Mit der Keramik der Altheim-Michelsberger
Kultur befaßt sich B. Sangmeister im Anschluß
an P. Reinecke84. Er kann zwei Gefäßformen
vorführen, einen Topf mit leicht konischem
Oberteil und senkrechten Schnurösen am Um-
bruch und einen steilwandigen Mörserbecher
mit Knubben am Rand. Das erhaltene Material
vom Altenberg läßt solche Rekonstruktionen
nicht zu, enthält aber Teile, die solchen Gefä-
ßen angehören könnten (Taf. 13). Selten sind
Bandhenkel der Art Dehn-Sangmeister Taf. 10,
34. 37; nicht vorhanden ist plastische Leistenzier,
deren allgemeine Zugehörigkeit Sangmeister
auch fraglich erscheint.
P.Reinecke hat schon unseren Altenberg und
eine Bergsiedlung vom Wartberg bei Kirch-
berg, Kr. Fritzlar-Homberg (Nordhessen) ge-
nannt84. Sangmeister möchte die Gefäße mit
Lochreihe und gerauhtem Unterteil nach einem
Topf der Steinkiste von Altendorf, Kr. Wolf-
hagen (Nordhessen), ergänzen84. Beides ist oft
am Altenberg belegt.
Der so identische Kulturhabitus vom Goldberg
und vom Altenberg ist deshalb so wertvoll, weil
wir anhand der sorgfältigen und mit modernen
Grabungskenntnissen erforschten Wobnbauwei-
se den Versuch unternehmen können, die in den
Jahren 1919—1931 von Werkmeister J. Maurer-
München durchgeführten Ausgrabungen wis-
senschaftlich zu verwerten. Übereinstimmend
mit dem Goldberg ist die Beobachtung, daß der
Hausboden eingetieft ist und bei fallendem Ge-
lände zur Erreichung der Horizontale bei ein
und demselben Haus verschieden tief eingegra-
ben bzw. aufgeschüttet wurde. Auch stimmt die
Beobachtung, daß manchmal Pfostenlöcher,
manchmal wieder keine vorhanden sind. Die
meist quadratischen Grundrisse kommen bis
5x 6 m Größe vor. Hier passen sich gut ein
das Haus III, 4,15 X 4 m, ohne Pfostenlöcher und
Haus IV, 3,20/75 x 2,70/3,20 m mit Viereckpfo-
sten und einem Mittelpfosten neben einer Mit-
telgrube mit Steinlage85. Diese beiden Anlagen
könnten gut einen korbartigen Aufbau gehabt
haben, wie ihn G. Bersu auf Grund genauer Be-
obachtungen am Goldberg rekonstruieren kann79.
Haus VIII, 6 X 3,40 m, teils eingeschnitten,
teils zur Ebene aufgefüllt, dürfte mit den Häu-
sern R und S vom Goldberg zu vergleichen
sein. Es besitzt Pfostenlöcher und eine Trok-
kenmauer mitten im Raum, bei der gefragt
werden muß, ob sie zu dem Haus gehört. Ent-
weder haben wir hier ein Rechteckhaus mit
Vorbau vor uns oder ein Umbau wie am Gold-
berg wurde nicht erkannt. Vielleicht könnten
neuere Grabungen am Altenberg eine Klarheit
in solchen Fragen schaffen. Die übrigen Hüt-
tenstellen können keine weitere Aussage ma-
chen, weil sie entweder nicht mehr ganz er-
halten waren oder nicht zu Ende gegraben wur-
den, daher verwertbare Angaben und Grund-
risse nicht vorliegen.
E. Sangmeister kann feststellen, daß sich die
Altheimer Siedlungen des Ries mit wenigen
Ausnahmen auf Höhen befinden86. Hierzu passen
gut der Wartberg in Nordhessen und unser Al-
tenberg, sowie zwei weitere Plätze, die ich hier
anschließen möchte: Der Schwanberg (Gemar-
kungen Rödelsee, Ldkr. Kitzingen und Iphofen,
Ldkr. Scheinfeld/Mfr.) und der Judenhügel (Ge-
markung Kleinbardorf, Ldkr. Königshofen/
Grbf.). Die Oberflächenfunde vom Schwanberg,
Gebiet der Gemarkung Rödelsee, bieten die
gleichen Plattenhornsteingeräte (Taf. 17, 25. 31),
oftmals nur randbearbeitete trianguläre Horn-
steinpfeilspitzen (Taf. 17, 20-21) 87, Trapezbeilchen
mit abgerundet rechteckigem oder ovalem Quer-
schnitt87, die nach Sangmeister nicht der
Schnurkeramik angehören. Der Judenhügel lie-
ferte außerdem Klingenkratzer, Streitaxtfrag-
mente, sowie typische Keramik: Getupfte Rand-
wulste, Ösenhenkel (Taf. 16, 1-12). Beide Berge
ergaben auch noch vereinzelt bandkeramisches
Steingerät (Schuhleistenkeil, Hacke). Endlich
weisen Scherben auch noch auf den Schulzen-
berg bei Fulda hin88.
