Erſchent taglıq mu Ansnahme der Sonns und Feiertage
Samfiag3 mit Unterbaftmngsbeilage, Preis vierteljährlich
ME 1.20 ohne Tragerlohn u. Poſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtaͤnſtalten u bei der Grpebition Zwingerſnaße?.
—
für Stadf
Berantworilider Redalteur:
Juliut YJeder in Heidelberg.
| Drue, Beylag u, Expedition von Gebr, Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.
—
— — — —
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten für das 1. Quartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt-
anſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen, ſowie in unſerer
Expedition Heidelberg, Zwingerſtraße 7 entgegen-
genommen.
Ver heutigen Nummer liegt ur. 3 der Unterhaltungs-
bellage bei
* Geidelberg, 17 Jan.
In Nord und Süd, in Oſt und Weſt, in allen
Gauen unſeres theueren Vaterlandes wird heute der
Name Desjenigen gefeiert, der ſich im Kampfe um
die Rechte der Katholiken im ganzen Deutſchen Reiche
unſterbliche Verdienſte erworben hat. Wir feiern
heute den 80. Geburtstag unſeres greiſen Centrums-
führers
Windthorſt,
das Wiegenfeſt eines Mannes, der heute mehr denn
je zu vor die innere Entwickelung des deutſchen Reichs
auf parlamentariſchem Gebiete zu beeinflußen be-
rufen iſt.
„Die Perle von Meppen“ hat man den Mann
genannt, der an politiſchem Geſchick und Reinheit des
Charalters unübertroffen daſteht, und eine „Perle“!
iſt er in der That, eine Perle, die das kath. Volk in |
das Gold unverbrüchlicher Treue gefaßt hat. Wenn
es unſern Gegnern Freude macht, unter den Katho-
liken folche Windthorſt'ſcher und nicht Windthorſtiſcher
Richtung zu ſuchen, laſſen wir ihnen das Vergnügen;
durch ihre eigenen ſo oft wiederholten Verſuche, einen
Keil zwiſchen Windthorſt und das Volk zu treiben,
bezeugen ſie ja, wie hoch ſie ſelbſt den Werth dieſes
Mannes zu ſchätzen wiſſen; wieder ein Grund mehr
für uns Katholilen, daß wir uns ſtetz bewußt wer-
den, welches Kleinod wir in dieſem Manne beſitzen.
Wir find uns deſſen ſchon lange bewußt. Wenn
man heute mit Grund ſagen darf: Das kat hol.
Deutſchland feiert den Tag, an welchem ſein
Führer die Schwelle des 80. Jahres überſchreitet, ſo
üegt darin ausgedrückt, wie weit das Gefühl des
kalh. Volkes von dem Gedanken an dieſe Feſtfeier er-
griffen iſt.
Um Windthorſt nach Gebuͤhr zu würdigen, ſo ſagt
mit Recht eine Centrunis⸗ Correspondenz. müßte man
eine Geichichte der deutſchen Katholiken ſeit den letzten
———— — —
Ein adeliger Zproß.
34) ,
Novelle von Antonie Haupt.
glückẽ der beiden berühmten Profeſſoren in die Oeffentlich-
Feit gedrungen, und Einer im Hauſe hätte den ganzen Taa
jiber vollauf Beſchäftiaung gehabt, wenn er allein die
Depejhen und Erfundigungen, die fowebt von der Univer- ;
3ität, al3 ouS-ganz Deutichland einliefen, beantwortet hätte, }
Die BZeitungen waren gefüht mit entuellten Berichten über
Den Unfall und über das Bıfinden der beiden Gelehrten.
