der rein physiologischen
als auch in das der psychopathologischen Betrachtungsweise hinein
gehört; mit anderen Worten: es wird ohne weiteres nur eine solche
Untersuchung Anspruch auf leidliche Vollständigkeit erheben können,
die sowohl die materielle Grundlage des Denkens und die Gesetze
ihres Geschehens, wie auch das Denken selbst mit den Bedingungen
seiner Erscheinungen behandelt.
Beim ersten Eingehen auf die dem Sprachgebrauch entnommene
Bezeichnung »Stottern« zeigt sich, daß diese schon eine präsumtive
Analysierung ist. Daß eine Sprachstörung so erheblicher Art ohne
jede Kückwirkung auf die Psyche des Menschen bleiben könne, ist
niemals im Ernste behauptet worden; damit ist aber zugleich die
Frage nach der durchschnittlichen Beschaffenheit der Stottererpsyche
gegeben, und mit ihr zugleich die Fragen nach der Gesetzmäßigkeit
der Wechselbeziehungen, nach der Verwandtschaft der Zustände usw.
Eine reine Symptomatologie als endgültige Festlegung und Erklärung
eines Krankheitszustandes ausgeben zu wollen, kann nur vom Stand-
punkte einer gewissen Unreife der Untersuchungsmethoden und der
Beurteilung der gefundenen Resultate möglich sein. Vor allen anderen
Erscheinungen gehört nun gerade das gestört ausgesprochene Wort
in zwei Welten; das hat namentlich die Anwendung psychologischer
Untersuchungsmethoden in der Psychiatrie gezeigt (vgl. Busch).
Aber wie das in der Schule gelehrte Wort den Menschen modelt
und wandelt, so muß es auch das gestört ausgesprochene. Und wie
die Menschen untereinander nicht gleich sind, wie sie sich durch
Schädigung und Entartung dem Ausgeschaltetwerden und Absterben
entgegen bewegen, so muß auch die Krankheit der Sprachstörung
irgendeinen Moment dieses Weges repräsentieren. Das Forschen
nach der wahren Ursache des zur Untersuchung gestellten Krank-