Rcud und Leyd / Glück und Unglück /
Ruh und Unruh sind auf dem Schau-Gerüste dieser
Erden bey uns Sterblichen nichts anders/ als Wechsel-
Kinder oder Zwillinge / welche mit uns gcbohren wer-
den/ und wieder zu Grabe gehen. Der Helle Tag/ dcrbcyunsc-
rcrGeburt mit angenehmen Sonnen-Blicken uns bestrahlet/ wird
auch wohl vor Abend mit schwartzcnWolckcn vcrdunckelt. Unser
elcndcsLeben / welches durch beständige Zufälle die Unbeständigkeit
unserer zerbrechlichen Hütte anzeigct / rufft uns allezeit diescsLcko zu:
Ickeu! lrsu! r>vL miteror toru; I^omuncio nil cck;
6cncli5 und Lxoclm, das ist/ gebohren werden und sterben/ folgen ein-
ander gewisser/ als die Leichen-Begleitcr dem Sarge. Hier ist nichts/
als ein Auf - und Abtritt. und V-ilc ist aller Sterblichen
Sprache / oder die zwcy Wechsel - Wörter aller Menschen. Das
Reich der Natur zeigt so viel Spiegel / als Wunder / und wir selbst sind
nur Schau - Gläser menschlicher Veränderungen / wo unser Leben öff-
ters mit einer kürtzern Ellen abgemessen wird / als der Jammer selbst.
Unsere Leiber haben MltfonL Kürbiß cnicrlcy Sicherheit / weil sie eine
von Staub und Aschen zusammen-gesetzte I^uII und Nichtigkeit blei-
ben. EsmagdieWelt wegen der vielen O-c/cr men/ so darausleben/
ein Land der Lebendigen heissen / so wird doch keiner von der Wahrheit
fehlen/ wann er sic nachdcmseremm cinWürgc-Thal nennet/ ein
Feld L^eckicli;, ree/onemmorim, ein Land dcrTodtenundTodtcn-
Gcbcine/ wo uns lauter begegnen / und wir selbst bas Gerich-
te deß Todes verstellen; Denn wir finden mehr Gräber unter der Er-
den / alsHäusser aufdcrselbcn. Za/ der gantzcErd - Boden wird
mit nichts mehr gcdünget/ denn mit derTodten-Asche so vieler allbe-
rcitsverstorbenen Menschen. Gewiß/ dasgantzcRund ist das allge-
meine Bein-Haust und Sammel-Platz derTodtcn - Knochen Aller/
so jemals gewesen / und noch kommen werden. Zm alten Ulis-
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