Heute waren Beide todt, morgen lebte noch Siner, und
übermorgen ſolllen Beide noch leben, aber hoffnungslos
darnieder liegen ; 2*
Sn Wirklichkeit iedoch ging e& mit Adalbext Tag für
Tac ein wenig befier, und nach Verlguf von zwei Wochen
war er joweit Hergeftellt, daß er in einem Koljeffel in das
gegenüberliegende Zimmer zu dem noch immer im heftigen
Fdet tobenden Haͤbeich acbracht werden konnte,
Eines Nacdhmittag? ſaß Adalbert ganz allein bei feinem |
phantafirenden Zreunde, Dieſex beſchwor in den {lehend-
Tichjien Tönen jeine geliebte Laura, ihm doch aus den
{redlichen Slammen herauszuhelfen ftatt immer mit ver-
difteten Bfeiten nach ihm zu Ichieben. —
„Armer Freund,“ fagte Adalbert mitleidig, „alfo auch
2*
Er legte ſeine fühle Hand auf deſſen fieberheiße Stirn
„Wb, wie wohl das thut!“ rief dex Krankfe. Lab
Deine kalte Hand hier Tiegen, Geliebte. Der böſe Dradhe,
der dazZ Feuer ſpeit fürchtet fih vor Dir. Wh wie wohl
mir mwird! — das verzehrende Zeuer verlifcht!” *
Nach und nach ward er ganz rubig. verfiel zulebt in
einen janften @c}fiä„ und almählich traten große Schweiß-
tropfeit auf ſeine Stirne. }
pi„@ottiäesi Dank,“ flüſtexte Adalbert, „er ift gerettet!”
Hu diefem Augenblide kan Ehrhardt herein, Adalbert
winttẽ ihm, Jich in zu verhalten, und als Max einen Blid
auf den rubig und gleichmäßig Athmenden geworfen, füllten
4i feine Uugen mit Sreudenthränen. Noch einen verfiänd-
außvollen, jeligen Bli tauſchie er mit Adalbert aus, dann
das gewiß
auch aus dem Laienſtande:
Reichenſperger,
— . M
v Schorlemer v. Fran-
enthalten würde,
und Letteler einen Markſtein
des Kat holizismus in Deutſchland und
Kampfes um ſeine Exiſtenz und ſein Recht.
der Jahre dem
Windthorſ
daran gewöhnt, in
ſßein Programm,
herrlichen Deviſe „für Wahrheit, Recht und Freiheit“
zu erblicken!
Und dieſer Mann iſt ſolchen Vertranens würdig!
Wer, wie er, zwei Jahrzehnte vor der Front ge-
ſtanden hat, als erſtes Ziel aller feindlichen Angriffe,
wer ſo unerſchrocken und tapfer mit dem Feinde ins
Auge ſchaute und, angethan der Rüſtung des
Glaubens, geſchützt durch den fleckenloſen Schild
eines reinen Charakters, mit dem ſcharfen Schwerte
platz mit Leichen bedeckte, der iſt ein erprobter Käm-
pfer und hat ſich edleren Lohn, als Reichthum und
Ehrenſtellen und Orden: er hat das Herz des
Volkes gewonnen.
Der beſtgeliebte Mann pflegt auch der beſtgehaßte
zu ſein, das
doch in einer Zeet, die noch nicht lange vorbei iſt,
die offiziöſen Soldſchreiber des Bismarckſchen Regims
den Führer des katholiſchen Volkes als „Reichsfeind“,
als „Welfen“ verunglimpft! Wie hat ſelbſt der eiſerne
Kanzler ihn öffentlich und rückſichtslos angegriffen,
freilich nicht ohne manche empfindliche Niederlage
davon davonzutragen!
Deutſche Treue, deutſcher Geiſt und deutſcher
Humor werden ja von unſeren Chauviniſten ſo hoch
geprieſen. Nun, ſo nenne man uns im weiten deut-
ſchen Vaterlande einen Mann, der in ſeiner Perſon
vollendeter dieſe Eigenſchaften verkörpert! Und dann
gehe man hin und mache ſich damit lächerlich, dieſen
Mann als einen Reichsfeind“ zu brandmarken. Ihm
ſelbſt wird es ja freilich auch nichts ſchaden, und er
darf auch noch damit ſich tröſten, daß die Liebe des
katholiſchen Volkes ihn für alle dieſe Schmähungen
überreich entſchädigt.
