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Schazmann, Paul
Altertümer von Pergamon (Band VI, Text): Das Gymnasion — Berlin, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.3324#0050
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Die obere Terraffe. ,~

die Eckvoluten find abgebrochen, die innern aus Rundftengeln find jedoch erhalten und bleiben
unter dem Kalathosrand, eine leider ftark zerftörte Mittelblume umrahmend, deren Stengel hinter
einer Erotenbüfte emporwäcbft.

Vom Innenarchitrav find zwei Bruchftücke erhalten, von 0,35 m Höhe, davon die untere
Faszie 0,18, die obere 0,125 m und der Reft das Abfchlußprofil, eine Schrägleifte mit Plättchen.
Der Fries fehlt gänzlich, vom Gefims ift nur die eine unvollftändige Platte vorhanden, von 0,28 m
Höhe und am Unterlager 0.45 m Tiefe. Sie hat an der Stoßfuge ein Klammerpaar und hinten
Nefter für die Sparrenfüße, unten Dübellöcher und die Marke r. Eine Traufrinne fehlt, dafür ift
oben ein o, 10 m breiter Streifen, wohl zur Aufnahme der Antefixe, glatt gearbeitet.

Welcher Gottheit der Tempel geweiht war, entzieht fich unferer Kenntnis. Nach der Lage Bedeutung,
des Heiligtums in der Achfe der Gymnafionterraffe wird man ihn wohl mit Recht einem der Gym-
nafiongötter Hermes oder Herakles zuweifen, vielleicht auch beiden zugleich. Ob und wieweit
auf die Orientierung des Tempels nach Welten Wert gelegt werden darf, hat Conze (Altertümer
v. Perg. I, 2 S. 284) unterfucht.

Vor und neben dem Tempel find einige Fundamente und Bafen aufgedeckt worden, welche Ausstattung
Weihgefchenke, Statuen und Altäre getragen haben. Vor allem liegt in der Achse des Tempels, des Bezirks,
etwa 8 m von seiner Front, ein großes Fundament, daß zu einen Rechteck von 2x2,6 m ergänzt
werden darf und zweifellos dem Brandopferaltar angehört. Ob die beiden fymmetrifche Steine
mit Löcher 2 m weltlich vom Altar eiferne Ringe zum Anbinden der Opfertiere enthielten, wie
in Magnefia a. M. (dort S. 91 f.), mag dahingeftellt bleiben.

Der Plan Tafel IV—V zeigt noch die Refte einiger fpätern Bauwerke, die bei der Grabung
zum Vorfchein kamen: zunächft füdlich vom Tempel eine Mauer mit Säulenftandfpuren einer
Halle aus fpätrömifcher Zeit, 37, die fich vermutlich bis zum Treppenaufgang erftreckte. Weiter
weltlich liegen die Gebäude 34 und 35, die nach ihrer Bauart wohl derfelben Spätzeit an-
gehören, aber weder über ihre Geftalt, noch über ihre Bedeutung Auffchluß gewähren.

Einen großen Teil der Terraffe nahmen endlich elende Hütten ein, hoch über dem Niveau der
antiken Bauten. Sie gehören jedenfalls der Bevölkerung an, welche zu ihrem Schutz die mittel-
alterliche Feftungsmauer mit ihren mächtigen Türmen errichtet hat.

DIE OBERE TERRASSE.

DER VERBINDUNGSGANG.
Tafel IV—V, VI—VII, XII, XIII.

Zwifchen dem nördlichen Stützmauerfyftem der mittleren Terraffe und den Hof des oberen Lage und
liegt ein kellerartiger Verbindungsgang (SS auf Tafel IV—V) von 212.20 m Länge und 6,80 m Ausdehnung.
Breite. Derartige langgeftreckte Kellerräume finden fich in Pergamon mehrfach, da die parallelen
Stützmauern der zahlreichen Terraffen ihre Anlage begünftigten und ihre Herftellung keine befondere
Koften verurfachte, noch fchwierige Konltruktionen erforderte, während fie zu den verfchiedenften
Zwecken bequem auszunutzen waren. Sie liegen gewöhnlich am Rande hoher Terraffen: unter
der Theaterterraffe, bei der oberen und unteren Agora und unter der Südhalle des Demeterbe-
zirkes, hier mit ganz ähnlichen Fenltern verfehen, wie urfprünglich im Gymnafiongang (Ath. Mitt.
1910, S. 365- Tafel XV).

Im Gymnafion übertrifft der Gang an Länge die Palaeftra ganz bedeutend; er ift durch
keinerlei Quermauern durchfchnitten und diente ohne Zweifel zum Verkehr zwifchen wichtigen

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