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gen a. d. Brenz43, aus Kleinheppach, Ldkr. Waib-
lingen44 und aus dem Schulerloch bei Altessing
im Altmühltal45. Parallelen in anderem Mate-
rial, zumeist Feuerstein, gibt es in den Mou-
sterienstationen Mitteleuropas zur Genüge, so-
wohl zu den Handspitzen46, als auch zu den
Schabern mit dreieckiger Seitenansicht und
längster Dreieckseite als Schaberkante (Taf.
2, 2.6)47 oder trapezoider Form (Taf. l,io)48.
Die Fragwürdigkeit typologischer Gerätdatie-
rung im Paläolithikum wurde schon bei den
Kitzinger Artefakten und bei den fraglichen
Stücken aus Dittelbrunn gestreift. Nur mit Vor-

behalt können der Klingenkratzer aus Kiesel-
schiefer vom Schwanberg ins Aurignacien (Taf.
2, 1) und Hornsteinklingen des gleichen Fund-
geländes und aus Unterpleichfeld (Taf. 1,8;
2,4) ins Magdalenien gestellt werden. In diese
Zeit dürfte auch die leider vereinzelt gefun-
dene Knochenspitze von Karlstadt (Taf. 2,9)
gehören.
Die vorgelegten Funde geben im Verein mit
Resten diluvialer Tierwelt49 die Hoffnung, pa-
läolithische Artefakte auch einmal im geschlos-
senen Verbände in Unterfranken zu entdecken.

FUNDKATALOG

DITTELBRUNN, Ldkr. Schweinfurt
1. Auf der „Feldwiese" bei einer Quelle, 550 m
s der Kirche D. wurden bei Anlage einer nie
fertiggestellten Wasserleitung vor 100 Jahren
herausgewühlt. Lesefunde, Schulrat G. Spath.
Inv. Nr. 50368, 50371. NW 93. 42 — K 2
Schaberartiges Gerät aus hellgrauem Horn-
stein mit weißer Patina. L. 4,3; Br. 2,2; D. 1,3 cm.
Wohl Mousterien. Taf. 2, 3.
Kratzer aus rohem Abspliß mit Teilen der plat-
tigen dunkelbraunen Gesteinsrinde. Kieselschiefer.
Br. 3,3; H. 2,8; D. bis 1 cm. Möglicherweise Mou-
sterien, aber auch Neolitikum möglich. Taf. 1, 3.
Nachweis: Mündl. Bestimmung V. Toepfer u. O. Rol-
ler 1955. — A. Pahl. 700 Jahre Stadt Schweinfurt,
1954, Taf. 2, 7. 9.
ESTENFELD, Ldkr. Würzburg
1. In der Lehmgrube des Estenfelder Ziegel-
werkes Wilhelm Korbacher westlich des Ortes
fand sich 1938 folgendes Profil: Zwischen
älterem und jüngerem Löß liegt eine schwärz-
liche Schicht von 0,30—1,00 m Mächtigkeit.
Der jüngere Löß zeigt oben eine rotbraune
Verwitterungsschicht (Lößlehm) und abschlies-

send die Humusdecke. Aus der schwärzlichen
Schicht ein Kratzer. Inv. Nr. 50387.
NW 82. 49 — K 2
Kratzer aus Kieselschiefer, auf der Ober- und
Unterseite roh zugeschlagen. L. 2,9; Br. 3,1 cm.
Im Januar 1939 wurden zwei weitere unscheinbare
Kieselschieferstücke gefunden. Verbleib unbekannt.
Lit.: R. Paulsen. BVB1. 16, 1942, 36. — P. Endrich,
Würzburg, 8. 56 u. Bild 1 a rechts.
HASSFURT, Ldkr. Haßfurt
1. Am flachen Westhange des ns gerichteten
Nassachtales beobachteten Oberbergdirektor
Dr. O. M. Reis und Dr. H. Arndt 1925 in der
Ziegeleigrube der Fränk. Ziegeleiwerke Thür-
mer, nw vom Bahnhof gelegen, folgendes Pro-
fil: Über dem unteren Lößlehm von dunkel-
brauner Farbe liegt eine 0,15 m mächtige
Anreicherung mit Manganknöllchen und 0,20 m
mächtig durch kleine, mürbe Holzkohlesplitter-
chen dunkelgefärbter Lehm. Darüber befinden
sich 1,50—2,00 m hellgelbbrauner Oberer Löß
und eine etwa 0,30 m mächtige oberste Ver-
lehmungsdecke. Der Schicht mit Manganknöll-

43) Fundber. Schwaben NF 8, 1935, 10 ff. (F. Berckhemer u. E. Peters).

44) Eiszeitalter u. Gegenwart 4/5, 1954, 87 ff. (H. Freising).

45) F. Birkner, Die eiszeitliche Besiedlung des Schulerloches und des unteren Altmühltales. Abh. d. k. Bayer.
Akad. d. Wiss., Math.-phys. Kl. 28, 5, 1916.

46) K. J. Narr. Archaeologia Geographica 2, 1951, 111 ff. Abbildungen bei J. Andree, a. a. O. Abb. 165 ff.
(Balver Höhle/Westf.); 364 ff. (Kösten bei Lichtenfels/Main); 308 ff. u. Abb. 148, 1 (Sirgenstein bei Blau-
beuren); Abb. 138 ff. (Schulerloch bei Altessing/Altmühltal); Abb. 147,7 (Vogelherd 3); 246 ff. (Peters-
höhle bei Velden/Mfr.); Abb. 124 (Treis 1); Abb. 137 (Hohler Fels bei Happurg).

47) J. Andree a. a. O. 340 u. Abb. 165, 4 (Balver Höhle/Westf.); Abb. 139, 9 (Schulerloch bei Altessing); Abb.
184, 5 (Kösten bei Lichtenfels); Abb. 147,8 (Vogelherd 3); Abb. 132, 3 (Zinnatal/Oberschles.). Ähnlich
Abb. 137, 5 (Happurg 1).

48) J. Andree a. a. O. Abb. 154, 7 (Kartstein 3). — Ähnlich Abb. 146, 8 (Vogelherd 2). — Verwandt auch Funde
aus der Gudenushöhle bei Krems: MAGW 38, 1908, 277 ff. (H. Breuil u. H. Obermaier).

49) Da diluviale Tierreste bisher nicht mit menschlichen Spuren vergesellschaftet entdeckt wurden, werden
sie hier nicht behandelt. Im Mus. Würzburg befinden sich nur der Backenzahn eines Mammuts aus Ger-
lachshausen, Ldkr. Kitzingen (Inv. Nr. 50951) und das Unterkieferstück eines Höhlenbären.

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