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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 81 - Nr. 90 (11. April - 22. April)
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—⏑ Läglig, © ;
— ‚ Dontits und FeierlagS außgenomuten.
ä&*“‘;@gß Et Unterhaltungsbeilage. Breiß bierteljährlig
Bei Dn r ze Zrägerfohn ı, Poftauiichlag. Beltellungen
* en Boftanfialien ı. beider Sypebition Plöckſtraͤße 108,




M Stnuͤt


Anzeige-Blafit für ſämmtliche Bezirke
des bad. Unterlandes, Preis pro ſpalt. Betit»
zeile 10 Pfig., hei Wiederholungen Nabatt.
Inſexate finden die weiteſte Verbreitung.





Heidelberg, Freitag, 11. April 1890.

— Die hkakholiſchen Frovinzial⸗ und
Diizefanverfammlungen.

Bon den Anträgen, welche auf den katholiſchen
— — zur Annahme 7
e, weldhe trotz ihrer Wichtigkeit nicht genügend zur
Aögemeinen. Kenntniß Fommen und deßhalb auͤch nicht
* Lwünſchten Früchte tragen. Dieſes hat ſeinen
44 darin, daß ez in den gefchloſſenen Verſammlungen,
U welde fie na der VMorberathung in den Ausſchuß⸗
4* Kohefeſſuns gelangen, meiſtens an der
@_b{tget‚t Zeit zu einer eingehenden Motivirung und
* uſſion fehlt. Auch in del öffentlichen Schlußver⸗
Ammlung fehlt es an Beit, um ſämmitliche in den
uorßergebenbeu Leſchloſſenen Verfammlungen . ange-
untgimenen Anträge nod) einmal vollſtändig zu verlefen
* auf dieſe Weife zur allgemeinen Kenntniß zu
ingen, Pndern man muß ſich dort nur auf Verleſung
er Wepihtigſten Kefolutionen und Anträge hefhränken.
* Bei der in den erften Tagen des Monats Sep⸗
* 7 D. . 3u Beobflß abgehaltenen Generalver-
* ung der Katholiken Schlefiens ſuchte das Präfie
* diejem Uebelftande dadurch zu begegnen, daß es
MEn ffeligen Schlußverfaninilung außer der voll-
igen Nittheilung der wichtiaſten Reſolutionen noͤch
ve Ffurze und uͤberflchiliche Aufzaͤhlung aller Kübrigen
4— —— ließ

Telleicht wuͤrde e& möglich ſein, auch bei den all«
44 Seneralverfammlungen der Katholilen Deutſch⸗
4 $ in 3ufunft entweder zu diefem Auskunftsmittel
3 %relfen, oder durcg die katholiſchen Zeitungen am
7* von deren Berichterſtaltuligen noch eine beſondere
* Htliche Zuf ammenſtellung aller Beſchiuffe der Geue
* — zu veröffentlichen. An einer ſolchen
A 8 meiftens bis zum Erſcheinen des ftenographifchen
ichtes, welcher nur in die Hände der Mitalieder
aich erſt nach Verlauf mehrerer Monate gelangt.
{bla Nın den auf den Seneralerammlungen ge⸗
4* eſchluͤfſen _ möglichft weite Verbreitung zu geben,
HE vor Allem die Fatholtfhe Preſſe durch näbere Be:

Predung derfelben Helfend eintreten.
2 Von den auf der leßten Generalverſammlung zu
Jum _ angenommenen Anträgen ift unter Anderem
vom @au‘;mann und Stadtverordneten Herrn Harte
rnn Qus Crfurt in Betreff der AdHaltung von
— und Diizejanverjammiungen
5 DON einer nigt zu unterſchůtzenden Bedeutung.
4 € gelangte in der betreffenden geſchloffenen Ver⸗
wegen Mangel an Zelt ohue eingehende
444 * burd den Herrn. Antragjteller 1nd ohne
Aſſion zur Annahme. Deßhalb erlaubt
er Unterzeichnete, welcher Vorſitzender des be⸗

tre
; mafj‚mä? der GeneralverJammlung in Bochum

laudtdes Fürften zu Löwenftein, zu bdeffen
Aufgabe es 4 die Ausführung der Beſchlůſſe
möglichft Sorge zu tragen, jenen Antrag noch einer
befonderen Bejprehung zu unterzlehen. Diefes kanı
nicht beſſer gefchehen, alz durch Wiederholung des Au—
trages wie er von der Generalverfammlung ange—
nommen Worben iſt, ſowie durch Anführung der Haupt-
ſächlichſten Gründe, weldhe den Herrn Autraͤgſteller bei
Einbringung ſeines Antrages geleitet haben und welche
er zu diejem Zweck guͤtigft mitgetheilt hat.
Der Antrag ſelbſt lautet:

