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Winter, Franz
Altertümer von Pergamon (Band VII,Text 2): Die Skulpturen mit Ausnahme der Altarreliefs — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.926#0116
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302. Heroenrelief. Beiblatt 33.
Konstantinopel, Ottomanisches Museum 73 (362). Weißer Marmor. Höhe 0,677 m- Länge 0,81 m.
Dicke oben 0,07 m, unten 0,155 m. Gefunden »beim Hausbau am Wege zur Quelle vorn im Ketiostal«
(Conze). Bulletin de correspondance helle'niqite 1889 Taf. IX1 S. 509 (Lechat). Sal. Reinach, Chronique d'Orient
I S. 634 (= Revue arche'ol. 1890 S. 280). Pontremoli-Collignon, Pergame S. 21. Watzinger, Das Relief
des Archelaos von Priene (63. Berliner Winckelmannsprogramm 1903) S. 7.
Die linke obere Ecke und das rechte Endstück der unteren, 0,08 m vorspringenden Fußleiste
mit dem linken Fuß des Kriegers sind abgebrochen, ferner vom Pferde der untere Teil des Kopfes
und das gehobene rechte Vorderbein bis auf den Fuß, von dem Spendenden der Kopf, die linke
Hand mit dem Schwertgriff und die Hälfte der Schale, von dem Hunde der vordere Teil des
Kopfes. An der weiblichen Figur und dem Krieger sind das Gesicht und die Hände, an letz-
terem auch der untere Schildrand durch Bestoßung verletzt. Die Oberfläche ist durchweg korrodiert
und (wie Lechat angibt) infolge des langen Liegens in feuchtem Boden mit einer sehr harten Kalk-
sinterschicht bedeckt. Die Platte schneidet an den Seiten und oben glatt, ohne Umrahmung ab;
von den grob behauenen Seitenflächen hat die rechte glatten Randbeschlag, die linke springt nach
hinten schräg zurück; auf der gerauhten Oberseite ist nahe der rechten Ecke ein Dübelloch, dem
an der weggebrochenen linken Ecke ein zweites entsprochen haben wird. Aus alledem ist zu
entnehmen, daß das Relief in eine Randarchitektur eingelassen war, die unten oder auf dem
Gebälk Inschrist getragen haben wird.
Der Heros ist von seinem Roß, das links von ihm von einem in vollem Wasfenschmuck
prangenden Diener gehalten wird, abgestiegen und nach rechtshin zu dem Altar getreten, um
die Spende zu bringen. Bekleidet nur mit einem Mantel, der, um die Schultern geworfen, die
linke Brust und den linken Arm bedeckt und im Rücken tief herabfällt, hält er in der Linken
das mit der Scheide schräg am Unterarm anliegende Schwert am Griff, in der vorgestreckten
Rechten die gebuckelte Schale über den runden Altar, der oben und unten mit einer einfachen,
vorspringenden Profilierung versehen ist. Hinter diesem steht ein Baum, dessen dicker, grade
auszeigender Stamm sich oben nach beiden Seiten hin in reiches Geäst verzweigt; um seinen
Stamm ringelt sich in bewegten Windungen, oben über einen nach vorn abstehenden Aststumpf
hinweg, eine große Schlange, sie züngelt mit dem Kopf abwärts nach der Schale hin. Auf sie
ist der Blick einer weiblichen Figur gerichtet, die auf der anderen Seite vom Altar dem Heros
gegenübersteht. eine schöne, reichbekleidete Gestalt in langem Chiton und über den Kopf und
Oberkörper gezogenem Mantel, den die Linke vor der Brust festhält, während die Rechte unter
dem Mantel auf einen bis zur Hüfthöhe der Figur reichenden, oben profilierten Pfeiler auf-
gestützt ist. Vor dem Altar sitzt ein hochbeiniger Hund und blickt mit rückwärts gewandtem
Kopf zu dem Spendenden auf.
Die Rüstung des Dieners entspricht den auf den Brüstungsreliefs der Athenahalle dargestellten
Wasfenstücken. Der runde, oben etwas geschweift in eine pickeiförmige Spitze ausgehende
Helm mit heruntergezogenem Nackenstück und vorn aufgesetztem, seitlich mit kurzen Voluten
anschließendem Bügelunterscheidet sich von dem Helme Altertümer von Pergamon II TafXLIV 1
nur dadurch, daß der Stirnschirm knapper ist und die Backenstücke, wie es scheint, weg-
gelassen sind. Der Lederpanzer, mit kurzem Rumpf, Schulterklappen, gefransten Lederstreifen
am Rumpf und an den Armlöchern, hat die Form wie die II Taf. XLIII, XLV 2, XLVIII 1
abgebildeten Panzer und ist wie diese mit der Feldbinde umgürtet, deren Schleifenenden
durch die untere Lage durchgesteckt sind.- An den Schulterstücken sind die zur Befestigung
dienenden Lederstreisen und Ringe nicht angebracht. Von dem unter dem Panzer liegenden
Chiton sind auf den Oberarmen die Ärmel und über den Knien, unter den Pteryges des Pan-
zers, der untere Rand sichtbar. Am linken Arm trägt der Gerüstete einen langen, ovalen Schild,
an den Füßen Sandalen, deren Schnürwerk infolge der Korrosion der Oberfläche nicht deutlich
erkennbar ist. Der rechte Arm ist nach dem Kopfe des Pferdes hin gehoben. Dieses hat um den
 
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