Irland hat ſeinen „Befreier“ O'Connel gehabt —
wir haben unſern Windthorſt. Feiern wir ihn bei
dieſer feſtlichen Gelegenheit, beten wir zu Gott, daß
Jahre der katholiſcheu Sache zu dienen und der Liebe
des katholiſchen Volkes ſich zu freuen.
8 L ” }
Vililiſche Wochenüberficht.
Heidelberg, 17. Januar.
Der Reichstag hat ſich gleich nach ſeinem Wieder-
in recht lebhafte Debatten über Ddie
( Dieſe höchſt wich-
tige Frage hat ſich in letzter Zeit immer mehr in den
; nd „Man braucht dabei,“ ſo
ſchrieb dieſer Tage die aus Abgeordnetenkreiſen ſehr
gut bediente Köln Volksztg., „nicht an die geräufch-
volle Agitation derjenigen Parteien zu denken welche
die Getreidezölle als politiſchen Hebel zu benutzen
nie aufgehört haben und ſeit einiger Zeit beſonders
kräftig einſetzen In Bochum haͤt man ja verſucht,
die Frage zum Mittelpunkt der Wahlbewegung, zu
madchen, was jedoch nicht gelungen ift. . Der politi-
ſchen Agitation würde eine geſchloſfene Mehrheit im
eichstag die Stirre bieten, und zwar hätte unjeres
Erachtens die Centrums-Frattion in erfter
Reihe die Verpflichtung den poͤlitiſchen Anfiurm _ ab-
zuwehren, weil das Centrum am feſteſten in ſeinen
Wählerliſten wurzelt und eine an ſich nützliche Maß
regel auch da vertreten kann, wo ſie unpopulär ift.
Aber die Getreidezollfrage beſteht, ganz ab gefehen
von dieſen Parteibeſtrebungen, und e& wäre thöricht,
ſich einreden zu wollen, daß ſie nicht beſtehe. Die
Herabſetzung der Getreidezoͤlle liegt in der Luft, ſeit
die Verhandlungen mit Oeſterreich Ungarn begonuͤen
haben; wenn geſagt wird, daß dieſe Verhandluugen
einen guten Fortgang nähmen, ſo kann das nach
Lage der Dinge nur heißen; an einer Herabfe ß-
ung der Getreidezölle iſt nicht vorbeizukommen. Es
fehlt auch nicht an direkten Andeutungen aus Re-
gierungskreiſen, daß eine Herabſetzung der Getreide-
zölle beabſichtigt wird. Daß iſt eine ſehr ernſte That-
ſache, wie überhaupt unſer wirthſchaftliches Leben
immer ernſter ſich geſtaltet. Die Verantwortung der
ausſchlaggebenden parlamentariſchen Parteien iſt unter
dieſen Umſtänden größer denn je. Mögen dieſelben
in nächſter Zukunft beſonders gewiſſenhaft deſſen ein-
gedenk ſein, daß die Mitglieder der Parlamente das
Wohl aller Klaſſen der Bevölkerung zu vertreten und
die widerſtreitenden Intereſſen ſorgſam gegen einander
faſt erſtickt unter ſeinen Umarmungen.
Er ſchläft! —. er ift gerettet!“ jubelte Max und zog
den Direktor mit in die Stube, wo er den Frauen ebenfalls
die Freudenbotſchaft verkündete. —
Einige Tage ſpäter trafen ſich Max und Adalbert an
vermittelſt eines Stockes alleia umherzugehen, und
Gefahr Mit einem ſchmerzlichen Lächeln ſah er jetzt zu
Wiedererweckung zum{Leben war er mit den beiden Freun-
den auf „Du“ — „Dir fehlt Nichts, und Du biſt im Bauſe
Deiner Braut !” ;
„Meiner Braut !“ frug Ehrhardt erftaunt. Wie ſoll
ich des verfichen ?“ }
„Ich wüßte nicht, wie ich mich deutlicher ausdrücken
Fönnte,“ erwiderte Habeſch; „oder,” fügte er mit einem leiſen
Lächeln hinzu — „folten wir uns vielleicht dennock ge-
täuſcht haben? iſt etwa Fräulein Leſſenich nicht Deine
Braut ?“
Fräulein Leſſenich?“ rief Max in maßloſem Erſtau-
nen. „Wie Lommit Du zu dieſem Glauben ?“
„Ayf dieſen Glauben haſt Du uns ſelbſt gebracht,“ fiel
Adalbert haſtig ein; „wenn Du ohne weitere Bezeichnung
von Deiner „geliehten Iulie” ſchreibſt, ſo konnten wir doch
nicht anders annchmen, als daß Deine Braut unſere Be-
kannte, Fräulein Juliane Leſſenich ift.”
