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Kawerau, Georg; Wiegand, Theodor
Altertümer von Pergamon (Band V,1, Text): Die Paläste der Hochburg — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.932#0055
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DIE INNERE AUSSTATTUNG DER WOHNBAUTEN.
Von der inneren Ausschmückung der Hochburgwohnungen haben sich bedeutende Reste in
den Räumen der Gruppe IV und V erhalten: Wandschmuck und Fußbodenmosaik. Beide Gattun-
gen sind von größter Bedeutung für die Beurteilung hellen istischer Fürstenwohnungen in historischer
wie künstlerischer Hinsicht. Ohne ihre Entdeckung würden uns die wichtigsten Mittel zur Datie-
rung sehlen. Sie geben zugleich eine vortreffliche Vorstellung von der feinen künftlerischen
Sphäre, in der sich das tägliche Leben der pergamenischen Herrscher abgespielt hat. Sie sind
um so wichtiger, als sich vom architektonischen Aufbau der Wohngruppen nur wenige hochgehende
Schichten erhalten haben.
Vom Charakter der Fürstenwohnung zu trennen sind vorweg die Baugruppen I—II und VI.
Durch die Entdeckung der Arsenale und Magazine am äußersten Nordende der Wohngruppe I
und ebenso eines Arsenalrestes nebst fteinernen Geschützkugeln am Südende derselben (Baugruppe VI,
s. S. 45) sind wir in den Stand gesetzt, festzuftellen, daß die eigentlichen Wohnräume der Fürsten
an ihrer höchsten und an ihrer niedrigsten Stelle von militärischen Anlagen beschützt waren. Die
nördlichste Baugruppe I hat wohl nur in ihrer ältesten Periode als Wohnbau gedient (Tafel II,
blaue Mauern), in der zweiten war sie die Kaserne der die Spitze der Burg behütenden Leibwächter.
Aus dieser Verwendung stammen zahlreiche von Bohn beobachtete Waffenreste und mehr als ein
Dutzend kegelförmiger Getreidemahlfteine. Die südlichste Baugruppe VI ist niemals als »Palast«
angesehen worden. Ihr Grundriß ist ganz unregelmäßig und ohne jeden feineren Schmuck. Außer
den hier ebenfalls von Bohn beobachteten Geschützkugeln (Texttafel XXV), haben sich Reste von
Wurfmaschinen, viele eiserne Pfeil- und Lanzenspitzen (Tagebuch vom 29. Juli 1886, A. v. P.
I S. 326 Beiblatt 6g) und große Tonpithoi (Texttafel XXVI) derselben Art gefunden, wie sie beim
Arsenal Nr. V im »Garten der Königin« auf der Nordspitze beobachtet wurden. Dicht daneben
lag das oben S. 351 erwähnte Arsenal.' Hier also mussen wir die untere Kaserne der königlichen
Leibwachen annehmen. Dieser südlichste Bau lag hart an der ältesten Burgmauer, und zwar an
deren Südtor, gegenüber dem Eingang zum Athenaheiligtum und zur Bibliothek.
Es bleiben somit als wirkliche Wohnpaläste nur die Gruppen II—V übrig, wobei man bei
Gruppe II die Verwendung als Turm nicht ausschließen kann. Überdies sind die Gruppen II und
III für die innere Ausschmückung völlig unergiebig infolge weitgehender Zerstörung. Unsere Be-
trachtung der inneren Ausstattung konzentriert sich infolgedessen. auf die Gruppen IV und V.
A. DER WANDSCHMUCK.
1. DAS HERDGEMACH IM PALAST IV RAUM A, Ostseite (Tafel IV).
Die Baubeschreibung dieses Wohnhauses s. oben S. 28 ff. Seine Freilegung ersolgte im
November und Dezember 1885 in Gegenwart C. Humanns, R. Bohns und E. Petersens (Brief
Humänns an Conze vom 24. November 1885). In den Aufzeichnungen Humanns, Bohns und ihrer
Mitarbeiter ist das Zimmer A wegen des in der Mitte desselben gefundenen Herdes oder Altars
(s. o. S. 28 Abb. 33) als »Herdgemach« bezeichnet1). Im Tagebuch vom 2. November 1885 be-
x) Zu der aus dem »Herd« gefundenen Trachytplatte (s. o. S. 29) vgl. R. Schoene, Hermes IV S. 44 : auf dem Travertin-
altar des Venustempels in Pompei liegt eine feuerfeste Lavaplatte. Zur Technik des sarbigen Wandstuckes vgl. neuerdings
O. Dannenbergs Besprechung des Werks »Enkaustik und Fresko aus antiker Grundlage« von Hans Schmidt im Gnomon 1928
S. 700 ff. Die im Bau IV gefundenen altarähnlichen Deckel von Aschenkisten mit zwei aus der schalenartigen Vertiesung
trinkenden Schlangen sind A. v. P. VII Textband 2 S. 341 Abb. 428—431 von Franz Winter veröffentlicht.
 
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