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Pescheck, Christian [Oth.]; Behrends, Rolfe-Heiner [Oth.]
Katalog Würzburg (Band 12): Die Funde von der Steinzeit bis zur Urnenfelderzeit im Mainfränkischen Museum — Kallmünz/​Opf.: Im Verlag Michael Lassleben, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.70492#0028
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MITTELSTEINZEIT

ALLGEMEINES

Auch bezüglich der Mittelsteinzeit sieht es in
Unterfranken noch recht ungünstig aus. Ein
stratigraphischer Befund ist leider nicht vor-
handen. Die rein typologische Betrachtung je-
doch muß angesichts der Tatsache, daß viele
Mikrolithen nachweislich auch im Neolithikum
verwendet wurden, vor chronologischen Folge-
rungen zurückschrecken. Dies gilt für die nun
im folgenden behandelten Silices.
Dank der fleißigen Sammeltätigkeit von Schul-
rat G. Spath liegen zwei umfangreiche Kom-
plexe vor: der schon durch paläolithische Ge-
räte genannte Schwanberg und das Gelände am
ausgetrockneten Hermannsee bei Großlangheim
(dort auch eine weitere Fundstelle am Weihers-
bach). Hier sind zu nennen: Dreiecke mit retu-
schiertem Rücken (Taf. 3, 1. 2. 4. 11; 4,1 . 2. 6. 17.
19. 21. 23), Dreiecke mit nur einer retuschierten
Rückenkante (Taf. 3, 3; 4, 4), Kreissegmente mit
retuschiertem Rücken (Taf. 3,25; 4,7.10. 11. 13.
18. 20), Spitzen mit retuschiertem Rücken (Taf.
3, 5. 10. 13. 15. 18. 26; 4, 5. 9.15. 25. 28), Spitzen mit au-
ßerdem retuschierter Basis (Taf. 3, 12. 14. 23; 4, 22),
Spitzen mit nur retuschierter Basis (Taf. 4, 3),
Spitzen mit retuschierter oberer Schrägkante
(Taf. 3, 17; 4, 12. 14. 22. 26. 29) und eine mit beiden
Kanten retuschierte (Taf. 3, 24), sowie eine voll-
ständig rundum retuschierte Spitze (Taf. 4, 27).
Noch zahlreicher kommen die querschneidigen
Pfeilspitzen im Neolithikum vor (Taf. 3, 6.7; 4,
8. 16. 24)50. Das gleiche gilt von den Klingenkrat-
zern (Taf. 3, 27-31. 33.35.36; 4, 33.37-40)51, auch
denen mikrolithischen Ausmaßes (Taf. 3, 20. 22;

4, 30-32. 36)52. Ebenfalls die Klingenkratzer
mit rechteckigem Kopfende und steiler Krat-
zerretusche (Taf. 3, 41; 4, 41-43) sind aus neo-
lithischem Zusammenhang bekannt53. Bemer-
kenswert ist ein Stück mit vollständig rundum
führender Steilretusche (Taf. 3, 34). Kennzeich-
nend sind auch die Rundkratzer (Taf. 3, 19. 21;
4, 34. 35). Wenige stichelartige Geräte sind zu
nennen (Taf. 3, 42). Es ergibt sich somit, daß
ohne stratigraphischen Befund nur wenige Fund-
plätze mit Vorbehalt hier genannt werden
können (Karte 2). Dieses gilt insbesondere für
mikrolithische Oberflächenfunde, die Lehrer
i. R. W. Blümel aus Geroda, Ldkr. Brückenau,
und Burkardroth, Ldkr. Bad Kissingen, bei-
brachte.
Wenn von diesen wenigen Fundstellen etwas
zur Lage in der Landschaft gesagt werden
kann, so paßt sich die Plateaubenutzung auf
dem Schwanberg dem an, was O. Uenze aus
Hessen, H. Stoll vom Ostschwarzwald und der
Schwäbischen Alb berichten54. Die wassernahen
und doch immer trockenen und warmen Sand-
dünen Nord- und Ostdeutschlands, die weitge-
hend das Dorado der Mesolithiker waren, gibt
es auch bei uns kaum. Doch besitzt die Schwan-
berghochfläche reichlich Sand und mehrere
kleine Seen. Am ehesten reihen sich noch die
Großlangheimer Funde vom Nordufer des Her-
mannsees und am Weihersbach dieser Sied-
lungsweise auf wassernahem, schnell abtrock-
nendem und sonnenwarmem Gelände an.

50) R. Ströbel, Die Feuersteingeräte der Pfahlbaukultur, 1939, 77 f. mit Abb. — Jahresschrift f. mitteldt. Vor-
gesch. 33, 1949, 49 Abb. 9, 1 —11 (K. Schwarz). — Wiss. Zeitschr. d. Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg 3, 1954, 415 ff. u. Taf. 7, 24. 27 (J. Preuss). — Archaeologia Austriaca 14, 1954, 20 u.
Abb. 6, I (M. Hell). — O. Uenze, Kurhessische Bodenaltertümer 1, 1951, Abb. 26.

51) W. Frenzel, W. Radig u. O. Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, 1934, 383, Abb. 153. — V. v.
Gonzenbach, Die Cortaillodkultur in der Schweiz 1949, Taf. 7, 4. 5. 8. 37—42. — R. Ströbel a. a. O. 72 f.
u. Taf. 15. — Bad. Fundber. 18, 1948—50, 32 Abb. 2, 3. 4; Taf. 1, 8. 9 (A. Stroh).

52) Archaeologia Austriaca 14, 1954, 20 u. Abb. 6, 9 (M. Hell). — O. Uenze a. a. O. Abb. 27. — V. v. Gon-
zenbach a. a. O. Taf. 7, 6—7.

53) Archaeologia Austriaca 14, 1954, 20 u. Abb. 6, 8 (M. Hell). — Bandker. Siedlung Diemarden, Kr. Göttin-
gen: Mus. Göttingen.

54) O. Uenze, Vorgeschichte von Nordhessen 1, 1953, 34 ff. — Germania 16, 1932, 91 (H. Stoll).

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