Alſo da ſteckt der Irrthum !“ ſagte Max lächelnd Ich
habe gar nichi daran gedocht, daß ich Tir den Zunamen
meiner Braut ſchreiben müſfe/ weil ich glaubte, daß Du be-
reits längſt davon in Kenutuißz gefeßt ſeieſt. Und ſo ge-
ſchah e3, daß Ihr ſtatt Julie Roͤmberg Fräulein Liane für
meine Braut hieltet!”
Adalbert ſprang auf und ging zur grenzenloſen Ueber-
raſchung der beiden Andern ohne Stod mit raſchen Schritten
durch das Zimmer.
— 4QWa8 ift denn das ?“ rief Mar. „Der Menich, der
ſoeben ſeine Glieder kaum bewegen Konnte, lauft jeßt wie
lea‘%ebr?en?)ernigl#éi;ggege}mß Freundes zu beachten, blieb
„ „So erkläre mir doch,“ bat er mit leiſe bebender
Stimme „wie e& fam, baé Du ſchon vor einem SFJahre,
nach der geheimen Unterredung-mit Fräulein Liane mir
mittheiltejt, daß Du Dich verloben werdeft!”
„A - a—ab,” machte Ehrhardt — „mir geht ein ganzer
Waldbrand auf! Da werde ich weit ausholen müffen. Wber
ic will Euch doch die Geſchichte erzählen. Als ich das Teßte
Mal in meiner Vaterſtadt in den Jerien war begann er,
lernte ich die Tochter des Reaierunasraths Romberg. in
einer Geſellſchaft kennen. Ihr munteres, ungezwungenes
Weſen gefiel mir ſchon im erſten Augenblick und als ich das
Glück hatte, ſie noch öfter zu treffen, war ich ſterblich in
hervorzutreien. Erſt mußte ich mir eine Stelung im Leben
errungen haben, dann aber wollte ich nicht länger zögern,
um ihre Hand anzuhalten. Auf der Kirmes in E. erfuhr
ich nun zufällig durch Fräulein Laura, welche nebenbei ge-
jagt, mich in ihrer liebenswürdigen, natürlidhen Art und
Weiſe fehr an Julie erinnerte, daß Lektere eine intime
Freundin von Fräulein Liane ſei, die‘ fie noch Türzlich
fängere Heit beſucht babe und in fehr regem Briefwechfel
mit ihr ſtehe Selbitverftändlich verjäumte ich nicht, mich
ſofort an Fräulein Leſſenich zu wenden. Dieje beftätigte
mir, was Fräulein Laura gefagt und theilte mir ſogar mit,
daß Julie häufig in freundlicher Weiſe von ntir gefprochen.
In meiner Herzensfreude machte ich nun fofort Fräulein
diane zu meiner Vertrauten, und ſie verſprach mir, . Ihon
am andern Tage brieflich ibre Freundin um ein entichei«
dendes Urtheil über mich zu bitten. Mir die Antwort auf
diefen Brief zu hHolen, kam ich verabredetermaßen. na
Verlauf von einer Woche nach Y. Da das ErgebniH der
geheimen Unterredung mit Fräulein Leffenich ein für mich
überau3 gunſtiges war, hatte es zur Folge, daß ich Dir in
meinem Glücke bereits zuverſichtlich von meiner baldigen
Samfiag3 mit Unterbaftmngsbeilage, Preis vierteljährlich
ME 1.20 ohne Tragerlohn u. Poſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtaͤnſtalten u bei der Grpebition Zwingerſnaße?.
