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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 181 - Nr. 190 (12. August - 23. August)
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beilage. Breis vierteljaͤhrlich
Beſtellungen
wingerſtraße7

Berantwortlidher Mebaktenr :
Yulins gecer in Heidelberg.




* — — — —⏑⏑

Beftellungen

Pfälzer Boten für die Monate

auf den


ämmtlichen Poftanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
otvie in anſerer Expedition Heidelberg , Zwinger-

aße 7 entgegengenommen. —
Verlag des „Pfälzer Bote.“

— —
P Die Mrbeiter und die Betreidezölle.

Vor wenigen Wochen veröffentlichte die ‚Germania‘
Sinige charakteriſtiſche Stellen der Rede, welche Karl
mtflrz‚ der Begründer des heutigen ſogenannten
Wiſſenſchaftlichen? Sozialismus, am 9. Januar 1849
i der demokratiſchen Geſellſchaͤft zu Bruͤffel über die
ge des Freihaͤndels gehalten haͤt. Diefe Verbffent-
hng lam offenbar für die ſozialdemokratiſche Agi-
tation gegen die Kornzölle ſehr ungelegen, indem fie
letiefijten Beweggründe dieſer Bolk3ver-
Bumng Mar legte Kein Wunder, wenn man auf
Burlotraͤſch Seite wenigſtens den Verſuch machte,
EVirkung des unliebſamen Artitels ahzuſchwächen
Die {oziakijtijche Beitichrift ‚Die neue Zeit‘. brachte
darum in Nr. 38 einen aus Berlin datirten längeren
Witei, in welchem ſie ehenſo freigebig mit Schimpf-
Orten, als karg mit Gründen die Vertheidigurig der
ſoian nolaufheu Agitation aufnimmt.
Noth lehrt beten,“ heißt e& da, (S. 361) „und
In ihrer Angſt vor dem droͤhende Zorne der Maſſen
Tufen die Brodvertheurer einen gar ſeltſamen *
ligen an: naͤmlich Kart Marr. Irgend einer ihrer
findigen Nöpfe ijt über das „Elend der Bhilojophie“
; gerathen und hat im Anhange die Rede übex den
„Steihandel“ entdeckt und fiehe da, welch ein Fund!
Sautet nicht der Schluß diefer Rede, „gleichfam ihr
Vftelfaft:Im ANgemeinen ift heutzutage das
Schutzzoͤllfyſtein Konfjervativ, waͤhlend . das Frei-
Handel8fyjtem zerftörend , wirkt. E3 zerfeht? die
Tüheren Nationalitäten und treibt den Gegenſatz
zeiſchen Proletariat und Bourgeviſie auf die Spitze.
it, einem Worte, das Syſtem der Hauͤdelsfreiheit
eſchleunigt die ſoziale Revolution. Und nur in
dieſem revolutionären Sinne, meine Herren, ſtimme
19 für den Freihandel.“ Kaun ıman ſich einen
Haffifcheren Zeugen für die Nothwendigkeit hoher (?)









für Stadt





Artikel: „Karl Marx über die Getreidezölle“ durch
die Preſſe der Brydvertheurer. Marr, wenn er noch
lebte wäre vielleicht ſo unhöflich, wieder von Leuten
zu ſprechen, die zur Prüfung literariſcher Waare
taugen, wie der Eſel zum Lautenſchlagen. Wir


in welcher unſeres Wiſſens die Ente zuerft mit dem

Steiße voran auftauchte, nur mit Leſſing ſagen:

