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ZUR GESCHICHTE DER PRÄHISTORISCHEN SAMMLUNG
DES MAINFRÄNKISCHEN MUSEUMS
UND IHRER KATALOGISIERUNG

Die vor- und frühgeschichtlichen Funde im
Mainfränkischen Museum Würzburg gehen in
erster Linie, wie die anderen Bestände des
Museums, auf die kulturtragende Tätigkeit
des Historischen Vereins von Un-
terfranken und Aschaffenburg zu-
rück, der im Gefolge der großzügigen und
steten Kulturarbeit König Ludwigs I. am 22.
1.1831 gegründet wurde. Er entfaltete eine
reiche Sammel- und Ausstellungstätigkeit, die
sich für unser Gebiet in dem Katalog IX „Aus-
grabungen und Fundstücke", 2. Ausgabe 1875,
bekundet1. Zahlreiche Beiträge und Mitteilun-
gen zu vor- und frühgeschichtlichen Funden
enthalten die 71 Bände des von diesem Verein
geschaffenen „Archivs" der Jahre 1833—1938.
Der 1893 gegründete Fränkische Kunst-
und A1tertumsverein setzte sich u. a.
die Gründung eines fränkischen Museums zur
Aufgabe und erwarb ebenfalls prähistorische
Fundstücke, darunter die Sammlung des Kom-
merzienrates F. J. Lang (Würzburg)2.
Als im Frühjahr 1913 in Würzburg ein
Fränkisches Luitpo1d - Museum un-
ter seinem ersten Direktor Architekt A. Stöhr
gegründet wurde, stellten die genannten Ver-
eine sowie die Stadt ihre Sammlungen auf-
grund eines Vertrages für 25 Jahre zur Ver-
fügung3.
Die Universität beschloß 1912/13 im
Tausch gegen eine der Stadt gehörende Samm-
lung von ostasiatischen Kunstgegenständen und
gegen eine Reihe außerdeutscher Gemälde ihre
kunstgewerbliche Abteilung und vorgeschicht-
lichen Funde aus Franken dem neugegründe-
ten Luitpold-Museum leihweise zu überlassen,
darunter auch die 1907 erworbene Sammlung
des Pfarrers Dr. G. Wilke (Hellmitzheim) 4.

1939 erneuerte man die Abmachung zwischen
der Stadt und den Vereinen über die Sammlun-
gen als unkündbare Leihgabe unter Eigentums-
vorbehalt und wählte den neuen Namen Main-
fränkisches Museum.
Die Museumssammlung hätte, unser Fachgebiet
betreffend, nicht diese Bedeutung gewinnen kön-
nen, wenn nicht das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege bei seiner Gründung im Jahre
1908 in Würzburg ein Referat für Vor- und
Frühgeschichte eingerichtet hätte — die spä-
tere Zweigstelle Franken. Dieses Referat hat
Hauptkonservator und Universitätsprofessor Dr.
G. Hock fast drei Jahrzehnte lang betreut und
von hier aus für eine stetige Vermehrung der
Sammlungsbestände gesorgt.
Weiter hat er „bei der Gründung und Erstein-
richtung des Museums maßgebend mitgewirkt
und dann dem Verwaltungsrat angehört; später
wurde er erster Vorsitzender des Altertums-
vereins. Seine Wahl zum ersten Vorsitzenden
des Verbandes bayerischer Geschichts- und Ur-
geschichtsvereine war ein Beweis für das An-
sehen, das Hock in weiten Kreisen genoß; Hock
ist recht eigentlich der Begründer der fränki-
schen Vorgeschichtsforschung, der seine Lebens-
arbeit galt. Nur zu früh raffte der Tod den
Sechzigjährigen 1936 dahin"5. Denkmalpflege,
Universitätslehrbetrieb, Museumsfragen und
Vereinsarbeit sollten den tatkräftigen Forscher
zu Lebzeiten leider nur zu wenigen Publika-
tionen kommen lassen, auch nicht zu der ge-
planten „Vorgeschichte Unterfrankens".
Die noch am 16. III. 1945 erfolgte Zerstörung
Würzburgs traf auch das Museum schwer. Dank
einer umsichtigen Auslagerungstätigkeit und
glücklicher Zufälle sind die wesentlichsten Stük-
ke gerettet worden. Alle wichtigen Kleinfunde

1) Exemplar mit handschriftlichen Nachträgen im Mainfränk. Museum Würzburg. — Th. Henner, Der Hi-
storische Verein von Unterfranken u. Aschaffenburg in seinem 60 jährigen Wirken. Würzburg 1893. —-
O. Handwerker, Werden u. Wirken des Historischen Vereins von Unterfranken u. Aschaffenburg 1831
bis 1931. AHV Unterfranken 69, 1931/4, 81 ff. — Vgl. auch die Einleitung in: Führer durch das Fränki-
sche Luitpold-Museum in Würzburg, 2. Aufl., 1922, 7 ff.

2) Inv. Nr. A. 2340—2629.

3) 7. Ber. RGK, 1912, 78 f.

4) Inv. Nr. U. 1572—1855.

5) Mainfränk. JB 1, 1949, 237 (M. H. v. Freeden). — Vgl. die Nachrufe NfDV 12, 1936, 177 ff. (F. Wag-
ner); Mannus 28, 1936, 534 ff. (O. Handwerker); Aschaffenburger Jahrbuch 3, 1956, 419 ff. (P. Endrich).

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