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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0323

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-318 -

blick verdeutlichen möge. Ich fiihre dabei jeweils einige verbreitete traditionelle Termini für die drei Satztypen
amM*

Neuägyptisch
Typ 1: synthetisch
Typ 2: analytisch, Verb in
adverbialer Transposition
Typ 3: analytisch, Verb in
substantivischer Transposition
Satzstellung
V-S
S-V
Aux - S - V
Bezeichnung
suffix conjugation (Gardiner
*-951: § 410> das
Mittelägyptische)
pseudo-verbal construction
(Gardiner 1957: § 3i9, für das
Mittelägyptische), Adver-
bialsatz (Junge (1996: 117)
periphrastic conjugation
(Johnson 1976: i3, für das
Demotische)
Beispiel
sdm-f“er hörte”
sw (hr) sdm “er hört”
j-jri-f sdm “er hört (Zweites
Tempus)”
pronominale
Objektsanbindung
abhängiges Pronomen
Suffixpronomen
Suffixpronomen
Negation
(spezifische Negation für jedes
Tempus)
6/i... (jwnf
bn ... (jwn>) (nichtbei Konstruk-
tionen, die von sich aus eine
neg. Bedeutung haben, z.B.
bwpy-f sdm “er hörte nicht”)
Verbreitung
häufig
häufig
begrenzt

Koptisch
Typ ±: synthetisch
Typ 2: analytisch, Verb in
adverbialer Transposition
Typ 3: analytisch, Verb in
substantivischer Transposition
Satzstellung
V-S
S-V
Aux - S - V
Bezeichnung
Suffixkonjugation (Till 1960:
§ 281), synthetic conjugation
(Shisha-Halevy 1988: 100)
Dauerzeiten, bipartite pattern
(Polotsky 1960: 394), durative
conjugation (Shisha-Halevy
1988: 72)
Ereigniszeiten, tripartite
pattem (Polotsky 1960: 3p3),
tense-base conjugation
(Shisha-Halevy 1988: 32)
Beispiel
neaN.-J “sagte er”
H-CCOTA “er hört”
(N^-CCOTA “er hörte”
Objektsanbindung
-
präpositional
meist direkt
Negation
-
(M) ... dxN
(spezifische Negation für jedes
Tempus)
Verbrcitung
marginal
häufig
häufig

Dabei ist im Neuägyptischen durch mehrere Merkmale die Opposition zwischen der synthetischen Konjugation und
den beiden analytischen Satztypen besonders ausgeprägt, was ich durch eine fette Linie markiert habe. Im Koptischen
wird diese Opposition mit dem weitgehenden Verschwinden der synthetischen Formen unbedeutend, und stattdessen
bildet sich eine stärkere Opposition zwischen den Typen 2 und 3 heraus. Ich habe dies jeweils anhand zweier Merk-
male, nämlich der Strategien der Objektsanbindung sowie der Bildung der Negation, exemplifiziert. Noch mehr struk-
turelle Unterschiede zwischen den Dauerzeiten und den Ereigniszeiten im Koptischen sind in § 28.2.3 besprochen.
Wir sehen, dass der Adverbialsatz mit verbalem Prädikat in der adverbialen Transposition im gesamten Jüngeren
Ägyptisch eine zentrale Rolle spielt.
Zur Satzstellung ist noch zu bemerken:
• Das Subjekt kann stets durch Linksextraposition (Neuägyptisch mit jr, Koptisch ohne besondere Kennzeichnung)
aus dem Satz bewegt und dann in diesem durch ein Pronomen vertreten werden, so dass sich die Strukturen (jr —)
S - [V - Prong], (jr —) S - [Prong - V] bzw. (jr —) S — [Aux - Prong — V] ergeben. An der Struktur des
Kernsatzes ändert sich dadurch nichts.
• Es gibt sogenannte Konverter, nicht zum Kernsatz gehörige Morpheme, die mit allen Satztypen kombi-
niert werden können. Die Struktur Konv - [S - V] (Typ 2) (z.B.jw-f sdm/ £-J-C(l)TA) ist von der Struktur Aux — S
— V (Typ 3) (z.B.jri-f sdm/ <\-J-C0ÜTM) trotz der oberflächlichen Ähnlichkeit streng zu unterscheiden.

141 Das ist natürlich eine starke Vereinfachung, da unterschiedlichen Termini oft auch unterschiedliche Vorstel-
lungen zugrundeliegen. Beispielsweise umschließt der Terminus “Adverbialsatz” auch die formal identisch
gebauten Sätze mit nicht-verbalem Prädikat und betont die syntaktische Äquivalenz dieser Strukturen, während
“pseudo-verbal construction” gerade die nicht-verbalen Satztypen ausschließt.
 
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