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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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Viertes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0540
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534 Erich Stern

rechten Zeit erweckt und mich genötigt hat, öffentlich aufzutreten
und für den evangelischen Glauben einzustehen.« Sie lautet: »Wie
man vor der Reformation mit der Religion Spott trieb, sie lächerlich
machte und mit ihr Geschäfte trieb, indem man den Himmel für einen
gewissen Preis verkaufte, also, daß kein ernst denkender Mensch
mehr von Religion wissen und hören wollte, so war es auch vor dem
Ausbruch dieses Weltkrieges. Ich glanbe, es ist nicht schwer, zu
beweisen, daß gerade wie jetzt eine Welt von Feinden sich verbunden
haben, um den deutschen Stamm zu vernichten, so auch vor dem
Krieg hatten sich politische und kirchliche Parteien vorgenommen,
die Religion abzuschaffen. So z. B. die politische Partei der Sozial-
demokratie war so zügellos, daß sie weder der Staat, noch die Kirche
konnte bändigen und ihr verbieten, die öffentlichen Gotteslästerungen
nachzulassen und unseren allertenersten Glauben nicht anzugreifen.

Die liberalen Pastoren jubelten vor Freude, daß die Sozial-
demokraten ihnen den Weg vorbereiteten, um den viel gepriesenen,
seligmachenden Monismus einzuführen und den evangelischen Glauben
abzuschaffen. Es ist nicht zu beschreiben, die gotteslästerliche Sprache,
welche die liberalen Pastoren geführt haben, sonderlich und öffent-
lich, mundlich und schriftlich.

Die Sekten fielen auf die evangelische Kirche wie die reißenden
Wölfe auf die Schafe her. Es hatten sich die irdischen und die
höllischen Mächte verbunden, um die wahre evangelische Kirche von
innen und von außen anzugreifen, um sie umzustürzen und zu zer-
stückeln. Allein der im Himmel sitzt, lacht ihrer. Es wacht ein
Auge über die Kirche, für welche heiliges und teures Blut vergossen
worden ist, nämlich Jesus und so viele Märtyrer, Könige und Fürsten
haben ihre Krone und ihre Länder, ihr Hab, Gut und Blut dahin-
gegeben für ihren teuersten evangelischen Glauben und mit ihnen
auch tausende frommer Christen haben Haus und Hof, Frauen und
Kinder, Hab und Gut, doch auch viele von ihnen ihr Leben gelassen.
So werden sich auch jetzt finden Kaiser, Könige, Fürsten und fromme
Christen, die bereit sein werden, für ihren Glauben zu sterben.

Gerade wie Luther, welcher vor der Reformation in seinem eigenen
Herzen (denn die Reformation fing erst in ihm an) ein gewöhnlicher
Doktor der Philosophie und der Theologie war, wie es tausende
solcher Doktoren heute gibVaber durch die Gnade Gottes, die Luther
 
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