Die in dem gekennzeichneten Raum89 für die
Altheimer Kultur typische Technik der Ver-
wendung des Plattenhornsteins nur mit Rand-
retusche begegnet noch auf einem Bruchstück
von Acholshausen, Ldkr. Ochsenfurt. Außer-
halb Unterfrankens sind solche Dinge aus Thü-
ringen bekannt90. Dies weist vielleicht darauf
hin, daß derartige Fundplätze auch in den Rah-
men der Altheimer-Michelsberger Kultur ge-
hören.
84) Dehn-Sangmeister, Anm. 78, 24 f. — BVFr. 4, 1924, 13 ff. (P. Reinecke). — H. Müller-Karpe, Nieder-
hessische Urgeschichte (1951) 33 u. Taf. 20, 23.
85) Entspricht genau der immer am Goldberg gefundenen Mittelgrube!
86) Dehn-Sangmeister, Anm. 78, 24.
87) BVB1. 18/9, 1951/2, 227 Abb. 3, D.
88) Mus. Fulda.
89) E. Sangmeister macht darauf aufmerksam, daß im Vorland der Alpen von der Mondseekultur über die
Schweizer Pfahlbauten bis zur Rhone und dem Mittelmeer gleiche Gerättechnik herrscht.
90) Altenburg bei Arnstadt, Steinsburg bei Römhild u. Simmershausen, Kr. Hildburghausen: Mons Stein-
berg, 1954, 24 f. u. Abb. 17. 19 (G. Neumann).
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Kultur befaßt sich B. Sangmeister im Anschluß
an P. Reinecke84. Er kann zwei Gefäßformen
vorführen, einen Topf mit leicht konischem
Oberteil und senkrechten Schnurösen am Um-
bruch und einen steilwandigen Mörserbecher
mit Knubben am Rand. Das erhaltene Material
vom Altenberg läßt solche Rekonstruktionen
nicht zu, enthält aber Teile, die solchen Gefä-
ßen angehören könnten (Taf. 13). Selten sind
Bandhenkel der Art Dehn-Sangmeister Taf. 10,
34. 37; nicht vorhanden ist plastische Leistenzier,
deren allgemeine Zugehörigkeit Sangmeister
auch fraglich erscheint.
P.Reinecke hat schon unseren Altenberg und
eine Bergsiedlung vom Wartberg bei Kirch-
berg, Kr. Fritzlar-Homberg (Nordhessen) ge-
nannt84. Sangmeister möchte die Gefäße mit
Lochreihe und gerauhtem Unterteil nach einem
Topf der Steinkiste von Altendorf, Kr. Wolf-
hagen (Nordhessen), ergänzen84. Beides ist oft
am Altenberg belegt.
Der so identische Kulturhabitus vom Goldberg
und vom Altenberg ist deshalb so wertvoll, weil
wir anhand der sorgfältigen und mit modernen
Grabungskenntnissen erforschten Wobnbauwei-
se den Versuch unternehmen können, die in den
Jahren 1919—1931 von Werkmeister J. Maurer-
München durchgeführten Ausgrabungen wis-
senschaftlich zu verwerten. Übereinstimmend
mit dem Goldberg ist die Beobachtung, daß der
Hausboden eingetieft ist und bei fallendem Ge-
lände zur Erreichung der Horizontale bei ein
und demselben Haus verschieden tief eingegra-
ben bzw. aufgeschüttet wurde. Auch stimmt die
Beobachtung, daß manchmal Pfostenlöcher,
manchmal wieder keine vorhanden sind. Die
meist quadratischen Grundrisse kommen bis
5x 6 m Größe vor. Hier passen sich gut ein
das Haus III, 4,15 X 4 m, ohne Pfostenlöcher und
Haus IV, 3,20/75 x 2,70/3,20 m mit Viereckpfo-
sten und einem Mittelpfosten neben einer Mit-
telgrube mit Steinlage85. Diese beiden Anlagen
könnten gut einen korbartigen Aufbau gehabt
haben, wie ihn G. Bersu auf Grund genauer Be-
obachtungen am Goldberg rekonstruieren kann79.
