Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

DOI Kapitel:
Nr. 90-102 (2. August - 30. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0367

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
363

waren keine im Gefecht. Die Bayern kamen den Preußen in
die Flanke und diese mußten vom Käppele (Kapelle gegenüber
der Festung) weg." Es scheint somit, daß die Bayern nur
durch die eintretende Waffenruhe von der Verfolgung der ge-
wonnenen Vortheile abgehalten wurden.
Bamberg, 28. Juli, Nachm. (Bayer. Ztg.) Die Preußen
haben in Kulmbach die Thore besetzt und sind in Heßdorf und
Bindloch bei Bayreuth eingerückt.
München, 30. Juli, Nachmittags. Die „Bayer. Ztg."
erwähnt, daß trotz der an: 27. d. zu Nikolsburg Hrn. v. d.
Pfordten gegebenen formellen Versicherungen die preußischen
Truppen bis zum 29. d. in bayrischen Laudestheilen vorrückten.
Hr. v. d. Pfordten habe deßhalb von Wien ans energische Schritte
im preußischen Hauptquartier gethan, um das weitere Vorrücken
zu verhindern. Weiter meldet die „Bayer. Ztg.": Prinz Karl
hat gestern mit General v. Manteuffel eine Waffenruhe bis 2.
August mit 24stündiger Kündigungsfrist abgeschlossen. Die Trup-
pen beziehen Kantonnirungen.
München, 30. Juli. Die „Bayer. Ztg." schreibt, mit
Bedauern ein blutiges Gefecht melden zu müssen, welches zwischen
den: kürzlich von hier abgezogenen Bataillon des Leib-Regiments
und Preußen bei Weiden stattgefunden hat. Angesichts der Waffen-
stillstandsverträge und der zwischen dein Prinzen Karl und Ge-
neral Manteuffel gestern verabredeten Waffenruhe, welche gestern
wohl allen preußischen Kommandanten telegraphirt worden ist,
ist uns die Sache völlig unerklärlich. Wie wir hören, war den
preußischen Truppeneorps ein Parlamentär entgegengeschickt worden,
um bei der bevorstehenden Waffenruhe das Unnütze jeden Blut-
vergießens vorzustellen, umsonst, es kam zum Treffen und endete
mit beträchtlichen Verlusten für die Bayern, welche von feindlicher
Uebermacht angegriffen wurden. Unter den Verwundeten befindet
sich der Kommandant des Bataillons, Major Graf Joner.
München, 31. Juli. Der Einmarsch der Preußen in
Oberfranken dauert fort und sind dieselben bereits über Bayreuth
in die fränkische Schweiz eingerückt. Gestern waren preußische
Vorposten bei Müggendorf gesehen worden, in Folge dessen der
Eisenbahnverkehr zwischen Nürnberg und Bamberg eingestellt
worden ist.
München, 31. Juli. Der Waffenstillstand zwischen
Preußen und Bayern beginnt nm 2. August. Der „Bayer.
Ztg." zufolge ist Oberleutnant Roth mit Extrazug nach Bay-
reuth abgegaugen, um bei dem Großherzog von Mecklenburg
Waffenruhe zu erwirken.
Uillolsburg, 28. Juli. Heute wurden die Ratifikationen
mit Oesterreich gewechselt. Waffenstillstand mit Bayern
bis 2. August.
Prag, 29. Juli. Von Theresienstadt kommende Oester-
reicher sprengten die Pfeiler der Elb brücke in die Lust. Nach
Privatnachrichten von Lunbliz wurden 50 dort stationirte
Preußen und Telegraphenbeamten von Oesterreichern gefangen.
Codlenz, 29. Juli. Soeben ist beim hiesigen Gouverne-
ment der Befehl eingetroffen, daß von den Landwehr-Bataillonen
sofort je 300 Mann zu entlassen seien. (Köln. Bl.)
Berlin, 28. Juli. Der „Staatsanzeiger" sieht sich zu !
der Erklärung geuöthigt, daß derjenige Theil der preußischen !
Presse, welcher dafür agitirt, daß Preußen die für den Norden
bestimmten Bundesinstitutionen auch auf den Süden ausdehne,
damit nur die Friedensverhandlungen komprommittire. Diese
Verhandlungen müssen im Augenblick den Zweck haben, für
immer die mit preußischem Blut und großen Opfern Nord- und
Mitteldeutschlands erkaufte territoriale Union zu sichern, und
damit zu erlangen, was unfern Vätern 1815 unerreichbar war.
Darnach wird es sich darum handeln, mit unseren Verbün-
deten in Nord- und Mitteldeutschland einen Bundesstaat (stak
eont'äääre) zu bilden. Die Regelung unserer Beziehung zu den
süddeutschen Staaten, mit welchen Preußen Krieg führt, kann
ohne Gefahr der Zukunft überlassen werden.
Berlin, (über Paris.) Hof, 29. Juli. Der Großherzog
von Mecklenburg hat im Namen Preußens in den Kreisen von
Oberfranken Stellung genommen. Die Preußen Zersprengten ein
Bataillon bayerische Garde; letztere hatten mehrere Todte, darunter
4 Offiziere, ihr Verlust an Gefangenen beträgt 205.
Berlin, 29. Juli, (über Paris.) Die Souveraine von
Baden, Hessen-Darinstadt und Meiningen machten, gleich Bayern,
direkte Vorschläge an Preußen. — Der König von Preußen ver-
weigerte dert Empfang des vom König von Hannover gesandten
Generaladjutanten.
Berlin, 30. Juli. Beide Kammern sind auf den 5.
August einberusen.
Berlin, 31. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." vernimmt,
daß die süddeutschen Staaten in ein Bundesverhältniß zu
treten wünschen. Der Eintritt des Südens in den norddeut-