„O. Sie allein ſind ein wahrer Ehriſt! — und he-

leſen in der Schrift wie der Teufel.“

Anerdings würde Karl Marx nach Lektüre des
Aufſatzes in der Neuen Zeil über... den . Berliner
Verfaſſer desſelben, mag er nun Liebknecht. oder Bebel
heißen, ebenſo unſanft ſich äußern, wir er eS ſeiner
Zeit über die Verſaſſer des gothaer Programms ge-
than hat In der That braucht man doch nur einiger-
maßen mit den Lehren des Marr'ſchen Sozialismuz
vertraut zu ſein ja nicht einmal das iſt nöthig,. —
e& gemügt die Rede über den Freihaudel im Anhange
des: „Clend der Philoſophie von Karl Marz, . auch
nur oberflächlich geleſen zu haben, um ſofort zu er-
kennen, daß die Menßerungen über Zölle und Frei-
handel keineswegs nur unter der Vorausſetzung der
gänz ſpeziellen Verhaͤltniſſe des damaligen Euglands
Geltung haben, wie die Leue BZeit‘ fo gerne uns
glauben machen möchte. — Marx ſagt ganz allgemein :
Das Syſtem der HandelZfreiheit be-
ſchleunigt die ſozialeRevolutton.“ (S. 209.)
Das heißt im Sinne von Karl Marx: die Handels
freiheit bewirkt überhaupt, nicht nur in England, eine
ſchnellere Konzentration der Kapitalien, bewirkt eine
raſcher ſich vollziehende Beſeitigung des Mittelftandes
führt cher den Punkt Herbei, wo die Kapitalijtijche
Produltionsweiſe zur praltijchen Unmöglichteit ge-
vorden ſein wird und mit Naturnothwendigkeit der
fommuniftijdhen Produktionsweiſe weichen muß. In
dieſer Abficht, mur um die unter der Herrfchaͤft des
„gefhichtlichen Muß“, der hiſtoriſchen Nothwenbigkeit
ſich vollziehende Umwandlung der Geſellſchaft ihrer-
ſeits zu beſchleunigen, haben damals nach dem Zeug-
niſſe von Karl Marx die engliſchen Arbeiter ſich be-
ſtimmen laſſen, für den Frelhandel einzutreten. Es
geſchah, „um die letzten Reſte des Feudalismus zu
zerſtören und nur noch mit einem einzigen Feind zı
hun zu haben“ (S. 196), nämlich mit der Groß-
induſtrie. Das heißt doch, unſeres Erachtens, deut-
lich und klar genug geſprochen! — Allein, haͤtte auch
Karl Mary jene Rede nicht gehalten, hätie er uns
nicht ausdrücklich erklärt, daß er nur In jenem ı e-
volutionären Sinne für den Freihandel ſei, wel-







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in ceiba%er;w&flännaie * * 2 Niltt.
— — AA

*






cher „Dden Gegenſatz zwiſchen Bourgeoiſie und Proͤ⸗
f ; (©. 209), ſo würde
bod) eben dieſes mit Logi{dher, unabweisbarer
flzntgmenbtgfgit aus der Theorie des wijjen-
ſchaftlichen Sozialismus,. vor allem aus ſeiner Lehte
von der Bildung des heutigen Kapitals durch Aus-
beutung der Arbeiter, aͤus der Lehre von Entſtehung
des ſogenannten/ Mehrwerthes⸗ ſich ergeben. Neber
diejen Bunkt geht die „Neue, Zeit“ wohlweislich mit
Stillſchweigen hinweg, obgleich in dem betr. Artikel
der Gerniania ⸗ durch eniſprechende Citate aus der
Rede Marx gerade hierauf insbeſondere hinge-
wieſen war! — ; ;

Um den Hergang der lapitaliftiſchen roduktion
und der Vroduktion von Kapital ſucht
nämlich Marx in ſeinem Hauptwerke, „Das Kapital“,
den Nachweis zu erbringen daß die Aneiguung unbe-
zahlter Arbeit die Grundform der lapitaliftiſchen Pro-
dultionsweiſe ſei, daß der Kapitaliſt, ſelbſt menn..er
die Arbeitskraft ſeines Arbeiterz zum vollen Werthe
fauft, den ſie als Waare auf dem Waarenmarkt hat
denuoch mehr Werth aus ihr hexausſchlägt, als er
für ſie bezahlt hat, und daß endlich dieſer Mehrwerth
in letzter Inftanz die Werthſumnie bildet, aus der ſich
die ſtets wachſende Kapitalmaſſe in den Haͤnden der
beſitzenden Klaſſen aufhäuft. (/Eugen Dühring's Um-
waͤlzung der Wiſſenſchaft von Friedr. Engels“, S,
11, f.). Der Tauſchwerth der. „Waare“ Arbeitskraft
beftimmt ſich nach Marxſcher Auffaſſung durch die
Arbeitszeit, welhe geſellſchaftlich nothwendig iſt, um
die für die Erhaltung des Arbeiters nöthigen Unter-
haltẽmittel hervorzubriugen kurz geſagt: durch den
„Werth“ des nolhwendigen Unterhaltes. . Beträgt
dieſex Werth 3. B. 3 Mark, ſo iſt der Tageswerth
der Arbeitskraft ebenſoviel, nämlich 3 Mark und der
Lapitaliſt, welcher feinem Arbeiter 3 Martk für den
Tas zahlt, kauft deſfen Arbeitstraft zum vollen Werthe.
Allein der Kapitaliſt iſt ein apraktiſcher' Mann. Er
hat den Ta ges werth der Axbeitskraͤft gelauft; ihm
gehört daher der Gebrauch dieſer Arbeitskraft während
des ganzen Tages, die tagelange Arbeit. Der
Arbeiter muß z. B. 12 Stunden Arbeitszeit leiſten,
uud doch wären vielleicht nur 6 Stunden nöthig ge-
weſen, um die 3 Mark, welche der Arbeiter alz Lohn
erhält, wieder herauszuſchlagen. Die übrigen 6 Stunden
alſo arbeitet der gepreilie Arbeiter für richts, nur um
den Kapitaliſtfn zu bereichern um jenen „Mehrwerth“
zu erzeugen, welcher „den Kaͤpitaliften mit allem Reiz
einer Schöpfung aus nichts anlacht.“ — Offenbar
wird nun der „Mehrwerth“ zu Gunſten des Kapita:











Nachdruck verb.)


w SO_ habe niemals eine xeiche Dame kennen gelernt,
Heirathsabfichten nähern durfte, Und
Sn diejer Fall eintreten jollte, {o würde fie ganz gewiß
19 {tolz verfchmähen und ſich in die Urme eines Mannes

}‚“e.‘fen. 10 veich mie Du, eines Maunes, der ſo viel Geld
— nicht weiß war er damit anfangen ſoll Eine

"eide Srbin heirathen? Möbge e3 dem Himmel gefallen,

ir diefes GLück zu gewähren !“ — „Ich glaube allerdings

äfi?b‚_ e8 Fommt nur in Romanen vor, daß die Tochter voͤn
Wionären mit ihren Stalfnechten und ihrem Vermögen
e“tfileben; im Uebrigen muß es mit Erhinnen in diejer

i?\t der rafch erworbenen Bermögen nicht {hlecht beftellt

é“‘ Wenn wir daz Facit der Mechnung, ziehen, {o bift

;mur Dilipp,. ein ziemlidh huͤbſcher Menjch. Alfo habe

DDeiD, berliere die Hoffnung nicht; denn Niemand kann
— was Golt ihm beſchieden hat,“ tröftete Arthur

and.

Suthert
Hon ia, es gibt noch Armenhäufer,” erwiderte bitter der
asitür, „menn ich nıcht meine Zuflucht zum Straßentfehren
4 Ähnliden ſchbnen Bejhäfiigungen nehmen will. Ich
QUbe aber, die Auswanderung na Meriko oder nach
S vannah iit wohl für mid das Beite. Daz {ind während
nft' heißen Sahreszeit jehr ungejunde Gegenden, und da
riüfien die Werzte doch ganz ficher ihr Glück madhen! Neb-
ein 43, da mir gerade von der Havannah fprechen, Fällt mir
Ieg' jagte der migberanügte Doktor vhre Praxis ziemlich
S Yait, „daß Deine Mutter und Schweſter die Monate
$ Ahuar und Sebruar dort zugebracht Haben. It Dir etwas
4 bekannt geworden ?“ — „Fa, gewiß. Meine Mutter
4 rrſten erging jich in den.höchften Lobes-
ei über Schloß Eden Lawa und ſeine Herrin Ich
Ait⸗ 8 jener Zeit in der Schweiz mitten zwiſchen eᷣis
Onee, und diefe Zhatjache machte auf mich einen um
%0 Tomi{cdheren Eindruc, als ih in dem Brief meiner Mutter
der {Oredlichen Hie in der Havannah las.“ — „Deine



Mutter fühlte ſich ſehr wohl dort,“ ſagte Mbilipp, „aber
Deine Schweiter theilte dies Empfinden keinesweg3. ID
wünfchte, Du haͤtteſt ſie klaaen hören über Land und Leute,
über die unerträglidhe Hie, die Mo3kito3, über daz lange
Kircdhenfiben mit unbedektem Kopfe und die zwei täglichen
ichweren Mablzeiten.“ — „Daz arme Kind,“ erwiederte
lächelnd Arthur, „Das kaun ich mir denken, daß ihr ein
zweimaliges Mittagefjen täglich keineswegs Behagen ein-
iMößen Konnte. Was jind das übrigen3 für Leute, und wo
hat meine Nutter ihre Bekanntſchaft gemacht?“ — „Zu
Montreal. iſt Dir ja bekannt, daß Deine Schweiter in
das dortige Klojter vom Heiligen Herzen Zeſu zur Bolen-
dung ihrer Erziehung geſchickt wurde.“