Haus VIII, 6 X 3,40 m, teils eingeschnitten,
teils zur Ebene aufgefüllt, dürfte mit den Häu-
sern R und S vom Goldberg zu vergleichen
sein. Es besitzt Pfostenlöcher und eine Trok-
kenmauer mitten im Raum, bei der gefragt
werden muß, ob sie zu dem Haus gehört. Ent-
weder haben wir hier ein Rechteckhaus mit
Vorbau vor uns oder ein Umbau wie am Gold-
berg wurde nicht erkannt. Vielleicht könnten
neuere Grabungen am Altenberg eine Klarheit
in solchen Fragen schaffen. Die übrigen Hüt-
tenstellen können keine weitere Aussage ma-
chen, weil sie entweder nicht mehr ganz er-
halten waren oder nicht zu Ende gegraben wur-
den, daher verwertbare Angaben und Grund-
risse nicht vorliegen.
E. Sangmeister kann feststellen, daß sich die
Altheimer Siedlungen des Ries mit wenigen
Ausnahmen auf Höhen befinden86. Hierzu passen
gut der Wartberg in Nordhessen und unser Al-
tenberg, sowie zwei weitere Plätze, die ich hier
anschließen möchte: Der Schwanberg (Gemar-
kungen Rödelsee, Ldkr. Kitzingen und Iphofen,
Ldkr. Scheinfeld/Mfr.) und der Judenhügel (Ge-
markung Kleinbardorf, Ldkr. Königshofen/
Grbf.). Die Oberflächenfunde vom Schwanberg,
Gebiet der Gemarkung Rödelsee, bieten die
gleichen Plattenhornsteingeräte (Taf. 17, 25. 31),
oftmals nur randbearbeitete trianguläre Horn-
steinpfeilspitzen (Taf. 17, 20-21) 87, Trapezbeilchen
mit abgerundet rechteckigem oder ovalem Quer-
schnitt87, die nach Sangmeister nicht der
Schnurkeramik angehören. Der Judenhügel lie-
ferte außerdem Klingenkratzer, Streitaxtfrag-
mente, sowie typische Keramik: Getupfte Rand-
wulste, Ösenhenkel (Taf. 16, 1-12). Beide Berge
ergaben auch noch vereinzelt bandkeramisches
Steingerät (Schuhleistenkeil, Hacke). Endlich
weisen Scherben auch noch auf den Schulzen-
berg bei Fulda hin88.
Die in dem gekennzeichneten Raum89 für die
Altheimer Kultur typische Technik der Ver-
wendung des Plattenhornsteins nur mit Rand-
retusche begegnet noch auf einem Bruchstück
von Acholshausen, Ldkr. Ochsenfurt. Außer-
halb Unterfrankens sind solche Dinge aus Thü-
ringen bekannt90. Dies weist vielleicht darauf
hin, daß derartige Fundplätze auch in den Rah-
men der Altheimer-Michelsberger Kultur ge-
hören.
84) Dehn-Sangmeister, Anm. 78, 24 f. — BVFr. 4, 1924, 13 ff. (P. Reinecke). — H. Müller-Karpe, Nieder-
hessische Urgeschichte (1951) 33 u. Taf. 20, 23.
85) Entspricht genau der immer am Goldberg gefundenen Mittelgrube!
86) Dehn-Sangmeister, Anm. 78, 24.
87) BVB1. 18/9, 1951/2, 227 Abb. 3, D.
88) Mus. Fulda.
89) E. Sangmeister macht darauf aufmerksam, daß im Vorland der Alpen von der Mondseekultur über die
Schweizer Pfahlbauten bis zur Rhone und dem Mittelmeer gleiche Gerättechnik herrscht.
90) Altenburg bei Arnstadt, Steinsburg bei Römhild u. Simmershausen, Kr. Hildburghausen: Mons Stein-
berg, 1954, 24 f. u. Abb. 17. 19 (G. Neumann).
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