Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VII. Biographische Abrisse
der regierenden Grafen Giech

Die Geschicke der Herrschaft Thurnau hingen zu einem nicht geringen
Teil von der Tüchtigkeit und Gewandtheit, aber auch den Schwächen
des jeweils regierenden Grafen Giech ab. Innerhalb ihrer begrenzten
Möglichkeiten wirkten Persönlichkeit und Eigenart der Grafen prägend
für die Herrschaft. Andererseits begegnen uns in den vier Generationen
vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Menschen, die
von ihrer Zeit geprägt wurden. Die Betrachtung ihres Lebenskampfes
trägt dazu bei, ein Bild dieser Zeit zu erhalten. Im folgenden soll daher
eine Schilderung der einzelnen Persönlichkeiten gegeben werden.
Christian Carl (I)
In Christian Carl (I)1, dem ersten Grafen Giech, begegnet uns ein
vollblütig-vitaler Barockmensch, dem die polierte Lebensart eines
Grandseigneurs des späteren 18. Jahrhunderts noch abgehen mochte,
der aber entschlossen nach Mehrung von Ehre und Ansehen seiner
Familie strebte. Einziger Sohn Carl Gottfrieds von Giech, der den
Besitz aller Giechschen Linien in seiner Hand hatte vereinen können,
war Christian Carl zwar Erbe eines relativ großen Besitzes, wuchs aber
noch ganz in den ländlich-derben, um nicht zu sagen bäuerlich-primiti-
ven Verhältnissen eines fränkischen Reichsritters des 17. Jahrhunderts
auf. Auf den einfachen Rahmen weisen bereits seine, verglichen mit
den späteren zahlreichen glanzvollen Namen, sich bescheiden ausneh-
menden Paten. Der Obristwachtmeister Georg Christian von Beulwitz,
der fürstlich Brandenburg-Kulmbachische Geheime Secretarius Leon-
hardt Rodtner und Dorothea Margaretha von Giech hoben den in
Schloß Grünwehr2 geborenen kleinen Giech aus der Taufe3. Mit sechs
Jahren zum giechischen Vogt Johann Trapp nach Thurnau in Kost
gegeben, um dort die Schule zu besuchen, kam Christian Carl 1651 auf
das Gymnasium in Kulmbach. Im folgenden Jahr starb sein Vater,
nachdem bereits 1648 seine Mutter, eine geborene von Könitz, ver-
schieden war. Die Vormundschaft für den Elfjährigen führten Wolf
Ernst von Lindenfels, Friedrich Sebastian von Zettwitz und Gerhard
Sigmund von Aufseß-Mengersdorf.

167
 
Annotationen