Arthur winkte beiahend nit dem Kopfe. Nun aut!“
fuhr Bhilipp fort. „Unter den Benfionärinnen des Kloſters
befand jich eine junge, liebenzwürdige Creolin, Fräulein
Eveline Kogan, von väterlicher Seite Engländerin, von der
Mutter Her Franzöfin — dabei fabelhaft Hübjch und reich!
Deine Mutter jah e und ward fofort bezaubert von ihr.
Zieſe plößlidhe Zuneigung ſchien gegenfeitig zu jein, denn
Deine Yutter erhielt bald darauf eine Einladung von dem
jungen Mädhchen und ihrem Großdvater, den Winter auf
Cuba zuzubringen, eine Einladung, welche, wie mir Deine
Schweiter Augufta {Orieb, nur unter der Bedingung an-
genommen wurde, daß Herr und Fräukein Kogan bden
nächſten Sommer auf eurem Sute Maphwood zubringen
werden.“ Arthur Sutherland fchien jehr überrafcht zu feim.
In der That, davon wußte ich nicht3,“ warf. er ein. „Hat
denn Zräulein Kogan feinen andern Ungehörigen mehr als
ihren Sroßvater ?“ — „Niemand jonft, wie e Iheint, Sie
üit Teit ihrer Kindheit Woije und der Abgott ihres Groß-
vater3. Sein Bermögen (teht außer jeder Berechnung,
Jagte mir Deine Sopwefjter. Er befißt ein, fürftlidhes Gut
in Südamerika, ein anderes in Loutfiana. und. ein Ddrittes
nicht minder arehes auf der Injel Cuba. Mit den Geld-
männern vom Schlage der Rothſchiid zählt Herr RKogan
Ig‘};e;b?t ſeiner hübſchen Enkelin zu den reichiten Leuten der

*

Die wohlgeyflegte Hand Arthur Sutherlands legte ſich
leicht auf die Achſel feines Veiters und jeine blauen Augen



Lintten {chalfhaft, indem er Lädhelnd fagte: „Mein Lieber
— das ift ganz Dein Fal! Diefe fabelhaft Ihöne und
teide Erbin muß den Sommer in Mayphwood zubringen,
und der junge bezaubernde Doktor Wbhilipp Sutherland wird
— unjer Gajt jein. Die {höne Erbin und der
liebens würdige Doktor werden immer zuſammen ſein — zır
Bferb, zu Wagen, auf dem Spaziergang und zu Waffer.
Das Ergebnig muß dem blödeften Verftande aufdämmern.
Der Doktor Sutherland wird Maphtwood nur als Hatte
der fchönen Erbin und als zukünftiger Millionär verlaſſen!“
— „Nicht® von alledem,“ fagte Mbhilipp in hoffnungslofem
<Zone, indem er fih eine Cigarre ankecte. Licht ich werde
diejes Glick hHaben. Für meinen Vetter Arthur ijt dieſe
goldene Falle gefiellt. Du kennſt ja das alte Sprichwort -
„Wer Zauben befißt, dem fliegen Tauben zu !“ — „Was
mich betrifft, welhe Thorheit, Bhilipp!“ „Das ift Teine
Lhorheit! Deine {tolze Mutter i{t eine Dame, welche
Neberrafhungen Liebt, mein AMiter, und diefe im Golde
ſchwimmende Erbin iſt für ihren lieben Sohn Yrthur, für
jonft Niemanden beltimmt.“. — „Dann wird i meine
Autter vergeblide Mühe verurfacht Haben,“ warf Arthur
Sutherland hin, „denn ich befiße durhausZ keine Neiaung
zu reihen Crbinnen, noch weniger trage ich Suft, zur
Hünftigen Frau Sutherland eine Creolin mit gebräunter
Haut und fremden Manieren zu machen.” — Nun ja,“
meinte bhilipp, indem er erergifh die Afche feiner Cigarre
abftreifte, „Du ziebft die Rofentwvangen, die Alabaſterſtirne
und Faltantenbraunen Loden vor, und Fräulein Siabella
Vanſell ift in der That ein fehr hübiches junges Mädchen !“

„..‚Irthur Sutherland fuchte bei diefen Worten eine aleich-
gültige Miene zur Schau tragen, allein ' e8 gelang ihm nicht.;
eine leichte Röthe begann jeine Wangen zu färben und er
Juchte verlegen zu lächeln. — „Du willit-aljo noch weitere
&bhorheiten [dhwvaßen ?“ Und, um das Gefträch abzubrechen,
filgte er bei: „Welch’ ſchöner Nachmittag, wollen wir nicht
einen FHeinen Spaziergang machen ?“ — „Serne, aber zu-
mir, wann das angedeufete Sreigniß ftattfinden

—*—

(Fortſetzung folgt.)


 
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