III. Auseinandersetzungen mit benachbarten Mächten
1. Die Grafen Giech und ihr Verhältnis zum Fürstentum
Brandenburg-Bayreuth bzw. dem Königreich Preußen
Die giechischen Besitzungen der Herrschaft Thurnau lagen „gleichsam
zwischen Thür und Angel zweyer mächtiger Fürstenthümer“1, von
denen nicht zu erwarten war, daß sie „nechstens den Appetit verlieren
möchten, ihr Dominium über ihre schwachen und geringen Nachbarn
je mehr und mehr zu extendiren“2. Um seine Selbständigkeit zu wah-
ren, mußte Thurnau daher versuchen, zumindest einen dieser Nachbarn
zum Freunde zu gewinnen. Infolge der Auseinandersetzung um die
Zuständigkeit der hohen Gerichtsbarkeit in und um Thurnau zwischen
Bayreuth und den Erben der Förtsche sowie der drohenden bay-
reuthischen Landsässigkeit war eine Anlehnung Thurnaus an Bam-
berg zunächst das Natürliche. Da das Hochstift aber seinen Anspruch
auf die Fraisch in Thurnau wahren, nicht aber giechische Kastanien aus
dem Bayreuther Feuer holen wollte, beschränkte es seine Unterstützung
auf papierne Proteste gegenüber Bayreuth und ebensolche Unter-
stützungsversprechen gegenüber Giech3. Nach der unglücklichen Schie-
ßerei im Sommer 16884 mußte Christian Carl von Giech Thurnau
jahrelang meiden, um dem markgräflichen Zugriff zu entgehen. Bay-
reuthisches Gebiet umgab die kleine Herrschaft auf drei Seiten; Über-
griffe von Kasendorf und Kulmbach waren nicht selten und machten
eine kaiserliche Protektionsurkunde Kaiser Leopolds notwendig5, die
aber auch keine grundlegende Besserung brachte.
Die verfahrene Situation verlangte nach einem neuen Versuch zur
Beilegung der grundsätzlichen Zwistigkeiten zwischen Thurnau und
Bayreuth. Als günstiger Ansatzpunkt hierfür bot sich die eklatante
Geldnot des Markgrafen Christian Ernst, die ihn bereits zu verschiede-
nen Verkäufen gezwungen hatte6. Von Christian Carl von Giech und
seiner Frau war bekannt, daß sie Geld anzulegen suchten7. So ließ
Markgraf Christian Ernst seinen Amtmann Brandstein von Lainitz in
Thurnau beim giechischen Vogt Keysler im November 1692 vor-
sprechen und Schnabelwaid8 zum Verkauf oder Verpfänden anbieten9.
Giech lehnte ab; Schnabelwaid sei für ihn kein interessantes Objekt;
64
1. Die Grafen Giech und ihr Verhältnis zum Fürstentum
Brandenburg-Bayreuth bzw. dem Königreich Preußen
Die giechischen Besitzungen der Herrschaft Thurnau lagen „gleichsam
zwischen Thür und Angel zweyer mächtiger Fürstenthümer“1, von
denen nicht zu erwarten war, daß sie „nechstens den Appetit verlieren
möchten, ihr Dominium über ihre schwachen und geringen Nachbarn
je mehr und mehr zu extendiren“2. Um seine Selbständigkeit zu wah-
ren, mußte Thurnau daher versuchen, zumindest einen dieser Nachbarn
zum Freunde zu gewinnen. Infolge der Auseinandersetzung um die
Zuständigkeit der hohen Gerichtsbarkeit in und um Thurnau zwischen
Bayreuth und den Erben der Förtsche sowie der drohenden bay-
reuthischen Landsässigkeit war eine Anlehnung Thurnaus an Bam-
berg zunächst das Natürliche. Da das Hochstift aber seinen Anspruch
auf die Fraisch in Thurnau wahren, nicht aber giechische Kastanien aus
dem Bayreuther Feuer holen wollte, beschränkte es seine Unterstützung
auf papierne Proteste gegenüber Bayreuth und ebensolche Unter-
stützungsversprechen gegenüber Giech3. Nach der unglücklichen Schie-
ßerei im Sommer 16884 mußte Christian Carl von Giech Thurnau
jahrelang meiden, um dem markgräflichen Zugriff zu entgehen. Bay-
reuthisches Gebiet umgab die kleine Herrschaft auf drei Seiten; Über-
griffe von Kasendorf und Kulmbach waren nicht selten und machten
eine kaiserliche Protektionsurkunde Kaiser Leopolds notwendig5, die
aber auch keine grundlegende Besserung brachte.
Die verfahrene Situation verlangte nach einem neuen Versuch zur
Beilegung der grundsätzlichen Zwistigkeiten zwischen Thurnau und
Bayreuth. Als günstiger Ansatzpunkt hierfür bot sich die eklatante
Geldnot des Markgrafen Christian Ernst, die ihn bereits zu verschiede-
nen Verkäufen gezwungen hatte6. Von Christian Carl von Giech und
seiner Frau war bekannt, daß sie Geld anzulegen suchten7. So ließ
Markgraf Christian Ernst seinen Amtmann Brandstein von Lainitz in
Thurnau beim giechischen Vogt Keysler im November 1692 vor-
sprechen und Schnabelwaid8 zum Verkauf oder Verpfänden anbieten9.
Giech lehnte ab; Schnabelwaid sei für ihn kein interessantes Objekt;
64