—
für Stadf
Berantworilider Redalteur:
Juliut YJeder in Heidelberg.
| Drue, Beylag u, Expedition von Gebr, Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.
—
— — — —
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten für das 1. Quartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt-
anſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen, ſowie in unſerer
Expedition Heidelberg, Zwingerſtraße 7 entgegen-
genommen.
Ver heutigen Nummer liegt ur. 3 der Unterhaltungs-
bellage bei
* Geidelberg, 17 Jan.
In Nord und Süd, in Oſt und Weſt, in allen
Gauen unſeres theueren Vaterlandes wird heute der
Name Desjenigen gefeiert, der ſich im Kampfe um
die Rechte der Katholiken im ganzen Deutſchen Reiche
unſterbliche Verdienſte erworben hat. Wir feiern
heute den 80. Geburtstag unſeres greiſen Centrums-
führers
Windthorſt,
das Wiegenfeſt eines Mannes, der heute mehr denn
je zu vor die innere Entwickelung des deutſchen Reichs
auf parlamentariſchem Gebiete zu beeinflußen be-
rufen iſt.
„Die Perle von Meppen“ hat man den Mann
genannt, der an politiſchem Geſchick und Reinheit des
Charalters unübertroffen daſteht, und eine „Perle“!
iſt er in der That, eine Perle, die das kath. Volk in |
das Gold unverbrüchlicher Treue gefaßt hat. Wenn
es unſern Gegnern Freude macht, unter den Katho-
liken folche Windthorſt'ſcher und nicht Windthorſtiſcher
Richtung zu ſuchen, laſſen wir ihnen das Vergnügen;
durch ihre eigenen ſo oft wiederholten Verſuche, einen
Keil zwiſchen Windthorſt und das Volk zu treiben,
bezeugen ſie ja, wie hoch ſie ſelbſt den Werth dieſes
Mannes zu ſchätzen wiſſen; wieder ein Grund mehr
für uns Katholilen, daß wir uns ſtetz bewußt wer-
den, welches Kleinod wir in dieſem Manne beſitzen.
Wir find uns deſſen ſchon lange bewußt. Wenn
man heute mit Grund ſagen darf: Das kat hol.
Deutſchland feiert den Tag, an welchem ſein
Führer die Schwelle des 80. Jahres überſchreitet, ſo
üegt darin ausgedrückt, wie weit das Gefühl des
kalh. Volkes von dem Gedanken an dieſe Feſtfeier er-
griffen iſt.
Um Windthorſt nach Gebuͤhr zu würdigen, ſo ſagt
mit Recht eine Centrunis⸗ Correspondenz. müßte man
eine Geichichte der deutſchen Katholiken ſeit den letzten
———— — —
Ein adeliger Zproß.
34) ,
Novelle von Antonie Haupt.
glückẽ der beiden berühmten Profeſſoren in die Oeffentlich-
Feit gedrungen, und Einer im Hauſe hätte den ganzen Taa
jiber vollauf Beſchäftiaung gehabt, wenn er allein die
Depejhen und Erfundigungen, die fowebt von der Univer- ;
3ität, al3 ouS-ganz Deutichland einliefen, beantwortet hätte, }
Die BZeitungen waren gefüht mit entuellten Berichten über
Den Unfall und über das Bıfinden der beiden Gelehrten.
