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Schazmann, Paul
Altertümer von Pergamon (Band VI, Text): Das Gymnasion — Berlin, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.3324#0113
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IQ2 Der Tempelbezirk der Hera Basileia.

bildern abweichenden Architektur, welche fo ganz aus feiner Anlage hervorgegangen ift und den
äußeren Ausdruck der Aufgabe des Nutzbaues bildet. Der größte Reiz des Bauwerks beftand im
lebhaften Gegenfatz von breiten Lichtmaffen und tiefbefchatteten Kuliffen. Trotz der verfchieden-
artigen Nachbarfchaft, im Weiten die hohe Stützmauer und im Often die tiefliegende Burgftraße,
hatte man es verftanden, in der Faffade das äftethifche Gleichgewicht ohne Zwang zu bewahren.
Es ift das ein Gebäude, welches den Zufammenhang mit den hintereinander geftaffelten Architek-
turen der pompejanifchen Wandmalerei deutlich erkennen läßt, zugleich aber verläßt diefer Bau
in feiner malerifchen Wirkung bald den helleniftifchen Boden, um zu den römifchen Prunkfaffaden,
wie Nymphaeen, Theater u. dgl., mit ihren Verkröpfungen, Aediculen und anderen dekorativen
Geftaltungen hinüberzuleiten.

DER TEMPELBEZIRK DER HERA BASILEIA.

(Tafel I—II, IV—V, VI—VII, VIII, X—XI, XVIII, XXXII, XXXIII, XXXIV, XXXV.)

DIE TEMPELTERRASSE.

Lage. Zu den intereffanteften Entdeckungen aus den letzten Arbeitsjahren am füdlichen Burgberg-

abhange gehöil das Heiligtum der Hera Bafileia über dem Gymnafion. Das Heiligtum gehört
allerdings nicht mehr zum Gymnafion, doch hängen feine Stützmauern konftruktiv mit dessen
Mauern zufammen, fo daß die Tempelterraffe einen untrennbaren Teil der großen Terraffenanlage
bildet. Sie liegt hoch über dem Nordflügel der Palaeftra und bildet einen fchmalen, von Often
nach Wellen gerichteten Streifen; die Trümmer und Schuttmaffen hatten im Laufe der Zeit hier
eine neue Humusdecke gebildet, welche das Bodenrelief völlig verwifcht hatte. Es war das Ver-
dienft Dörpfelds, hier ein Heiligtum entdeckt zu haben, obwohl der fchmale Raum kaum die
Möglichkeit ahnen ließ, daß dort Denkmäler Platz gefunden hätten.

Bereits im Jahre 1906 wurden im Hof des Gymnafions einige Werkftücke eines dorifchen
Marmortempels gefunden, die offenbar von einer höheren Terraffe herabgeftürzt waren. Eines
davon war ein Frontarchitrav, welcher durch feine Bauinfchrift, in der die Hera Bafileia genannt
wurde, ein befonderes Intereffe erweckte (Ath. Mitt. 1908, S, 402, Nr. 27, 28). In der Abficht,
diefem Bau nachzufpüren, wurde im Herbft 1911 die Gegend über dem Mittelfaal der Palaeftra,
welche fpärliche Mauerzüge und einige Marmorblöcke enthielt, näher unterfucht, wobei dann das
Heiligtum, aus dem Tempel, einer Exedra und Nebengebäuden beftehend, gefunden und frei-
gelegt wurde.

Die beherrfchende Lage des Tempels fichert ihm eine gute Fernwirkung und beftätigt die
fchon früher geäußerte Anficht, daß man in helleniftifcher Zeit es liebte, Gebäude von Bedeutung
auf weithin fichtbaren Stellen zu errichten. Die an fich enge, durch eine weitere Abftufung ge-
gliederte Terraffe bildete einen natürlichen Unterbau für den Tempel, der feine Wirkung nicht
nur für größere Entfernungen, fondern auch für in unmittelbarer Nähe gelegene Standpunkte
fteigerte.
Geilalt der Die Tempelterraffe ift füdlich von der oberen Stützmauer des Gymnafions begrenzt, ift jedoch

Terraffe. nicht genau parallel zu den unteren Terraffen gerichtet, fondern weicht in öftlicher Richtung etwas
mehr nach Norden ab (Tafel IV—VII, XXXII). Ihre öftliche Begrenzung ift die ehemalige atta-
lifche Stadtmauer, welche hier eine allmähliche Verengerung der Terraffe zur Folge hatte, die
weltliche ein fchräg liegender helleniftifcher Bau Z. An der Nordfeite erhob fich der nur teil-
weife ausgegrabene Bergabhang.
 
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