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mit weit vorgestelltem linkem Bein im Wagen fleht und in der vorgestreckten Linken die Zügel
hält; der abgebrochene rechte Arm war erhoben.
F. Fragment, ringsum gebrochen, lang etwa 0,20 m.
Von dem nach rechts bewegten Gespanne sind nur der Leib
des vorderen und ein Stück der Hinterbeine des hinteren Bockes
sowie die Spitze des erhöhten Randes vorn am Wagen und darüber
die linke Hand des Lenkers mit den Zügeln erhalten. Über der
Hand sind zwei kleine Löcher, in denen wohl die Peitsche ein-
gefügt war. Der Richtung der Darstellung nach ist anzunehmen,
daß das Stück zu den Gespannen mit den Eroten gehörte.
G. Fragment, oben und an den Seiten gebrochen, lang 0,15 m.
Gefunden westlich von der Skene.
Ein nach links gerichteter Wagen wird von einer in kind-
lichen Formen ausgesührten nackten Figur bestiegen. Von dieser
ist das eine in den Wagenstuhl tretende Bein und der eine vor-
gestreckte Unterarm, dessen Hand die links oben in einem Stück-
chen erkennbaren Zügel hielt, vollständig, der mittlere Teil des Körpers nur in abgeschlagener
Fläche erhalten. Vor dem Wagen ist noch der Schwanz eines Ziegenbocks sichtbar. Das
Stück ist darin von den übrigen verschieden, daß die untere Fläche
gerauht und mit Randbeschlag versehen ist. Auch die Richtung des
Gespanns weicht von den Darstellungen der andern Platten ab, in denen
die Gespanne mit männlichen Lenkern nach rechts, die mit weiblichen
Figuren nach linkshin gewendet sind. Doch kann an der Zugehörig-
keit bei der Übereinstimmung im Gegenstand, in der Arbeit und
in den Maßen, und da auch dieses Stück vom Theater herrührt, kein
Zweifel sein.
384 F
3s4U
Die Ausführung, am besten an den Stücken B und C zu er-
kennen, hat in allem, namentlich aber in der schwungvollen Führung
der bewegten ssießenden Konture und in der trotz des kleinen Maßstabes voll zur Wirkung
gebrachten kontrastreichen Behandlung der Gewandfalten, die zum Teil stark eingetiest, zum
Teil gebrochen und geknickt und in feinstem Relief oder nur in eingeritzten Linien angegeben
sind, durchaus den Charakter der Königszeit. Die Fundstelle bringt die Friese in Verbindung
mit dem Theater, dessen steinernes Bühnengebäude, an Stelle eines älteren hölzernen errichtet,
von Bohn, A. v. P. IV S. 16 dem Ausgang der Königszeit zugeschrieben wird, unter die man
schwerlich mit Dörpfeld, Athen. Mitt. des Inst. 1907 S. 231, wird herabgehen dürfen. Auch von
den übrigen der Art nach ähnlichen Friesen der folgenden Nummern ist wenigstens der mit den
Seekentauren ebenfalls bei den Ausgrabungen im Theater gefunden, und das Gebäude kann
an mancherlei Teilen seiner Architektur zur Verwendung derartiger Dekorationen passende
Gelegenheit geboten haben, wie ja wahrscheinlich von dem Eingange die schönen Masken-
sriese A. v. P. IV S. 1 Villi n. 236 herrühren. Grade aber für diese Stücke an eine Anbringung
am Skenengebäude zu denken, kann vielleicht die Analogie des freilich viel jüngeren und auch
in der Wahl des gegenständlichen Motivs weniger zierlichen Erotenfrieses von Ephesos Anlaß
geben, der von dem domitianischen Skenenbau des ephesischen Theaters herrührt'.
Der leicht gefällige Ton, der in diesen Darstellungen angeschlagen ist, hat der römischen
Kunst besonders zugesagt. Von den vielen Variationen, in denen dasselbe Thema in der Plastik
und Malerei der späteren Zeit behandelt worden ist, kommen die im Hause der Vettier in
1 Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Volksgarten, Wien 1901 S. 13 ff. n. 21. 22.
mit weit vorgestelltem linkem Bein im Wagen fleht und in der vorgestreckten Linken die Zügel
hält; der abgebrochene rechte Arm war erhoben.