Die 36. Generalverſammlung der Katholiken
Deutſchlands empfiehlt auf das Dringendſte die
„Berufung von Provinzial: oder Diizefan-
„Katholifen«Verfammlungen zur Hebung
„und Stärkung katholiſcher Neberzeugung, nament⸗
Iich durch Beſprechung der auf den tätholiſchen
„Seneralverfammlungen gefaßten Beſchlüſfe.“

Der Herr Antragſteller motlvirt ihn nun in fol—
gender Weije: ı /

„Welche Ziele ſind den Keineren, den Provinzial-
oder Dibzeſanvexſammlungen zu ſtecken und ſind dieſe
den jährlichen Generalverfaminlungen gegenüber noch
nothwendig? Um dies klar zu ſtellen, geſtatte ich mir
ein Bild aus dem MNil-Thale vorzufuͤhren, das mich
auf meiner Pilgerfahrt nach Palaͤſtine uberraſcht hatte,
naͤmlich das faſt nieſſerſcharfe Aneinanderſtoßen von
eppigſter Vegetation mit jährlich zweis und mehrfacher
Ernte und abſoluter vegetationzlojer Sandwuͤſte. So
wie dort die Fellahs das Waſſer aus den natürlichen,
aber für das meifte Laud zu lief liegenden waſſerreichen
Nilarme durch ſinnreiche miechaniſche Vorrichtungen,
aber auch durch ſchwere Menſchenarbeit in immer hoͤher
liegende und immer kleinere Waſſerriunen ſchöpfen um
dadurch/ ſoweit als immer möglich/ dem Lande Waffer
zuzuführen und es damit fruchtbar zu „macheit, (ba
dazu das alljährliche Austreien des NileS weilaus nicht
ausreicht), ja um demfelben ganz außergewöhnliche Cr-
Läge 3u ermöglichen ſo follten auch bie Schäbe der
Arbeit der Generalverſamniluugen duͤrch die Feineren
Verſammluugen immer weiteren katholifchen Kreifen
befruchtend zugeführt werden und naͤmenilich auch in
der Diaſpora, wo es mit dem Halten und Lefen katho⸗
liſcher Blätter zum Theil noch decht traurig ausficht.
Es ſollte dieſe Laienmiſſion!/ wie Exeellenz Windhotſt
die katholiſchen Verſammlungen ſo treffend naunte,
durch ſteien Wechſel der Orte, an denen fie abgehalten
werden, auch denen zugänglich gemacht werden, die
wegen oͤrtlicher Eutfernung, wegen Mangel an Zeit
und Geld darauf verzichten müſſen, die eine oder andere
der Generalverſammiluͤngen zu beſuchen, um ſich dort
mit ihren Glaubensgenoſſen zu erbauen zu ſtärken und
zu begeiſtern

Dieſe Provinzial- und DiözefanverJammlungen

25, Jahrgang.

Beruf erblicken, die innere Glaubenskraft der zerſtreut
wohnenden Kaiholiken zu heben, um dem Nbfall von
der Kirche entgegen zu arbeiten, der fih, Gott fei es
geklagt, als Frucht katholiſch feindlicher Blätter, durch
zemifchte Ehen u. dgl. nur zu leicht einftellt, Sie
würden weilerhin auch noch den Vorzug haben, in
kleinen Städten abgehalten werden zu können, die
wegen Raummangel die Generalverſammlungen nicht
aufzunehmen vernögen. Auch wird man nicht ; be-
ſtreiten, daß das in feierlicher Verſennlung vor Tau⸗
jenden von in Andacht lauſchender Männer und Frauen
gefprochene lebendige, beſteiterte und begeifternde Wort
noch eindringlicher zu Herzen geht, als das Leſen des
beſtſtyliſirten Artikels. D

Wenn dies ſchon allgemein gilt, um wie viel
niehr unter den in Betracht kommenden Verhöltniſſen. Um
das voll wuͤrdigen zu können, muß der liebe Coͤtt
einem die Gunſt erwieſen haben, an einer groigere}t
Anzahl der katholiſchen GeneralverJammlungen Theil
nehmen zu können Man muß die geiſtige AimoSphäre
geathmet haben, die wie ein Hauch SGottes über den
Tauſenden ſchwebt, die da 2—3 Stunden lang in
engem Raume eingekeilt ſtehen, das Herz bebend vor
Begeiſterung, leuchtenden Blickes, andächtig lauſchend
auf jedes Wort der gefeierten geliebten Männer, die
von der Rednertribune herab abwechſelnd ernft und
feierlich oder mit der Geißel ſcharfer Wahrheit eintreten
und anfeuern für Alles was hehr, hoch und heilig iſt.
Ja! ich habe Männer gefehen, die im Kampfe des
Lebens ergraut, gehärtet und gefeſtigt waren, wie Stahl,
die aber, von Rührung übermannt, Thränen vergoſſen
als ſie zu Hauſe über ihre Zheilnahme an einer ſolchen
Verſammlung berichteten, und Über die gehobene
Stimmung, von der, mit der erſten Begrüßungsrede
beginnend, auch ſie getragen wurden bis zur letzten
Stunde des Abſchiedsmahles ;

