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in den Flußgebieten (Karte 7). Weiteren Sied-
lungsraum nimmt demgegenüber eher noch die
nachfolgende Urnenfelderkultur ein (Karte 8).
Herrschend ist das Hügelgrab mit Körperbestat-
tung. Bei vier als Flachgräber angesprochenen
Befunden (Euerfeld, Gaukönigshofen, Haidt und
Stettfeld) dürfte es sich um eingeebnete, nicht
mehr in Erscheinung getretene Grabhügel han-
deln.
Leider nur in wenigen Fällen sind Berichte über
den Bau des Hügels vorhanden. So ergab die
Nachgrabung G. Wilkes im Hügel I von Pos-
senheim einen starken Steinkranz von 1,05 X
0,7 m lichter Weite und 0,8 m Tiefe. Die
S. 100 aufgeführten Bronzefunde lagen aller-
dings außerhalb dieser Setzung! Von Hügel II
wird nur eine „ziemlich starke Steinsetzung"
genannt. Dasselbe trifft für Röttingen Hügel II,
III und VIII zu. Auch der Hügel von Veits-
höchheim besaß eine „annähernd runde, Zylin-
drische und trommelartige Steinpackung" von
3,5 m Weite und etwa 0,7 m Mächtigkeit.
Mehr in seiner östlichen Partie lag ein Hocker-
grab in einer aus hochkant gestellten Steinen
sorgfältig gebauten Steinkiste. Eine ähnliche
Anlage, eine Kalksteinfassung von 1,9 X 0,7 m
fand sich in Euerfeld. Der Tote lag hier von
Nordosten nach Südwesten, wohl in gestreck-
ter Lage, nachdem darüber nichts vermerkt ist.
Ohne Steinschutz war offenbar die Tote in
Gaukönigshofen beigesetzt worden. Hier finden
wir die andernorts beobachteten Grab- und
Kleidersitten bestätigt. Die auf dem Rücken lie-
gende Tote hatte eine Bronzespirale im Haar.
Das Gewand war an beiden Schultern durch je
eine Nadel geschlossen, am linken Unterarm
befand sich ein Bronzering.
Eine Aussage über Siedlungen lieferten übri-
gens überraschend die Grabhügel von Stetten.
Streuscherben und in zwei Fällen durch die Hü-
gel überlagerte Wohngruben weisen nach Bron-
zezeit B. Dies legt nach P. Reinecke „die Ver-
mutung nahe, daß hier der Verstorbene unmit-
telbar über seiner Wohnstätte beigesetzt wor-
den ist. Übrigens ließ sich in dieser Nekropole
in einem Falle beobachten, daß der gewachsene
Boden unter dem Hügel die unmittelbare Um-

gebung etwas überragte: Das für die Errichtung
des Tumulus benötigte Material wurde hier also
offensichtlich einfach durch Zusammenscharren
des lockeren oberflächlichen Erdreiches der
nächsten Umgebung gewonnen"157.
Was nun die Fundstücke anbelangt, so gibt F.
Holste für Unterfranken auf seiner Karte fast
überhaupt keine Eintragung158.
In der Tat ist der Denkmälerbestand nicht ein-
heitlich und tendiert nach der mittelrheinischen,
osthessischen, oberpfälzischen und südbayeri-
schen Gruppe. Unterfranken macht so recht den
Eindruck eines nicht sehr bedeutenden Zwi-
schengebietes, von dem einzelne Teile Nach-
barräumen angegliedert sind.
Das Maingebiet von Miltenberg bis Aschaffen-
burg dürfte besonders enge Verbindungen zur
mittelrheinischen Gruppe haben. Diese wirkt
aber schon zur älteren Hügelgräberbronzezeit
bis Würzburg (mittelrheinische Lochhalsnadel
Typ I aus dem Main: Taf. 26, s) und sogar bis
zum Ochsenfurter Gau (mittelrheinische Loch-
halsnadel Typ III neben Aschaffenburg (?)
(Taf. 26, 4) aus Zeubelried (Abb. 15, 8)). Mittel-
rheinische Stachelscheiben begegnen in Erlen-
bach159 und Stetten (Taf. 24, 7). Eine mittel-
rheinische Radnadel liegt aus Thundorf vor
(Taf. 25, i).
Mehrfach belegt ist eine Tasse mit breitem
bandförmigem, mehr oder weniger x-förmig ge-
bildetem Henkel (Taf. 45, 1. 2. 6). F. Holste kennt
diesen Typ von der Mainmündung bis Frank-
furt und datiert ihn nach Bronzezeit C160. Die
mehrfachen Horizontalriefen von Goldbach
(Taf. 45, i) und Mainaschaff-Strietwald161 stam-
men nach F. Holste von den schlauchförmigen
Kannen 162, die uns in einem Hügelgrabfund von
Stockstadt, Ldkr. Aschaffenburg, zusammen mit
zwei Nadeln mit gerieftem Kugel- und Kolben-
kopf und Brillenanhängern belegt sind163. Ein ge-
nau gleiches Gefäß veröffentlicht H.J. Hundt
mit ähnlicher Kugelkopfnadel aus einem end-
bronzezeitlichen Grabe164. Er führt weitere Pa-
rallelen an und findet sogar Beziehungen zur
Hagenauer Gruppe165. Mit einer der Nadeln des
hessischen Grabes ist unser Stück aus Haidt
(Taf. 26, 6) verwandt, das mit einer unverzierten

157) WPZ 4, 1917, 88 (P. Reinecke).
158) F. Holste, Bronzezeit, Karte 3.
159) Mus. Miltenberg, 1945 zerstört. — Vgl. die Karte Germania 26, 1942, 2 Abb. 2 (F. Holste),
160) F. Holste, Hessen, 82 u. Taf. 23, 2.
161) Grab 21, Mus. Aschaffenburg. Die urnenfelderzeitlichen Beifunde kennzeichnen die spätbronzezeitliche
Zeitstellung dieser Tassen.
162) Eberts Reallex. 1, Taf. 68, b, 22. — F. Holste, Hessen 83 u. Taf. 19, 4.
163) Mus. Aschaffenburg.
164) H.-J. Hundt, Jungbronzezeitliches Skelettgrab von Steinheim, Kr. Offenbach. Germania 34, 1956, 41 ff.
165) F. A. Schaeffer, Les tertres fun. preh. dans la foret du Haguenau, I, 1926, 55 Abb. 24, s.

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