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Peyssonnel, Charles de; Varrentrapp & Wenner [Editor]
Frankreichs Politische Lage und seine gegenwärtige Verhältnisse mit den übrigen europäischen Mächten: Dem Könige und der Nazionalversammlung zugeeignet ; Aus dem Französischen übersezt (2. Theil) — Frankfurt am Main: bei Varrentrapp und Wenner, 1790 [VD18 90792491]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49683#0063
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kommen eingeschlafen und unbeweglich ansehen, das
nunmehro ganz geruhig der Willkühr einer ihrer mäch-
tiger! Nachbaren überlassen bleibt: man kann sagen,
daß es sich bishero blos durch ministerielle Verhand-
lungen erhalten-
Frankreich zeigte sich von jeher geneigt, Venedig
beizustehen. Unter der Regierung H einrich IV., be-
endigte es unter französischer Mediation und Schuz,
dessen Streitigkeiten mit dem Pabst, und zwar auf ei-
ne ziemlich ehrenvolle Art. Die französische Hülfe unter
Ludwig XV., konnte zwar den Verlust von Candia
nicht abwenden, aber zum wenigsten verspathete cs
doch denselben; überhaupt kann man sagen, daß Frank-
reich von jeher dieser Republik die unbezweiftltstcn
Proben von dessen Zuneigung und Freundschaft gege-
ben hat- Frankreichs eigner Vortheil erfordert es
übrigens, den venezianischen Staat aufrecht zu er-
halten, dessen republianische Constituzionzu beschützen,
um dadurch der Vergrößerung der österreichischen
Staaten vorzubeugen, die wenn die venezianischen Be-
sitzungen noch hinzukamen, eine fürchterliche Größe
erhalten würden. Falls Venedig angegriffen würde,
so dürfte Frankreich in politischer Hinsicht derselben sei-
nen Beistand nicht versagen; allein die weite Entfer-
nung, die Vormauer, welche die österreichischen Staaten
quer durch Italien vorstellen, wodurch alle Gemein-
schaft mit der Republik unterbrochen wird , dürfte viel-
leicht Frankreichs Hülfe zu sehr verspathen, um die-
selbe gegen die Anfalle eines mächtigen Nachbarn zu
vertheidigen.
Aus dieser Lage der Sachen erhellet, daß wenn
Frankreich einmal sowohl seine Land-als Seemacht
wird auf einen furchtbaren Fuß gesezt haben, alsdann
es auch seinem politischen System! -eine andere Rich-
rung geben, und einen vernünftigem und vortheilhaf-
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