Die Erinnerungstäuschungen der »reduplizierenden Paramnesie« usw. 573
nicht mehr zu erkennen vermag — der Pat. muß infolgedessen zur
Meinung gelangen, es gebe 2 Kliniken.
Pick sagt hierzu: »Nehmen wir an, daß jemand, selbst ein in
gleichem Grade schwachsinniger Kranker, ohne die unserem Kranken
zukommende Störung, die von diesem als differente Erlebnisse an-
gesehenen Etappen des klinischen Aufenthaltes durchgemacht hätte,
so wäre eine derartige Dissoziation gewiß nicht eingetreten, weil die
Menge der in den beiden Zeitabschnitten identischen Sinneseindrücke
und die dementsprechend auch zusammenhängenden Erinnerungsbilder
eine solche Störung der Kontinuität nicht hätten auftreten lassen;
anders bei unserem Kranken; dem ist offenbar diese Kontinuität
an dem Wesentlichen seiner Erlebnisse nicht zum Bewußtsein ge-
kommen, der Einfluß wechselnder, für die Beurteilung des Zusammen-
hanges der Erlebnisse für jeden anderen wenig belangreichen Einzel-
heiten, wird ein überragender, und so zerfällt ihm die ununterbrochene
Reihe der Erlebnisse in der Klinik in zwei differente Gruppen von
Erinnerungsbildern, die miteinander keinerlei Kontinuität haben.«
Daß bei dieser Störung »eine gewisse Schwäche der Erinnerungs-
bilder« eine Rolle spielt, gibt Pick in einer Fußnote zu; »aber«,
setzt er fort, »wie aus den Äußerungen des Kranken selbst bezüg-
lich der bis in Details gehenden Gleichheit der Situation ersichtlich,
ist das Moment der Schwäche der Erinnerungsbilder doch nur als
ein Hilfsmoment für die Entstehung der Störung anzusehen«.
Pick spricht außerdem in seiner ersten Arbeit über diesen Gegen-
stand für die Erklärung der in Frage kommenden Störung den »sense
of fusion« von James an; ich glaube am besten zu interpretieren,
indem ich zitiere:
»Mit den hier zur Deutung der eigentümlichen Störung heran-
gezogenen Faktoren hat sich in seiner Besprechung des Gedächt-
nisses James (The Principles of Psychol. 1891, I, p. 649, Anmerkung)
beschäftigt. Er führt dort aus, daß das von der landläufigen Psycho-
logie angenommene einfache Auftauchen eines Erinnerungsbildes noch
nicht zur Kontinuierung der Erinnerung genügt und exemplifiziert
die weiteren, dazu nötigen Requisite an einem Beispiel: Wenn ich
mich erinnere, daß ich die Uhr aufgezogen, so habe ich die Emp-
findung, daß dieses Erinnerungsbild mit den übrigen Erinnerungs-
bildern einer früheren Ortliehkeit und Zeit sich verbindet; erinnere
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nicht mehr zu erkennen vermag — der Pat. muß infolgedessen zur
Meinung gelangen, es gebe 2 Kliniken.
Pick sagt hierzu: »Nehmen wir an, daß jemand, selbst ein in
gleichem Grade schwachsinniger Kranker, ohne die unserem Kranken
zukommende Störung, die von diesem als differente Erlebnisse an-
gesehenen Etappen des klinischen Aufenthaltes durchgemacht hätte,
so wäre eine derartige Dissoziation gewiß nicht eingetreten, weil die
Menge der in den beiden Zeitabschnitten identischen Sinneseindrücke
und die dementsprechend auch zusammenhängenden Erinnerungsbilder
eine solche Störung der Kontinuität nicht hätten auftreten lassen;
anders bei unserem Kranken; dem ist offenbar diese Kontinuität
an dem Wesentlichen seiner Erlebnisse nicht zum Bewußtsein ge-
kommen, der Einfluß wechselnder, für die Beurteilung des Zusammen-
hanges der Erlebnisse für jeden anderen wenig belangreichen Einzel-
heiten, wird ein überragender, und so zerfällt ihm die ununterbrochene
Reihe der Erlebnisse in der Klinik in zwei differente Gruppen von
Erinnerungsbildern, die miteinander keinerlei Kontinuität haben.«
Daß bei dieser Störung »eine gewisse Schwäche der Erinnerungs-
bilder« eine Rolle spielt, gibt Pick in einer Fußnote zu; »aber«,
setzt er fort, »wie aus den Äußerungen des Kranken selbst bezüg-
lich der bis in Details gehenden Gleichheit der Situation ersichtlich,
ist das Moment der Schwäche der Erinnerungsbilder doch nur als
ein Hilfsmoment für die Entstehung der Störung anzusehen«.
Pick spricht außerdem in seiner ersten Arbeit über diesen Gegen-
stand für die Erklärung der in Frage kommenden Störung den »sense
of fusion« von James an; ich glaube am besten zu interpretieren,
indem ich zitiere:
»Mit den hier zur Deutung der eigentümlichen Störung heran-
gezogenen Faktoren hat sich in seiner Besprechung des Gedächt-
nisses James (The Principles of Psychol. 1891, I, p. 649, Anmerkung)
beschäftigt. Er führt dort aus, daß das von der landläufigen Psycho-
logie angenommene einfache Auftauchen eines Erinnerungsbildes noch
nicht zur Kontinuierung der Erinnerung genügt und exemplifiziert
die weiteren, dazu nötigen Requisite an einem Beispiel: Wenn ich
mich erinnere, daß ich die Uhr aufgezogen, so habe ich die Emp-
findung, daß dieses Erinnerungsbild mit den übrigen Erinnerungs-
bildern einer früheren Ortliehkeit und Zeit sich verbindet; erinnere
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