schen Bund — sagt sie weiter — würde dazu dienen, das
parükularistische Element in Hannover, Kurhessen und Nassau
zu befestigen.
Ausland.
Paris, 29. Juli. Der „Constitutione!" sagt: Die Grund-
lagen des zu Nikolsburg vereinbarten Arrangements sollen die
folgenden sein: „Die Integrität des Staatsgebiets von Oester-
reich mit Ausnahme Venetiens, sowie des Staatsgebietes von
Sachsen; Oesterreichs Einwilligung in die Bildung eines nord-
deutschen Bundes unter preußischer Leitung; unabhängige Exi-
stenz der süddeutschen Staaten mit der Freiheit, sich nach Be-
lieben zu gruppiren; 75 Mill. Kriegsentschädigung hat Oester-
reich an Preußen zu zahlen. In Anbetracht der durch den
Krieg geschaffenen Lage sind diese Bedingungen billig zu nennen.
Die Integrität des Staatsgebietes, welche Oesterreich trotz des
unglücklichen Ausganges des Krieges erhält, ist eine richtige
Stipulation für die, welche die Erhaltung einer Großmacht im
Herzen Europa's für ein höchstes Interesse ansehen".
Florenz, 29. Juli. Ricasoli nach Ferrara gereist, wo
großer Rath der Minister und Generale stattfindet. Bei den
Verhandlungen die Zustimmung des italienischen Gesandten Vor-
behalten, der wegen der Verbindungsschwierigkeiten noch keine
Instruktionen empfangen hatte. Diese werden abgeschickt; sie
ermächtigen Barral, einem Vierwöchentlichen Waffenstillstand
zuzustimmen, und die zwischen Italien und Frankreich verein-
barten Bedingungen als Präliminarien zu stipuliren. Diese
Bedingungen sichern Wiedervereinigung Venetiens, mittelst Ple-
biszits. Die Grenzfrage den Friedensverhandlungeu Vorbe-
halten.
Florenz, 30. Juli. Contre-Admiral Vacca ist mit dem
Obercommando der Flotte provisorisch betraut worden, und
heute in Funktion getreten. — Eine Bekanntmachung verordnet,
daß für die Provinz Venetien das zwischen Oesterreich und dem
heil. Stuhl bestandene Concordat aufgehoben und die religiösen
Körperschaften abgeschafft seien.
Balentia, 27. Juli. Ein großes und glänzendes Unter-
nehmen ist gelungen. Der Great-Castern ist heute Morgen um
4^2 Uhr in Trinity-Bay (Neufundland) angekommen. Das Tele-
graphen-Kabel, welches bestimmt ist, Europa mit Amerika tele-
graphisch zu verbinden, sollte um Mittag ans Land gebracht werden.

