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25)184 stellen die nördlichsten Vertreter ihrer
süddeutschen Verbreitung dar185.
Der durchbrochene Herzanbänger der älteren
Hügelgräberkultur hat eine rein südöstliche
Verbreitung, die in der Oberpfalz und Oberbay-
ern beginnt186. Unser Stück mit seinem frag-
lichen Fundort „Aschaffenburg" (Abb. 6) darf
daher nicht chorologisch verwertet werden.
An weiteren Waffen sind in unserem Arbeits-
gebiete Dolche, Beile, Lanzen- und Pfeilspit-
zen zu nennen. Dolche treten nur mit Griffen
aus vergänglichem Material auf. Zu seinem frü-
hesten Männergräberhorizont rechnet F. Holste
die Dolche mit abgerundet trapezförmiger Griff-
platte mit vier Nieten und leicht eingesattel-
tem Nacken187. Hierher gehört der Dolch von
Leuzendorf, der die für diesen Typ auch kenn-
zeichnenden Hutnieten besitzt (Taf. 23, 14)188.
Zwei konzentrische Riefen und eine Einstich-
reihe zieren die Niete 189. Zu dieser Form gehört
ein Stück aus Zeubelried Hügel III, das wohl
— der Hügelinhalt muß nicht ein geschlossener
Fund sein — mit einer strichverzierten Nadel
mit durchlochter Schwellung zusammen gefun-
denwurde (Abb.15, 4. 8). Endlich ist ein Einzel-
fund aus Karlstadt zu nennen (Taf. 23, 12). Hat
letzteres Stück dachförmigen Klingenquer-
schnitt, so besitzen die beiden erstgenannten
eine Mittelrippe, in Zeubelried mehr rundlich,
in Leuzendorf scharf gratig. Holste kennt diese
Form mehr aus seiner hessischen Westgruppe
und aus dem Maingebiet. Die Zeitstellung ist
Stufe Bi190.
Die Dolche mit zweinietiger Griffplatte lassen
sich weder nach ihrer Länge noch nach ihrem
Klingenquerschnitt chronologisch und chorolo-
gisch gliedern191. Jedoch scheint die Verklei-
nerung der Griffplatte ein zeitkriterisches Indiz
zu sein. Schwarza (Taf. 23, 17) mit noch etwas
vorspringender Nietplatte dürfte vor Veitshöch-
heim (Taf. 23, 5), Ostheim v. d. Rh., Ldkr. Mell-

richstadt192, Zeubelried Hügel IV (Taf. 23, 6)
und Eschau, Ldkr. Obernburg193 liegen.
Unter den Beilen mit parallelen Randleisten
führt F. Holste das Stück von Wiesbaden, Geis-
hecke, Hügel c, das zu einem Dolch mit recht-
eckigen Nietplatten der obengenannten Form
gehört194. Es ist dies der älteste Typ in den
hessischen Grabhügeln. Dieser ist in Unterfran-
ken nicht vertreten, dagegen die Form mit ein-
gezogener Mitte und mehr oder weniger stark
erweiterter Schneide aus dem Spessart (nähe-
rer Fundort unbekannt) 195 und von Ostheim v.
d. Rh., Ldkr. Mellrichstadt192.
Hier anzuschließen sind Beile mit unterstän-
digen Randleisten, die oberhalb der Mittelein-
ziehung weich auslaufen:Possenheim (Abb. 11, 9)
und Fundort unbekannt (vgl. S. 108). Ein weiteres
Stück aus Possenheim hat nicht diese kenn-
zeichnende Mitteleinziehung, dafür aber stark
verbreiterte, bogenförmige Schneide und halb-
kreisförmig eingezogene Bahn (Abb. 11, 6). Mit
der Fundbezeichnung „in der Nähe von Aschaf-
fenburg gefunden" erwarb man ein sog. böh-
misches Absatzbeil (Taf. 23, i). Ein typologisch
jüngeres Stück kam in Bundorf zutage (Abb. 7).
Das Bruchstück eines Absatzbeiles vom „west-
europäischen" Typ lag aus Soden vor (Abb. 14).
Kennzeichnend ist das leicht in der Mitte ein-
zogene Profil, das Fehlen von Randleisten am
Unterteil und die angeschliffene Schneide am
leicht verbreiterten Ende. Wohl hierher gehört
auch ein Beil von Eschau, Ldkr. Obernburg193.
Nach F. Holste wurde diese Form im oberen
Rheintal und in den Gebieten westlich des
Rheins (Elsaß) entwickelt und muß von den
eigentlich westeuropäischen französischen
Typen getrennt werden196.
Bronzene Lanzenspitzen treten in den Hügel-
gräbern Süddeutschlands so gut wie überhaupt
nicht auf. In Depots begegnen sie erstmals in
der Stufe A 2 im Zuge der südöstlichen Einflüs-

184) Bei F. Holste, Die bronzezeitlichen Vollgriffschwerter Bayerns, 1953, 48 unter Hellmitzheim u. Verbleib
unbekannt.
185) F. Holste a. a. O. 23 ff. u. Karte 1 u. 4 (G. Kossack). Vgl. auch F. Holste, Bronzezeit, Karte 7.
186) Vgl. BVB1. 10, 1931/2, 80 (F. Birkner). — Germania 26, 1942, 1 ff. (F. Holste).
187) F. Holste, Hessen, 33 u. Taf. 15,7.
188) Nächste Parallelen sind zwei Stücke von der Steinsburg bei Römhild: Mons Steinberg, 1954, 27 u. Abb.
38 (G. Neumann).
189) Verzierte Hutniete nennt Holste noch von Kallmünz, Ldkr. Burglengenfeld, und Hausberge, Kr. Minden.
190) F. Holste, Anm. 184, 23.
191) F. Holste, Hessen, 35.
192) Grabfund 1952; Heimatmus. Ostheim v. d. Rh.
193) Gräfl. Erbach'sche Slg. Erbach i. O.
194) F. Holste, Hessen, 38 u. Taf. 15, 8.
195) Mus. Aschaffenburg, alte Inv. Nr. 78.
196) F. Holste, Hessen, 36 u. 42.

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