Heute waren Beide todt, morgen lebte noch Siner, und
übermorgen ſolllen Beide noch leben, aber hoffnungslos
darnieder liegen ; 2*
Sn Wirklichkeit iedoch ging e& mit Adalbext Tag für
Tac ein wenig befier, und nach Verlguf von zwei Wochen
war er joweit Hergeftellt, daß er in einem Koljeffel in das
gegenüberliegende Zimmer zu dem noch immer im heftigen
Fdet tobenden Haͤbeich acbracht werden konnte,
Eines Nacdhmittag? ſaß Adalbert ganz allein bei feinem |
phantafirenden Zreunde, Dieſex beſchwor in den {lehend-
Tichjien Tönen jeine geliebte Laura, ihm doch aus den
{redlichen Slammen herauszuhelfen ftatt immer mit ver-
difteten Bfeiten nach ihm zu Ichieben. —
„Armer Freund,“ fagte Adalbert mitleidig, „alfo auch
2*
Er legte ſeine fühle Hand auf deſſen fieberheiße Stirn
„Wb, wie wohl das thut!“ rief dex Krankfe. Lab
Deine kalte Hand hier Tiegen, Geliebte. Der böſe Dradhe,
der dazZ Feuer ſpeit fürchtet fih vor Dir. Wh wie wohl
mir mwird! — das verzehrende Zeuer verlifcht!” *
Nach und nach ward er ganz rubig. verfiel zulebt in
einen janften @c}fiä„ und almählich traten große Schweiß-
tropfeit auf ſeine Stirne. }
pi„@ottiäesi Dank,“ flüſtexte Adalbert, „er ift gerettet!”
Hu diefem Augenblide kan Ehrhardt herein, Adalbert
winttẽ ihm, Jich in zu verhalten, und als Max einen Blid
auf den rubig und gleichmäßig Athmenden geworfen, füllten
4i feine Uugen mit Sreudenthränen. Noch einen verfiänd-
außvollen, jeligen Bli tauſchie er mit Adalbert aus, dann
das gewiß
auch aus dem Laienſtande:
Reichenſperger,
— . M
v Schorlemer v. Fran-
enthalten würde,
und Letteler einen Markſtein
des Kat holizismus in Deutſchland und
Kampfes um ſeine Exiſtenz und ſein Recht.
der Jahre dem
Windthorſ
daran gewöhnt, in
ſßein Programm,
herrlichen Deviſe „für Wahrheit, Recht und Freiheit“
zu erblicken!
Und dieſer Mann iſt ſolchen Vertranens würdig!
Wer, wie er, zwei Jahrzehnte vor der Front ge-
ſtanden hat, als erſtes Ziel aller feindlichen Angriffe,
wer ſo unerſchrocken und tapfer mit dem Feinde ins
Auge ſchaute und, angethan der Rüſtung des
Glaubens, geſchützt durch den fleckenloſen Schild
eines reinen Charakters, mit dem ſcharfen Schwerte
platz mit Leichen bedeckte, der iſt ein erprobter Käm-
pfer und hat ſich edleren Lohn, als Reichthum und
Ehrenſtellen und Orden: er hat das Herz des
Volkes gewonnen.
Der beſtgeliebte Mann pflegt auch der beſtgehaßte
zu ſein, das
doch in einer Zeet, die noch nicht lange vorbei iſt,
die offiziöſen Soldſchreiber des Bismarckſchen Regims
den Führer des katholiſchen Volkes als „Reichsfeind“,
als „Welfen“ verunglimpft! Wie hat ſelbſt der eiſerne
Kanzler ihn öffentlich und rückſichtslos angegriffen,
freilich nicht ohne manche empfindliche Niederlage
davon davonzutragen!
Deutſche Treue, deutſcher Geiſt und deutſcher
Humor werden ja von unſeren Chauviniſten ſo hoch
geprieſen. Nun, ſo nenne man uns im weiten deut-
ſchen Vaterlande einen Mann, der in ſeiner Perſon
vollendeter dieſe Eigenſchaften verkörpert! Und dann
gehe man hin und mache ſich damit lächerlich, dieſen
Mann als einen Reichsfeind“ zu brandmarken. Ihm
ſelbſt wird es ja freilich auch nichts ſchaden, und er
darf auch noch damit ſich tröſten, daß die Liebe des
katholiſchen Volkes ihn für alle dieſe Schmähungen
überreich entſchädigt.
