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LANDSCHAFT UND SIEDLUNGSMÖGLICHKEITEN
IN UNTERFRANKEN

Die Bearbeitung der Funde des Mainfränki-
schen Museums führt unmittelbar zu einer Be-
handlung Unterfrankens. Da für den Menschen
seit je die Umwelt wichtig war und ein Ver-
ständnis der Siedlungsgeschichte weitgehend
hiervon abhängt, soll eine kurze Beschreibung
der Landschaft dieser Arbeit vorangestellt
werden.
Wichtig sind zunächst die Erkenntnisse der
Geologie, denn die Ablagerungen und ihre
tektonischen Veränderungen bilden den Grund
für die Böden und das Relief, denen alle an-
deren Faktoren wie Klima, Bewachsung und
menschliche Besiedlung wechselseitig unterlie-
gen9. Unterfranken besteht im wesentlichen aus
der Muschelkalkplatte, einer flachwelligen
Hochebene in durchschnittlich 300 m Höhe. Das
als Gäuplatte bezeichnete Gebiet wird allseits
durch Gebirgszüge gerahmt: Im Südosten und
Osten in großem Bogen die 150—200 m hohe
Steilstufe des Keupers, der Steigerwald mit
Schwanberg und die Haßberge mit Judenhügel,
im Nordwesten die Hohe Rhön aus Buntsand-
stein, zentral mit Basalten durchsetzt und mit
Tuffen bedeckt und schließlich im Westen der
Spessart im Mainviereck. Der Main trennt hier
die natürliche Einheit Spessart-Odenwald, beide
aus Buntsandstein mit ihren tektonisch am mei-
sten gehobenen Nordwestteilen aus kristallinen
Gesteinen.
Im Norden reichen die Gäuplatten über den
fruchtbaren Grabfeldgau10 bis ins Thüringische,
im Südwesten über den Ochsenfurter und Uf-
fenheimer Gau bis in die Neckar- und Tauber-
Gäuplatten11. Das Maintal im Westen und das
Baunachtal im Osten gehören zwar verwal-
tungsmäßig zu Unterfranken, aber nicht land-

schaftsorganisch zu den Gäuplatten. Ersteres
öffnet sich zur Untermainebene bis zum Mittel-
rhein, letzteres ist durch die Haßberge abge-
trennt und bildet einen Teil des Itz-Baunach-
Hügellandes12.
Die Gäuplatten zeigen über dem westlich zu-
tage tretenden Muschelkalk östlich gebietsweise
Lettenkohlenkeuper und den während der Eis-
zeiten äolisch angewehten Löß, letzterer vor
allem im Ochsenfurter und Schweinfurter Gau,
als junger Tallöß im Maintal an den Mündun-
gen der Flüßchen. Diluviale und alluviale Sand-
ablagerungen sind im Keupergebiet und am
Main weit verbreitet, bei Schweinfurt und Kit-
zingen mit Wald bedeckt.
Was den die genannten geologischen Schichten
bedeckenden, für unsere Betrachtungen wichti-
gen Boden betrifft, so bildete sich auf Bunt-
sandstein und tonigem Keupersandstein anleh-
miger bis lehmiger, teilweise Steine führender
Sand mit mangelhaftem Basen- und Nährstoff-
vorrat, sauer bis starksauer13. Der Muschelkalk
und auch der Lettenkeuper ergaben schweren
und tonigen Lehm bis lehmigen Ton mit rei-
chem Karbonatgehalt und hoher nachschaffen-
der Kraft. Der Löß bildete einen hervorragen-
den Ackerboden, meist Braunerden mit hoher
Sättigung, schwach sauer13. Die fein- bis mit-
telkörnigen Flug- und Flußsande ergaben teils
kalkhaltige, teils podsolige Sandböden mit gu-
ter nachschaffender Kraft. Der kristalline Vor-
spessart endlich erzeugte Braunerden geringer
Sättigung, z. T. podsolig, mit meist mittlerer
nachschaffender Kraft13.
Für die Benutzbarkeit der Böden ist das Kli-
ma wichtig, das in seiner örtlichen Ausprä-
gung weitgehend vom Relief abhängig ist. Spes-

9) E. Rutte, Einführung in die Geologie von Unterfranken, 1957, mit älterem Schrifttum.

10) M. Horbelt, Siedlungsbild u. Siedlungsentwicklung im Grabfeld. Diss. Heidelberg 1936.

11) R. Gradmann, Süddeutschland, 2 Bände. 1931, 2, 221 ff. — J. Reindl, Bayerische Landeskunde. Slg.
Göschen, 1920, 51. — O. Berninger, Die landschaftliche Gliederung Frankens. Jahrbuch f. fränk. Lan-
desforschung 1, 1935. — G. Greim, Frankenland. Monographien zur Erdkunde 22, 1932. — J. Büdel,
Grundzüge der klimamorphologischen Entwicklung Frankens. Würzburger Geographische Arbeiten 4/5,
1957, 5 ff.

12) Naturräumliche Gliederung Deutschlands mit Höhenschichten, hrsgb. von der Bundesanstalt für Lan-
deskunde u. dem Zentralausschuß f. dtsch. Landeskunde (E. Meynen u. J. Schmithüsen), 1954, West-
liches Blatt 1:1000000.

13) F. Vogel u. K. Brunnacker, Bodenkundliche Übersichtskarte von Bayern 1: 500 000, hrsgb. vom Bayer. Geo-
logischen Landesamt, München 1955.

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