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Pecht, Friedrich
Kunst und Kunstindustrie auf der Weltausstellung von 1867: Pariser Briefe — Leipzig, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.1266#0142
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Die Miinchener Schule.

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druck als alles, was er seither gemacht, nicht weil seine Kraft
erlahmt, er zurückgegangen wäre, sondern weil der Vorwurf
eine freie Schöpfung, günstiger und einfacher war.

Piloty hat aber ein bedeutendeS Verdienst nicht nur als
Künstler, -sondern auch als vortrefflicher Lehrer, der eine
große Schule gestiftet hat, aus der bereits eine bedeutende
Anzahl verheißungsvoller Namen, wie die früher genannten
Markart, Mar, Schütz, Häberlin rc., hervorgegaugen sind
und noch viele folgen werden. So Liezenmayer, der eine
sehr hübsche Maria Theresia voll malerischen Talents bringt,
Conräder, der einen Tillv, Rudolf Scitz, welcher eiuen Peter
Vischer, Folingsbv, der eine Änna von Dänemark, alle mit
unzweiselhafter malerischer Begabung geliefert.

Auch Lenbach, dessen wir schon gedacht, ist aus der
Schule hervorgcgangen, der er so große Ehre macht durch
sein« trefflichen Porträts, ivclche in ihrer Aiilehnung an die
niederländischen Meister uns ein coloristisches Talent spcciell
für die Reize des Helldunkels zeigen, das sic bei ihrcr
ebenso scharsen Charakteristik als malerischen Auffassung
unbedingt dem Besten in der ganzen Ausstellung anreiht,
zu jenen »icht eben zahlreichen Tafeln stellt, von denen man
sich vorstellen kanii, daß sie auch noch im nächsten Jahr-
hundert interessiren, weil der Proceß der Durchbildung des
Stoffs zum Kunstwerke, der bci den Modernen meist in
der Photographie stecken bleibt, vollständig und reizend
vollendet ist.

Auch ein herrlicher Frauenkopf Füßli's dürfte dazu ge-
hören, cbenso anzichcnd aufgefaßt als mit feinem künst-
lerischen Sinn gemalt. Sein großes Familienbild zeigt zwar
dicselben Eigenschaften, aber nicht in gleich hoher Potenz,
wie auch einige sehr gelungene Studienköpfe.

Wir kommen nlin zu der Art von Geschichte, die mit
Kanonen und Soldaten gemacht wird, und sinden auch hier
einige Leistuugen ersten Nanges, wie Franz Adam's Scene
hinter dcm Schlachtfelde von Solferino, welche uns die
Schaucr- und Lcidensscenen dcs Kricgs in der erschütternd-
sten und doch zugleich echt künstlerischsten Weise mit einer
Feinheit der Charakteristik, einer Meisterschaft der Zeich-
 
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