Irland hat ſeinen „Befreier“ O'Connel gehabt —
wir haben unſern Windthorſt. Feiern wir ihn bei
dieſer feſtlichen Gelegenheit, beten wir zu Gott, daß
Jahre der katholiſcheu Sache zu dienen und der Liebe
des katholiſchen Volkes ſich zu freuen.
8 L ” }
Vililiſche Wochenüberficht.
Heidelberg, 17. Januar.
Der Reichstag hat ſich gleich nach ſeinem Wieder-
in recht lebhafte Debatten über Ddie
( Dieſe höchſt wich-
tige Frage hat ſich in letzter Zeit immer mehr in den
; nd „Man braucht dabei,“ ſo
ſchrieb dieſer Tage die aus Abgeordnetenkreiſen ſehr
gut bediente Köln Volksztg., „nicht an die geräufch-
volle Agitation derjenigen Parteien zu denken welche
die Getreidezölle als politiſchen Hebel zu benutzen
nie aufgehört haben und ſeit einiger Zeit beſonders
kräftig einſetzen In Bochum haͤt man ja verſucht,
die Frage zum Mittelpunkt der Wahlbewegung, zu
madchen, was jedoch nicht gelungen ift. . Der politi-
ſchen Agitation würde eine geſchloſfene Mehrheit im
eichstag die Stirre bieten, und zwar hätte unjeres
Erachtens die Centrums-Frattion in erfter
Reihe die Verpflichtung den poͤlitiſchen Anfiurm _ ab-
zuwehren, weil das Centrum am feſteſten in ſeinen
Wählerliſten wurzelt und eine an ſich nützliche Maß
regel auch da vertreten kann, wo ſie unpopulär ift.
Aber die Getreidezollfrage beſteht, ganz ab gefehen
von dieſen Parteibeſtrebungen, und e& wäre thöricht,
ſich einreden zu wollen, daß ſie nicht beſtehe. Die
Herabſetzung der Getreidezoͤlle liegt in der Luft, ſeit
die Verhandlungen mit Oeſterreich Ungarn begonuͤen
haben; wenn geſagt wird, daß dieſe Verhandluugen
einen guten Fortgang nähmen, ſo kann das nach
Lage der Dinge nur heißen; an einer Herabfe ß-
ung der Getreidezölle iſt nicht vorbeizukommen. Es
fehlt auch nicht an direkten Andeutungen aus Re-
gierungskreiſen, daß eine Herabſetzung der Getreide-
zölle beabſichtigt wird. Daß iſt eine ſehr ernſte That-
ſache, wie überhaupt unſer wirthſchaftliches Leben
immer ernſter ſich geſtaltet. Die Verantwortung der
ausſchlaggebenden parlamentariſchen Parteien iſt unter
dieſen Umſtänden größer denn je. Mögen dieſelben
in nächſter Zukunft beſonders gewiſſenhaft deſſen ein-
gedenk ſein, daß die Mitglieder der Parlamente das
Wohl aller Klaſſen der Bevölkerung zu vertreten und
die widerſtreitenden Intereſſen ſorgſam gegen einander
faſt erſtickt unter ſeinen Umarmungen.
Er ſchläft! —. er ift gerettet!“ jubelte Max und zog
den Direktor mit in die Stube, wo er den Frauen ebenfalls
die Freudenbotſchaft verkündete. —
Einige Tage ſpäter trafen ſich Max und Adalbert an
vermittelſt eines Stockes alleia umherzugehen, und
Gefahr Mit einem ſchmerzlichen Lächeln ſah er jetzt zu
Wiedererweckung zum{Leben war er mit den beiden Freun-
den auf „Du“ — „Dir fehlt Nichts, und Du biſt im Bauſe
Deiner Braut !” ;
„Meiner Braut !“ frug Ehrhardt erftaunt. Wie ſoll
ich des verfichen ?“ }
„Ich wüßte nicht, wie ich mich deutlicher ausdrücken
Fönnte,“ erwiderte Habeſch; „oder,” fügte er mit einem leiſen
Lächeln hinzu — „folten wir uns vielleicht dennock ge-
täuſcht haben? iſt etwa Fräulein Leſſenich nicht Deine
Braut ?“
Fräulein Leſſenich?“ rief Max in maßloſem Erſtau-
nen. „Wie Lommit Du zu dieſem Glauben ?“
„Ayf dieſen Glauben haſt Du uns ſelbſt gebracht,“ fiel
Adalbert haſtig ein; „wenn Du ohne weitere Bezeichnung
von Deiner „geliehten Iulie” ſchreibſt, ſo konnten wir doch
nicht anders annchmen, als daß Deine Braut unſere Be-
kannte, Fräulein Juliane Leſſenich ift.”
