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einmal zwei Stücke vor, die den strengen Stil
der Frühstufe bekunden, vor allem eines mit
Horizontalkanneluren (Taf. 31,8-9).
Ebensolche Gebrauchsware sind die Henkeltöpf-
chen (Taf. 38,20; 43, u; 44,7) und solche mit
Doppelhenkel (Taf. 37,7; 38,9; 41,23; 43,3; 45,
9). Bemerkenswert hier ein Doppelhenkeltopf
mit reicher Hängebogenzier an Horizontalkeh-
len und Blendbuckel unter dem Henkelansatz
(Taf. 38, 22).
Hier anzureihen ist ein ungehenkelter Topf
mit einer Zonenzier aus Dellen (Taf. 43, 12).
Breiter sind Töpfe mit kurzem steilem oder
etwas ausladendem verdicktem Rande (Taf. 37,
6), einmal zwischen freier Rand- und Boden-
zone mit geometrischem Kannelurenmuster be-
deckt (Taf. 39, 28). Das gleiche Muster trägt
ein Deckel (Taf. 42, 15). Reiches Bauchmuster
besitzt ein Topf mit ausladendem Rand und
kleinen gegenständigen X-Henkeln, der aus
Veitshöchheim, ob aus einem der Urnengra-
be(?), stammt (vgl. S. 141). Zwischen zwei Bän-
dern aus je drei Horizontalkanneluren befin-
den sich etwas schrägstehende Kannelurengrup-
pen und dazwischen metopenartig Zickzack-
bänder.
Offenbar nur der jüngeren Stufe der Urnenfel-
derkultur eigen ist die Vase mit steilem Trich-
terrand (Taf. 38, 10; 43, 28. 30; 44, 4). Sie tritt
besonders häufig im Mittelrheingebiet auf244.
Ansonsten besitzt die jüngere Urnenfelderkul-
tur nicht mehr den strenglinigen Stil der vor-
angegangenen Stufe. In diese Zeit gehören die
Gräber Goldbach IV und V (Taf. 38); Großheu-
bach I und II (Taf. 40); Mainsondheim II und
III (Taf. 43) und Gefäße aus Pflaumheim (Taf.
44). Ganz ans Ende der Entwicklung muß
Kleinheubach Grab II gesetzt werden, dessen
Gefäße z. T. schon zur Hallstattstufe C über-
leiten (Taf. 42).
Gelegentlich sind Bodenmuster belegt (Taf.
42, 7). Parallelen sind aus Hessen bekannt245.
Singulär, vielleicht auch an der Grenze zur
Hallstattstufe C (?), ist ein Napf aus Aubstadt
(Taf. 44, 18). Merkwürdig sind die feinen Durch-
lochungen der Wandung.
Miniaturgefäße, zwei Näpfchen, eines mit spitz
ausgezogenem Boden, aus der Grabung von Eu-
erfeld (Rothof) rechnet G. Hock zu den urnen-

felderzeitlichen Funden246. Da die Stücke 1945
erneut gebrannt wurden, ist das nicht mehr
nachzuprüfen (vgl. S. 122).
Aus einer urnenfelderzeitlichen Hüttenstelle
(vgl. S. 123) stammt der Krug mit Sieblöchern
(Taf. 43, 6).
H. Müller-Karpe kann für das Hanauer Land
und die Wetterau zwei Fabrikationszentren fest-
stellen247. Im Verlaufe der Hanauer Gruppe I
entsteht die Friedberger Gruppe, die parallel
Hanau II läuft. Hanau III gehört der Hallstatt-
stufe B an. Einflüsse und Import laufen hin und
her. Unsere Funde Elsenfeld (Abb. 18), Groß-
ostheim (Taf. 42, 6-12), Goldbach (Taf. 37 ff.),
Kahl248, Mainaschaff und Niedernberg (Taf. 31;
22-23) gehören z. T. der Hanauer Gruppe an, in
den Taf. 38, 15; 39, 10; 41,20; 42, 23. 28 zeigen sich
Einflüsse Friedberger Erzeugnisse. Andere
Fundkomplexe, wie Z. B. die Funde aus den
Kreisen Kitzingen, Ochsenfurt und Würzburg
zeigen Beziehungen nach Süden und Südwesten.
Das gleiche gilt für Funde aus dem Grabfeld
und den südlich anschließenden Landstrichen
bezüglich Erzeugnissen in Thüringen, Ober-
franken und anschließenden Teilen Mittelfran-
kens.
Besonders reiche Beigaben lieferte Eßfeld
Grab 1 (Taf. 31). Die Fußbergen sind noch
bronzezeitliche Reminiszenzen (vgl. S. 90),
genau wie die Brillenanhänger in Niedernberg
(Taf. 30, 1.3). Bemerkenswert ist das Schwert
mit im Querschnitt rechteckiger Griffangel und
schilfblattförmiger Klinge mit dachförmigem
Querschnitt (Taf. 31, 18). Einzelfund aus dem
Main ist leider ein Liptauerschwert (Taf. 35, 8).
Die Verzierung ist nur in Resten erhalten249.
Ein Griffzungenschwert der älteren Art mit
noch gerader Zunge250 lieferte in gutem Hst.A-
Zusammenhange Elsenfeld (Abb. 18, 1). J. D.
Cowen teilt es seinem Hemigkofener Typ zu,
der aus dem Nenzinger Typ durch schilfblatt-
förmige Bildung der Klinge entsteht, die als
Einfluß des Erbenheimer Typs anzusehen ist.
Im Rhein-Maingebiet, dem Kontaktraum bei-
der Typen, entsteht unsere Form im frühen
Hallstatt-A und tritt dort auch am meisten
auf250.
In die jüngere Urnenfelderzeit gehört ein An-
tennenschwert mit Vollgriff, dessen Fundort lei-

244) W. Kimmig, Urnenfelderkultur, 53 u. 66 f.

245) Vgl. z. B. H. Müller-Karpe a. a. O. Taf. 3, A 6; 7, A 5; 18, 17; 39, B 3.

246) G. Hock, Rössen, Taf. 8.

247) H. Müller-Karpe a. a. O. passim.

248) H. Müller-Karpe a. a. O. Taf. 23.

249) Vgl. PZ 26, 1935, 71 ff. (F. Holste).

250) Vgl. E. Sprockhoff, Die germanischen Griffzungenschwerter, 1931. — 36. Ber. RGK 1955, 79 ff., 133, 151
u. Abb. 7 mit Karte (J. D. Cowen).

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