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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0195
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durch die Farbe unterstützt, sonore, tiefe Klänge, die fern
von aller Wirklichkeit doch die Stimmung eines Spät*
nachmittags in paradiesischen Gefilden vollkommen aus*
drücken. Die Betrachtung im einzelnen wird diese An*
deutungen leicht ausführlich belegen und weiterspinnen.
Ähnliches ließe sich von der römischen Vigna sagen, in
der der Künstler sich selber mit seinem Gönner Fiedler
dargestellt hat. Nur wirkt hier der Zweiklang von Blau
und Rot vielleicht allzu stark, die malerische Einheit
gefährdend.
Wer in unserer Galerie dem Maler Marees näher
gekommen ist, versäume ja nicht, im Kupferstichkabinett
seine Zeichnungen zu besehen, die zu den schönsten
ihres Jahrhunderts gehören. Manches, was im Gemälde
als fragmentarisch empfunden werden mag, wird in der
Zeichnung ohne Schwierigkeit genossen, da hier von
vornherein der Zustand einer schwebendenVorbereitung
erwartet wird.
Marees hat sehr bedeutsam gewirkt, weniger auf seine
nächste Umgebung, die ihm untertänig wurde wie Volk*
mann und Pidoll, als vielmehr bezeichnenderweise durch
Adolf Hildebrandt auf die deutsche Plastik, zumal in
München. In ihm und dieser seiner Nachfolge erneuert
sich noch einmal der Klassizismus gegen das Ende des
Jahrhunderts, dessen Anfang er beherrscht hatte. Aber
diesem späten deutschen Klassizismus ist Romantik bei*
gemengt — wenn man sie auch nur in dem hoffnungs*
losen Streben nach einem unerreichbaren Ziel der Voll*
kommenheit erblicken will. Auch darin liegt Transzen*
denz wie in aller großen germanischen Kunst.
In welchem Sinne läßt sich Franz von Lenbach (1836 bis
1904) den genannten drei Deutsch*Römern anreihen? Er

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