682 Kuno Mittenzwey
chische Instanz« zu hypostasieren, die diesen Wunsch hegt, dazu liegt
nicht die geringste Berechtigung vor. Wenn man alles das Wunsch
nennen will und so durch die Bezeichnung mit hochkomplizierten
vorstellungsmäßigen Wunschinhalten auf eine Linie stellt, so verliert
die Wunschtheorie jeden Inhalt.
Also wir sehen: die unkritisch formulierte Prohlemstellung der
Traumdeutung bringt die Annahme mit sich, daß die durch die Ana-
lysen ermittelten Inhalte, wenn sie im Unbewußten als Traumerreger
aktuell sind, die Form von Gedanken haben. Aber aus der Problem-
stellung wird noch viel mehr hergeleitet, nämlich die Annahme, daß
jene ermittelten Inhalte zum phänomenalen Trauminhalt
in der Relation des Bedeutens stehen, daß sie den »Sinn«
des Trauminhaltes ausmachen. Ein Beweis dafür, daß es so ist, wird
von Freud wieder nicht erbracht, sondern es wird einfach behauptet.
Freud gewinnt durch das fortlaufende Assoziieren ein Ergebnis, das
mit dem Trauminhalt zunächst in der Beziehung steht, daß es durch
Assoziieren daraus hervorgegangen ist; da nun vorher eindringlich
zum Problem gestellt ist, daß von der Traumdeutung die Rede sein
soll, so waltet keinen Augenblick ein Zweifel, daß das Ergebnis
»Deutung« sei. Bewiesen wird es nicht, vielmehr wäre es eigentlich
eine sehr verwunderliche Sache, wenn es so wäre. Denn die Be-
ziehungen der Assoziationen, durch die Traum und analysierte In-
halte zunächst lediglich verbunden sind, sind lauter kleine einzelne
Schritte; jetzt sollen jene Inhalte als »latenter Traumwunsch« auf
einmal mit dem »manifesten Trauminhalt« über alle ausgelassenen
Zwischenglieder in der direkten Bedeutungsbeziehung stehen, daß
dieser Inhalt jenen Wunsch bedeute. Ebenso: die bedeutenden In-
halte sind lauter unverbundene Elemente, sind ein »Konglomerat«,
der bedeutete Wunsch ist einheitlicher Gedanke. — Es wird viel-
leicht einige Schwierigkeiten machen einzusehen, daß diese Bedeu-
tungsbeziehung tatsächlich eine hinzugetane Annahme ist. Man
wird wahrscheinlich zunächst erwidern: solche Bedeutungsbeziehung
läßt sich doch gar nicht als Annahme machen, sondern sie ist tat-
sächlich da. Die analysierten Inhalte stehen eben tatsächlich zu
dem Traume in einer sinnvollen Beziehung; es ergeben sich beim
Assoziieren eben nicht alle möglichen Einfälle, sondern nur solche,
die mit dem Trauminhalt in sinnverwandter und bedeutungsvoller
chische Instanz« zu hypostasieren, die diesen Wunsch hegt, dazu liegt
nicht die geringste Berechtigung vor. Wenn man alles das Wunsch
nennen will und so durch die Bezeichnung mit hochkomplizierten
vorstellungsmäßigen Wunschinhalten auf eine Linie stellt, so verliert
die Wunschtheorie jeden Inhalt.
Also wir sehen: die unkritisch formulierte Prohlemstellung der
Traumdeutung bringt die Annahme mit sich, daß die durch die Ana-
lysen ermittelten Inhalte, wenn sie im Unbewußten als Traumerreger
aktuell sind, die Form von Gedanken haben. Aber aus der Problem-
stellung wird noch viel mehr hergeleitet, nämlich die Annahme, daß
jene ermittelten Inhalte zum phänomenalen Trauminhalt
in der Relation des Bedeutens stehen, daß sie den »Sinn«
des Trauminhaltes ausmachen. Ein Beweis dafür, daß es so ist, wird
von Freud wieder nicht erbracht, sondern es wird einfach behauptet.
Freud gewinnt durch das fortlaufende Assoziieren ein Ergebnis, das
mit dem Trauminhalt zunächst in der Beziehung steht, daß es durch
Assoziieren daraus hervorgegangen ist; da nun vorher eindringlich
zum Problem gestellt ist, daß von der Traumdeutung die Rede sein
soll, so waltet keinen Augenblick ein Zweifel, daß das Ergebnis
»Deutung« sei. Bewiesen wird es nicht, vielmehr wäre es eigentlich
eine sehr verwunderliche Sache, wenn es so wäre. Denn die Be-
ziehungen der Assoziationen, durch die Traum und analysierte In-
halte zunächst lediglich verbunden sind, sind lauter kleine einzelne
Schritte; jetzt sollen jene Inhalte als »latenter Traumwunsch« auf
einmal mit dem »manifesten Trauminhalt« über alle ausgelassenen
Zwischenglieder in der direkten Bedeutungsbeziehung stehen, daß
dieser Inhalt jenen Wunsch bedeute. Ebenso: die bedeutenden In-
halte sind lauter unverbundene Elemente, sind ein »Konglomerat«,
der bedeutete Wunsch ist einheitlicher Gedanke. — Es wird viel-
leicht einige Schwierigkeiten machen einzusehen, daß diese Bedeu-
tungsbeziehung tatsächlich eine hinzugetane Annahme ist. Man
wird wahrscheinlich zunächst erwidern: solche Bedeutungsbeziehung
läßt sich doch gar nicht als Annahme machen, sondern sie ist tat-
sächlich da. Die analysierten Inhalte stehen eben tatsächlich zu
dem Traume in einer sinnvollen Beziehung; es ergeben sich beim
Assoziieren eben nicht alle möglichen Einfälle, sondern nur solche,
die mit dem Trauminhalt in sinnverwandter und bedeutungsvoller