Die Nothwendigkeit, dieſe Laien Miſſion möglichſt
zu vervielfältigen, nach geit und Ort, wird uns aber
au taͤglich eindringliger nahe gelegt durch die Send—
linge und Schwärmer des 109, evangeliſchen Bundes,
des Protejtantenvereins und feiner „Affiliirten“, durch
Lutherſpiele, Lutherfeſte und Lutherbenkmals - Cnthüils
lungen, ſowie durch die Parteilichkeit der akatholiſchen
Preſſe, die ſtets Raum findet, wenn es gilt uns zu
verletzen un8 die albernſten Märchen anzudichten, * die
aber hermetiſch geſchleſſen iſt gegen jeden Verſuch
unſerer Rechtfertiglug. D, dieſe Parität, dieſe Ge⸗
rechtigkeit! Soll ich ſchließlich nur ganz beiläufig noch
hinweiſen darauf, daß dieſe Verfammlungen vielleicht
auch noch nach der Richtung hin uns von Nutzen ſein
könnten, daß ſie uns Parlamentarier aus dem Volke
heranziehen, Talente wecken können, die ſonſt unerkannt
verkommen möchten? Wie Exeellenz Windthorſt die
Pflege der jungen Pflanzen, die zweite, dritte und
vierte Garnituren immer und immer wieder den katho⸗


Aus heiterem Himimel.

Erzählung von Gu ſtav Höcker
Fortſetzung)

„So V x
vor dem '@egetg'r * — jetzt — Stimme, „aud nicht

folgte Blig und Donner ſchnell aufeinander,
Steinert 4 * Srünfhnabel iett auch an?“ entgegnete
ank — wieder eingetretener KRuhe, ſich langfamn der
äd)“id)eß Orn auf welcher Wallh noch immer jaß. Sein ver⸗
D eln ver{wand, als er den Sefichtzausdruck der
Du idjau?{ * 4* trat er einen @_cgritt zurüc und fagte :
oder {pukt dira Tein, al3 ob Du die wei e Frau gefehen hätteft,

S im GHirn?“
äd’ wünfchte, e& wäre nur Sput,“ lautete die Gegenrede
Herzen nagt, waͤs mir alles

HS, „was an met:
S, — meinem (
* t ed iih wähnen madt, daß mein armer

Leute 8 84* Slammen ftünde, O, VBater, wenn die

: #Die Leute i i i
Yubig! ; und immer die Leute,“ verſetzte Steinert un⸗
Wartete 2 mif Ühnen?" Mit fichtlider Spannung er-
und dann, 5 der Tochter, welche ſich Langjam erhob
* * ie weſende Magd deutend, erwiederte :
; es dir ſagen, aber allein, unter vier Augen.“
blickte ſeine Tochter halb erſtaunt, halb über-

ann bed
u — 6i + Mnvel und der Magd, fg aus

Tegte jeßt Der Wind
er *
—244 — —— merben bon dem Ziiege-
! im Zimmer herrſchende Stille berit i
; ! f in⸗
— — terriethen die
n i 4 ‚ wieder niederließ, Die Lampe fo ä)eit
witefch zu * aß ihr volles Liht Wally traf, der er un

die Ecken des Hauſes,

Nuͤn,




rie
was giebts, was haben die Leute gegen mich 9“

antmortete Wally mit

ruhigem Ernſt.
Das weiß ich ſchon! feit ich Ddenken kann! Sie gönnen
mir nicht, daß ich e& |o weit vormärtz gebracht Habe, aber
mein Wahlſpruch ift: Beſſer tauſend Neider, alg einen Bez

Wally teat dicht vor den Sprecher hHeran, legte die Rechte
auf ſeine Schulter und fagte: ” „Gebe der Himmel, daß e& mur
Berleumdung ift, was die Leute von Dir behaupten,“ }

„Wa8 ſoll die lange Vorrede?“ verſetzte Steinert barſch
und mit dem Fuße ftampfend, „heraus mit der Wahrheit.“

