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Schazmann, Paul
Altertümer von Pergamon (Band VI, Text): Das Gymnasion — Berlin, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.3324#0114
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Der Tempelbezirk der Hera Basileia. TO'Z

Der Bezirk befteht aus zwei übereinander liegenden Terraffen, welche durch zwei Treppen-
anlagen verbunden find: die Haupttreppe L, welche zugleich die Freitreppe für den Tempel in
der Mitte der oberen Terraffe war, und eine kleinere N am weltlichen Ende, von welcher nur
wenige Refte erhalten find. Zum Gymnafion führte ein Weg oberhalb feiner hoch erhaltenen
Nordweftecke hinab auf den Bezirk des jonifchen Tempels, doch ift der Verlauf diefes Rampen-
weges nur noch an wenigen Reiten feiner füdöltlichen Stützmauer kenntlich.

Die füdliche Stützmauer der unteren Terraffe ift noch mehrere Meter hoch erhalten und hat Stützmauern,
in ihrem örtlichen Teil eine ltarke Hinterfüllung aus Tuffquadern. Im weitlichen Teil fchließen
rechtwinklig nach Norden fünf unregelmäßig verteilte, nur in den Fundamenten erhaltene Quer-
mauern an, welche der Füllmaffe den nötigen Halt geben follten. Die Stützmauer hat die fehr
bedeutende Stärke von etwa 2,60 m und eine Außenfchale von Trachytquadern in ziemlich un-
regelmäßigem Verbände mit regellos verteilten Bindern (Tafel X—XI). — Im Norden lagen ver-
fchiedene Stützmauern von höher gelegenen Terraffen und Straßen. Der Zug der nördlichen Stütz-
mauer hörte im Welten mit der halbrunden Exedra auf: von ihrem weltlichen Ende führte noch
eine Quermauer zur vorfpringenden Ecke der polygonalen Umfaffungsmauer des Gebäudes Z, fie
ift aber in römifcher Zeit durch eine etwas weiter zurückliegende Mauer aus kleinen Steinen mit
Kalkmörtel erfetzt worden, welche weltlich von der genannten Ecke nach Süden und dann ein
kurzes Stück nach Often umbiegt. Weiter weltlich bildet die Polygonalmauer Z die Grenze des
Bezirks, an welche auch die weltliche Verbindungstreppe N anftößt.

Örtlich vom Tempel befteht die hier etwa 1,10m Harke Nordmauer aus hochkantigen Schichten
mit unregelmäßig verlaufenden Lagerfugen (Tafel X—XI); die fechfte und neunte Schicht befteht
aus niedrigen Bindern, daneben find auch in den Hochfchichten nach je 2—3 Läufern Binder
verteilt. Die Hinterfüllung der Mauer befteht aus Tuffquadern. Hinter dem Tempel ift die hier
1,56 m ftarke Mauer aus unregelmäßigen Steinen in Kalkmörtel errichtet, flammt alfo von einer
fpäten Reparatur her. Weitlich neben dem Tempel ift die eingeltürzte griechifche Mauer von
Dörpfeld bei der Ausgrabung wieder aufgerichtet worden.

Die Rückwand des örtlich vom Tempel gelegenen Gebäudes H und die der Exedra M be-
fteht aus je zwei hochkantigen Schichten, welche zwifchen flachen Binderfchichten liegen, doch
binden deren Platten nur teilweife durch die ganze Mauerftärke durch. Die Lagerfugen ver-
laufen ebenfalls nicht ganz regelmäßig und find durch kleine Abfätze unterbrochen. Örtlich
von H ift die Stützmauer an der einfpringenden Ecke niedergelegt worden, als an diefer Stelle
an das Gebäude ein fpätes Zimmer 9 mit einer Nifche angebaut wurde. Der Fußboden diefes
Zimmers liegt 1,30 m höher und befteht aus Kalkeftrich, feine Wände aus alten, in Kalkmörtel
verlegten Werkftücken.

Die Peribolosmauer ift weiter örtlich nur 1,12 m ftark und enthält keine Binderfchichten
mehr, aber jeder dritte oder zweite Stein greift als Binder tief in das Mauerwerk. In der ftumpfen
Ecke bei F liegt ein kleiner Reit der attalifchen Stadtmauer, die hier ungefähr die Richtung der
Bezirksmauer hatte. — Die nur 0,69 m ftarke und kurze Oftmauer ift durch eine 0,85 m weite
Nebenpforte D des Tempelbezirks durchbrochen. Sie enthält gegenwärtig eine fpäte Schwelle.
Es war dies der einzige Zugang von Often, während der Haupteingang die weltliche Rampe war.
Eine breitere Tür C in der Südwand liegt fo tief, daß fie nur in einen unterirdifchen Kellerraum
geführt haben kann.

Die Terraffe war in ihrer ganzen Länge von einer zur Südmauer parallel laufenden Quader- innere Stütz-
mauer von 1,06 m Stärke in zwei Streifen zerlegt, von denen der nördliche höher lag. Die mauer und
Trennungsmauer hat einen vorzüglichen Quaderverband und war ganz ficher für die Anficht ge- FreltlcPpe-
baut. Ungefähr in der Mitte der Terraffe biegt die Wand beiderfeits von der fchon genannten
Freitreppe nach Norden und bildet dadurch zwei Treppenwangen. Die 7,46 m breite Treppe
gehört zum Tempelbau, obwohl fie auch zugleich dem allgemeinen Verkehr dienen mußte. Der
Tempel ift entfprechend quer zur Terraffenrichtung, von Norden nach Süden, orientiert. Je nach
 
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