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Königliche Museen <Berlin> [Hrsg.]
Führer durch die Ruinen von Pergamon — Berlin, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.921#0011
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blühende Ansiedlung aus dem Ruin wieder emporkam. Zu
den verschiedenen Befestigungsanlagen, hinter welchen man
sich oben zu schützen versuchte, gehört eine gewaltige Not-
mauer, welche vermutlich zur Abwehr der andrängenden
mohammedanischen Mächte gegen das Ende des ersten Jahr-
tausends unserer Zeitrechnung errichtet wurde. Dabei wurden
vorwiegend Werkstücke der antiken Prachtbauten verwendet
und blieben in der Mauer zum grofsen Teile geborgen, bis
sie bei den preussischen Ausgrabungen gerettet wurden.

Zu diesen preufsischen Ausgrabungen gab ein Geschenk
Karl Humanns den ersten Anlafs. Er schickte im Jahre 1873
die ersten Stücke grofser Hochreliefs von der pergamenischen
Burg nach Berlin. Darauf wurde mit Genehmigung der
Kaiserlich ottomanischen Regierung und letzthin unter be-
sonderer Mitwirkung der Generaldirektion des Kaiserlichen
Museums in Konstantinopel die Untersuchung planmäßig
unternommen. Karl Humann hat sie unter Oberleitung der
Königlichen Museumsverwaltung seit dem Jahre 1878 mit
Unterbrechungen bis zum Jahre 1886 mit glücklicher Hand
geführt und unter einer ganzen Reihe mitwirkender Kräfte
hat namentlich Richard Bohn sich dauernd und erfolgreich
an ihr beteiligt. Später ist die wissenschaftliche Unter-
suchung noch mehrfach fortgesetzt worden. 1898 hat eine
kartographische Aufnahme durch Hauptmann Beriet statt-
gefunden.

Durch diese Untersuchungen sind erhebliche Überreste
der alten Königsstadt wieder ans Licht getreten und machen
den Platz, wenn auch die meisten der beweglichen Fund-
stücke in den Museen zu Berlin und Konstantinopel in
Sicherheit gebracht werden mufsten, in gesteigertem Mafse
sehenswert und lehrreich. Daneben mag Pergamon seine
alte Anziehungskraft für Besucher als die Stätte einer der
sieben apokalyptischen Kirchen Kleinasiens unvermindert be-
haupten.
 
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