F. Fragment, ringsum gebrochen, lang etwa 0,20 m.
Von dem nach rechts bewegten Gespanne sind nur der Leib
des vorderen und ein Stück der Hinterbeine des hinteren Bockes
sowie die Spitze des erhöhten Randes vorn am Wagen und darüber
die linke Hand des Lenkers mit den Zügeln erhalten. Über der
Hand sind zwei kleine Löcher, in denen wohl die Peitsche ein-
gefügt war. Der Richtung der Darstellung nach ist anzunehmen,
daß das Stück zu den Gespannen mit den Eroten gehörte.
G. Fragment, oben und an den Seiten gebrochen, lang 0,15 m.
Gefunden westlich von der Skene.
Ein nach links gerichteter Wagen wird von einer in kind-
lichen Formen ausgesührten nackten Figur bestiegen. Von dieser
ist das eine in den Wagenstuhl tretende Bein und der eine vor-
gestreckte Unterarm, dessen Hand die links oben in einem Stück-
chen erkennbaren Zügel hielt, vollständig, der mittlere Teil des Körpers nur in abgeschlagener
Fläche erhalten. Vor dem Wagen ist noch der Schwanz eines Ziegenbocks sichtbar. Das
Stück ist darin von den übrigen verschieden, daß die untere Fläche
gerauht und mit Randbeschlag versehen ist. Auch die Richtung des
Gespanns weicht von den Darstellungen der andern Platten ab, in denen
die Gespanne mit männlichen Lenkern nach rechts, die mit weiblichen
Figuren nach linkshin gewendet sind. Doch kann an der Zugehörig-
keit bei der Übereinstimmung im Gegenstand, in der Arbeit und
in den Maßen, und da auch dieses Stück vom Theater herrührt, kein
Zweifel sein.
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Die Ausführung, am besten an den Stücken B und C zu er-
kennen, hat in allem, namentlich aber in der schwungvollen Führung
der bewegten ssießenden Konture und in der trotz des kleinen Maßstabes voll zur Wirkung
gebrachten kontrastreichen Behandlung der Gewandfalten, die zum Teil stark eingetiest, zum
Teil gebrochen und geknickt und in feinstem Relief oder nur in eingeritzten Linien angegeben
sind, durchaus den Charakter der Königszeit. Die Fundstelle bringt die Friese in Verbindung
mit dem Theater, dessen steinernes Bühnengebäude, an Stelle eines älteren hölzernen errichtet,
von Bohn, A. v. P. IV S. 16 dem Ausgang der Königszeit zugeschrieben wird, unter die man
schwerlich mit Dörpfeld, Athen. Mitt. des Inst. 1907 S. 231, wird herabgehen dürfen. Auch von
den übrigen der Art nach ähnlichen Friesen der folgenden Nummern ist wenigstens der mit den
Seekentauren ebenfalls bei den Ausgrabungen im Theater gefunden, und das Gebäude kann
an mancherlei Teilen seiner Architektur zur Verwendung derartiger Dekorationen passende
Gelegenheit geboten haben, wie ja wahrscheinlich von dem Eingange die schönen Masken-
sriese A. v. P. IV S. 1 Villi n. 236 herrühren. Grade aber für diese Stücke an eine Anbringung
am Skenengebäude zu denken, kann vielleicht die Analogie des freilich viel jüngeren und auch
in der Wahl des gegenständlichen Motivs weniger zierlichen Erotenfrieses von Ephesos Anlaß
geben, der von dem domitianischen Skenenbau des ephesischen Theaters herrührt'.
Der leicht gefällige Ton, der in diesen Darstellungen angeschlagen ist, hat der römischen
Kunst besonders zugesagt. Von den vielen Variationen, in denen dasselbe Thema in der Plastik
und Malerei der späteren Zeit behandelt worden ist, kommen die im Hause der Vettier in
1 Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos im Volksgarten, Wien 1901 S. 13 ff. n. 21. 22.