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Pecht, Friedrich
Kunst und Kunstindustrie auf der Weltausstellung von 1867: Pariser Briefe — Leipzig, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.1266#0144
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Die Miinchelier Schule.

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in ihrem Vaterlande auch noch nicht dic allergeringste
Förderung gefunden, Kotzebue und Brandt für Amerika
oder Rufiland arbeiten inüssen, so inöchte man freilich
meinen, daß die inoralischen Factoren zum Siege, die in
Frankreich solch umstchtiger Pstege von je gewürdigt wurden,
in Deutschland noch immer vom Corporals - Standpunkt
aus beurtheilt werden, und daß man in gewiffen Kreisen
noch immer nicht zur Erkennlniß gekommen sei, daß kein
Kapital so hohe Zinsen irägt als der Ruhm, wenn man
es zu verwerthen versteht. Ein Verdienst, das aber nicht
durch die Kunst, sei es des Geschichtschreibers, des Dichters
oder des Malers verewigt, der Erinnerung und Nach-
ciferung kommender Geschlechter anfbewahrt wird, ist sehr
bald keins mehr; das Vlut der Braven ist dann halb oder
ganz nmsonst vergoffen. Glaubt man etwa, Cäsar und
Friedrich der Große hätlen nicht gewußt, was ste thatcn,
als ste ihre cigcnen Geschichtschreiber wurden, Napoleon nicht,
als er alle Maler Frankreichs für die Verewigung seiner
Triumphe verwendcte? Wo wäre dcnn heute Achill ohne
den Homer?

Finden die deutschen Schlachtenmaler so wcnig Förderung,
daß ste stch meist dem Genre oder der Thiermalerei zuwen-
den müffe», wie uns Adam's trcffliche Pferdebilder zcigen,
so haben ste hier wenigstens auf Antheil zu rechnen; ganz
unähnlich den brutalen Franzosen haben wir von jehcr uns
des Viehs erbarmt und nur die Menschcn ruhig mis-
handelt, höchstens unsere großen Männer verhungern laffen.
Die Hunde gehörten bei uns immer zur Familie, in Mün-
chen, dem eigentlichen Huudeparadies, sind sie sogar steuer-
frei; dagegen freilich die Kinder in den Schulen wic
Sklaven zusammengeprcßt, hundert auf Einen Lehrer.

Diesc Zärtlichkcit gegen die Bestien, welche mil der
Bestialität gegcn dic Menschen ost in so gcnauem Znsain-
Mknhangc steht, thut indeß der tiesen Gemüthlichkeit der ger-
nianischen Naffe keinen Eintrag, wie ste sich auch in dcr
Kunst durch das Vorhcrrschen dcs Genre oder doch der genre-
artigen Auffaffung ausspricht. Wir stnd auch heute noch
Privatmenschen; die Familic, ihre kleinen Leiden und Freudcn
 
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