132 Diskussion über die Verdrängung.
Literatur nicht halten können. In dem seitherigen Fahrwasser können
wir nicht weiter bleiben, denn es ist unbedingt notwendig, daß wir
uns verständigen und verstehen. Das geht aber nicht an, wenn wir
z. B. unter dem Begriff Widerstand verschiedene Begriffe verstehen.
Wir können nicht einfach von Widerständen sprechen und damit das
eine Mal die inneren Widerstände bezeichnen, die sich gegen das
Bewußtwerden von Vorstellungen einstellen, oder dann das andere Mal
die durch äußere Einwirkung z. B. den Arzt erzeugten Widerstände.
Welche Unklarheiten vorkommen, zeigt uns der Vergleich mit der
posthypnotischen Suggestion. Ich habe mich mit diesen Fragen schon
vor vielen Jahren sehr eingehend beschäftigt, es ist aber hier un-
möglich, auf die Unterschiede des Wesens einer posthypnotischen
Suggestion und der Verdrängung des näheren einzugehen. Ebenso
halte ich es nicht für richtig, wenn wir uns so über unbewußte Vor-
gänge aussprechen, als hätte das Unterbewußte oder Unbewußte
wieder sein eigenes Bewußtsein. Damit verfallen wir wieder in die
alte Auffassung von der Hysterie. Diese Ausdrucksweise ist ganz
entschieden unseren Patienten gegenüber nicht von Vorteil, weil man
ihren Krankheitserscheinungen eine Absichtlichkeit unterschiebt. Herrn
v. Hattingberg gegenüber muß ich bemerken, daß sich seine Aus-
führungen wohl lediglich auf eine zu geringe Erfahrung stützen
dürften. Eine einzige Analyse eines geeigneten Falles im Halbschlaf-
zustand würde ihm seine Auffassung schnell korrigieren. Eine solche
Analyse wird jedem Beobachter die Tatsache der Akkumulierung der
Affekte auf das deutlichste demonstrieren. Die von ihm mitgeteilten
Einzelheiten zeigen nur, daß die krankhaften Erscheinungen so lange
nicht verschwinden, bis alle Komplexerlebnisse abreagiert, d. h. wieder
bewußt gemacht worden sind. Im Unbewußten wirken lediglich stark
affektbesetzte Determinanten.
Für Herrn Stekel gibt es aber nur eine Sexualverdrängung.
Nach meinen Beobachtungen kann jeder Affekt zur Verdrängung
kommen. So habe ich z. B. Wut- und Ärgerneurosen gesehen,
Zustände, die sich nur durch eine Akkumulierung der entspre-
chenden Affekte erklären lassen können. Die Affekte müssen
nicht immer mit Vorstellungen verbunden sein. So kann dies der
Fall sein z. B. beim Sexualaffekt; aber auch sonst z. B. während
der Entwicklung einer Angstneurose kann Angst sich dem Patienten
Literatur nicht halten können. In dem seitherigen Fahrwasser können
wir nicht weiter bleiben, denn es ist unbedingt notwendig, daß wir
uns verständigen und verstehen. Das geht aber nicht an, wenn wir
z. B. unter dem Begriff Widerstand verschiedene Begriffe verstehen.
Wir können nicht einfach von Widerständen sprechen und damit das
eine Mal die inneren Widerstände bezeichnen, die sich gegen das
Bewußtwerden von Vorstellungen einstellen, oder dann das andere Mal
die durch äußere Einwirkung z. B. den Arzt erzeugten Widerstände.
Welche Unklarheiten vorkommen, zeigt uns der Vergleich mit der
posthypnotischen Suggestion. Ich habe mich mit diesen Fragen schon
vor vielen Jahren sehr eingehend beschäftigt, es ist aber hier un-
möglich, auf die Unterschiede des Wesens einer posthypnotischen
Suggestion und der Verdrängung des näheren einzugehen. Ebenso
halte ich es nicht für richtig, wenn wir uns so über unbewußte Vor-
gänge aussprechen, als hätte das Unterbewußte oder Unbewußte
wieder sein eigenes Bewußtsein. Damit verfallen wir wieder in die
alte Auffassung von der Hysterie. Diese Ausdrucksweise ist ganz
entschieden unseren Patienten gegenüber nicht von Vorteil, weil man
ihren Krankheitserscheinungen eine Absichtlichkeit unterschiebt. Herrn
v. Hattingberg gegenüber muß ich bemerken, daß sich seine Aus-
führungen wohl lediglich auf eine zu geringe Erfahrung stützen
dürften. Eine einzige Analyse eines geeigneten Falles im Halbschlaf-
zustand würde ihm seine Auffassung schnell korrigieren. Eine solche
Analyse wird jedem Beobachter die Tatsache der Akkumulierung der
Affekte auf das deutlichste demonstrieren. Die von ihm mitgeteilten
Einzelheiten zeigen nur, daß die krankhaften Erscheinungen so lange
nicht verschwinden, bis alle Komplexerlebnisse abreagiert, d. h. wieder
bewußt gemacht worden sind. Im Unbewußten wirken lediglich stark
affektbesetzte Determinanten.
Für Herrn Stekel gibt es aber nur eine Sexualverdrängung.
Nach meinen Beobachtungen kann jeder Affekt zur Verdrängung
kommen. So habe ich z. B. Wut- und Ärgerneurosen gesehen,
Zustände, die sich nur durch eine Akkumulierung der entspre-
chenden Affekte erklären lassen können. Die Affekte müssen
nicht immer mit Vorstellungen verbunden sein. So kann dies der
Fall sein z. B. beim Sexualaffekt; aber auch sonst z. B. während
der Entwicklung einer Angstneurose kann Angst sich dem Patienten