Die Tochter holte tief Athenı, Bblicte den Vater iraurig
an und ſagte danıt leiſe: „Die Leute beſchuldigen Didh des
Wuchers! Iſt das wahr, Vater?“

Die bisherige Spannung wich aus des Müllers Autlitz;
er lächelte höhniſch und antwortete nach einer Paufe: Zeder
Joll mit dem Pfunde wuchern, das ihin der Himmel vrrliehen
hat. So fteht es in der Bibel und darnach richte. ich. mich,

— Bei den letzten Worten wollte er ſich erheben, doch drückte
ihn Wally janft auf den Stuhl zurüc,

„Sn diefent chriſtlichen Sinne, Vater, iſt der Wucher ers
laubt aber e& gibt audh einen unerlaubten, der zur Sünde führt

Steinert begann wieder unruhig zu werden. „ Verz
werthe meine Waare fo vortheilhaft wie möglich; ijt fie den
fßeuften zu theuer/ ei mun, ſo brauchen fie dieſelbe ja nicht zu
aufen.“

Was verſtehſt Du unter Waare?“

Alles womit ſich Handel treiben läßt.“

Auch Seld 2“

Steinert ſtieß ein kurxzes Lachen aus das aber recht ernit
klang „Natürliqh auch Geld; handeln die Bankierhäufer etwa
mit einer anderen Waare als Geld?“ . }

Die reſervirten Antworten des Vaters beſtärkten die Tochter
mehr und mehr in ihren Befürchtungen, Ihre bange Seele
ahnte, daß es traurige Wahrheit jei, was Paul Über den
Bater zu ihr geſprochen Walys erfünftelte Ruhe verfhwand,
die Wangen wechfelte und tiefen Schmerz vertündeten ihre
Augen Sie achtete weder des grellen Blige&s, noch des hef⸗
tigen Donnerfchlags, der die Fenſtern der Stube erzittern



machte, e& war ihr gleich, ob die elementaren Gewalten draußen
in der Natıur oder im eigenen Hauſe zündeten, ſo ſehr litt ihre
Seele unter der Srienntniß von des Vaters Schuld.

‚ .Sie faltete die Hände und ſtreckte fie flehend aus, während
ſie in Edenſchaſtlich bewegtem Tone begann: „Du weißt,
Bater, daß idh Did von Herzen liebe, wie Du mid) ; aber
trotzdem überragt der Stolz, mit dem ich auf Dich blicke noch
un eın gut Theil meine Kindesliebe. Ich fahH in Dir ein
Teuchtend LBorbilb, — die Kraft Deines Wilens, Dein raſtloſer
Ileiß erfüllten mich mit Bewunderung und für keinen anderen
Menfchen empfand ich eine ſo tiefe Verehrung als nur für
Dich. Zetzt aber wollen mir die Leute diejeg Heiligthum durch
ihre fMOkimmen Reden zerftören, da fie hehaupten, daß Du gegen

wucherifche Zinfen Geld verleihft, daß Dır dadurch ſo manche

Tanilie an den Rand des Abgrundes gebracht und Ddaß - an -
Deinem Reichthum das Gerzblut der Armuth hänge; ich aber

mill nicht, daß die Menfchen o ſchandbar von Dir reden,

Darum befchwöre ich Dich, ftopfe den Berläumdern den Mund,

jage mir, bdaß Du rein daͤſtehft und idh wil bi8 an daz Ende

meine8 Lebens zufrieden und glücklich fein, jelbjt wenn ich den

Paul niemals heirathen darf.“

Wally hielt in ihrer Rede inne; fie mar vor dem Vater
auf die Xniee gefunfen und ftarrte ihn ängftlidh, an. „Aber
{prich, VBater,“ drängte fie nach bangem Schweigen, „ich flehe
Dich darum an,“

Steinerts Mienen hatten ſich verfinftert, zornig zuckte es
um die fchmalen Libben und unfanft chobler die Tochter
bei Seite, Seräufhvol ſchritt er zum Ofen und von dort
nad) dem Fenfter, mo abermals ein Blik die nächtliche Qands
jchaft beleuchtete, Dem Müller wäre e8. in diefent Augenblick
vecht geweſen wenn das zerſtörende Clement ihn und e
Haus vernichtet Hätte. Da e& aber nicht gefdah.
— — * %, 10 xief er
Unfinn vonm Sündenwucher und und yon > —
Kopf gefebt hat? Gr {of Blutstropfen der
meiner Zhür bliden denn mir 5 HO nie wieder vor
mal eine Sektion zu gebhen“ gelüſtete, ihm auch einz

Fortſetzung folgt)

ä—


 
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