Seeschlacht Lei Lissa.
Der heiß ersehnte Moment ist endlich eingetroffeu. Vor-
gestern, am 20. Juli um 11 Uhr lieferten wir der italienischen
Flotte eine siegreiche Seeschlacht. Nun will ich versuchen, Ihnen
eine bündige Beschreibung dieses unseres schönsten Tages zu
geben. Am 18. erfuhren wir, daß des italienische Admiral
Persano die Insel Lissa bombardire, am 19., daß er Verstärkung
und Ausschiffungs-Truppen erhallen habe. Am 19., um halb
zwölf Uhr Vormittags verließ unsere Flotte in drei Divisionen
die Rhede von Fasana (bei Pola). 1. Division die Panzersre-
gatten „Erzherzog Ferdinand Max", mit Contre-Admiral Te-
getthofs an Bord, „Habsburg", „Kaiser Max", „Don Juan",
„d'Austria", „Prinz Eugen", „Salamander", „Drache". 2.
Division: 7 Schiffe und zwar das Linienschiff „Kaiser", die
Fregatten „Novara" und „Schwarzenberg", „Adria", „Donau",
„Radetzky", Korvette „Friedrich". 3. Division: 9 Schiffe und
zwar die 7 Kanonenbote „Hum", „Damat", „Reka", „Streiter",
„Seehund", „Velebich", „Wall", und 4 Avisodampfer, „Kaiserin
Elisabeth", „Greif", „Andreas Hofer" und „Stadiom", im
Ganzen 27 Schiffe, mit etwa 500 Kanonen. Um 1 Uhr 30
Minuten Nachmittags waren die Schiffe in Schlachtordnung
sormirt und wir setzten den Kurs gegen Lissa.
Am 20. Morgens war Lissa in dichte Wolken gehüllt, das
Wetter durchaus stürmisch und wir der Verzweiflung nahe, denn
die aus Süd-Ost hochgehende See hätte jeden Kampf unmög-
lich gemacht. Zu unserem Glücke brach eine heftige Böe aus
Nord-West theilweise die See und klärte den Gesichtskreis auf.
Wir erblickten um 10 Uhr Vormittags die Insel Lissa und
vor ihr im Halbkreise die italienische Flotte, aus 12 Panzer-,
8 Schrauben-Fregatten und 4 Avisodampfern bestehend, im
Ganzen 24 Schiffe mit gegen 800 Kanonen. Der Admiral
ließ langsam fahren, damit die 2. und 3. Division sich dicht
anschließen könne. Die feindlichen Panzerschiffe näherten sich
sehr langsam. Um 10 Uhr 30 Minuten waren wir dicht bei-
sammen, der Admiral ließ ganze Kraft einsetzen, zugleich Signal
geben, den Feind anzulaufen, um ihn zum Sinken zu bringen.
5 Minuten vor 11 Uhr fiel der erste Schuß auf feindlicher
Seite. Unser tapferer heldenmüthiger Admiral eröffnete die
Schlacht mit der glänzendsten Waffenthat zu See, er rannte
mit ganzer Krasl beim Buganker die italienische Panzersregatte
 
Annotationen