Alſo da ſteckt der Irrthum !“ ſagte Max lächelnd Ich
habe gar nichi daran gedocht, daß ich Tir den Zunamen
meiner Braut ſchreiben müſfe/ weil ich glaubte, daß Du be-
reits längſt davon in Kenutuißz gefeßt ſeieſt. Und ſo ge-
ſchah e3, daß Ihr ſtatt Julie Roͤmberg Fräulein Liane für
meine Braut hieltet!”
Adalbert ſprang auf und ging zur grenzenloſen Ueber-
raſchung der beiden Andern ohne Stod mit raſchen Schritten
durch das Zimmer.
— 4QWa8 ift denn das ?“ rief Mar. „Der Menich, der
ſoeben ſeine Glieder kaum bewegen Konnte, lauft jeßt wie
lea‘%ebr?en?)ernigl#éi;ggege}mß Freundes zu beachten, blieb
„ „So erkläre mir doch,“ bat er mit leiſe bebender
Stimme „wie e& fam, baé Du ſchon vor einem SFJahre,
nach der geheimen Unterredung-mit Fräulein Liane mir
mittheiltejt, daß Du Dich verloben werdeft!”
„A - a—ab,” machte Ehrhardt — „mir geht ein ganzer
Waldbrand auf! Da werde ich weit ausholen müffen. Wber
ic will Euch doch die Geſchichte erzählen. Als ich das Teßte
Mal in meiner Vaterſtadt in den Jerien war begann er,
lernte ich die Tochter des Reaierunasraths Romberg. in
einer Geſellſchaft kennen. Ihr munteres, ungezwungenes
Weſen gefiel mir ſchon im erſten Augenblick und als ich das
Glück hatte, ſie noch öfter zu treffen, war ich ſterblich in
hervorzutreien. Erſt mußte ich mir eine Stelung im Leben
errungen haben, dann aber wollte ich nicht länger zögern,
um ihre Hand anzuhalten. Auf der Kirmes in E. erfuhr
ich nun zufällig durch Fräulein Laura, welche nebenbei ge-
jagt, mich in ihrer liebenswürdigen, natürlidhen Art und
Weiſe fehr an Julie erinnerte, daß Lektere eine intime
Freundin von Fräulein Liane ſei, die‘ fie noch Türzlich
fängere Heit beſucht babe und in fehr regem Briefwechfel
mit ihr ſtehe Selbitverftändlich verjäumte ich nicht, mich
ſofort an Fräulein Leſſenich zu wenden. Dieje beftätigte
mir, was Fräulein Laura gefagt und theilte mir ſogar mit,
daß Julie häufig in freundlicher Weiſe von ntir gefprochen.
In meiner Herzensfreude machte ich nun fofort Fräulein
diane zu meiner Vertrauten, und ſie verſprach mir, . Ihon
am andern Tage brieflich ibre Freundin um ein entichei«
dendes Urtheil über mich zu bitten. Mir die Antwort auf
diefen Brief zu hHolen, kam ich verabredetermaßen. na
Verlauf von einer Woche nach Y. Da das ErgebniH der
geheimen Unterredung mit Fräulein Leffenich ein für mich
überau3 gunſtiges war, hatte es zur Folge, daß ich Dir in
meinem Glücke bereits zuverſichtlich von meiner baldigen