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V. Die Wirtschaft innerhalb der Herrschaft Thurnau

1. Handel und Gewerbe
Das Wirtschaftsleben der Herrschaft Thurnau war vorwiegend durch
die Agrarwirtschaft bestimmt. Handel und Gewerbe erreichten wäh-
rend des 18. Jahrhunderts nie einen Umfang, der über den lokalen
Bereich Bedeutung erlangte. Auf dem flachen Land saßen im allge-
meinen außer dem Dorfschmied und Schuster - gelegentlich auch einem
Büttner, Müller oder Zimmermann - kaum Handwerker1. Eine Aus-
nahme bildeten lediglich die Mainorte Altenkunstadt, Schwarzach,
Schammendorf, Kaspauer und Neudorf, wo einige giechische Leinen-
weber und Weber saßen. Selbst in Buchau, immerhin dem „zweiten“
Ort der Herrschaft, gab es nur die für eine größere Dorfgemeinschaft
notwendigen Handwerker, wie Metzger, Müller, Schmied, Zimmer-
mann, Maurer, Häfner und Schneider2. Die Anfertigung des Bedarfs,
der über die grundhandwerklichen Erzeugnisse hinausging, konzen-
trierte sich vorwiegend auf Thurnau. Die Anzahl der Handwerker war
hier erstaunlich groß. 1734 gab es in dem Markt, der auf 158 Häuser
angewachsen war, 14 Bäcker, 1 Buchdrucker, 1 Buchbinder, 7 Büttner,
1 Chirurgus (Bader), 2 Färber, 1 Fuhrmann, 1 Freibänker, 2 Gärtner,
1 Glaser, 2 Handelsleute, 1 Häfner, 1 Leinweber, 6 Maurer, 7 Metz-
ger, 1 Nagelschmied, 1 Riemer, 1 Rotgerber, 6 Schneider, 2 Schlosser,
2 Schmiede, 2 Schreiner, 9 Schuster, 1 Seiler, 3 Strumpfwirker, 1 Satt-
ler, 2 Siebmacher, 1 Tabakpfeifenkopfmacher, 1 Tuchmacher, 1 Tape-
zierer (zugleich herrschaftlicher Laquais), 3 Weber, 1 Weißgerber,
2 Zeugmacher und 2 Zimmerleute3. Im Laufe des Jahrhunderts er-
weiterte sich diese Liste noch um die Berufe des Apothekers4, Büch-
senmachers5, Barbiers, Hufschmieds, Hüters0, Kattunfabrikanten,
1 Modellstechers7, Knopfmachers, Lichterziehers, Peruquiers,
Posmentiers, Puderfabrikanten8 und Wagenschmiedes9. Die Anwesen-
heit des Hofes, so klein er auch war, wirkte sich auf die Vielfalt der
Handwerker des Marktes ohne Zweifel stimulierend aus. Die Ansied-
lung eines Gewerbes war dabei den Neigungen des jeweiligen Grafen,
teilweise aber auch dem Bemühen um Belebung des Wirtschaftslebens
des Marktes zu danken. So wäre die Niederlassung eines Büchsen-

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