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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0397

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Fabenburg, Köemnhetm, Swegingen, YOılippsbura,
448100 Bruchlal/ Breuen Ne türgemüund, Musbakı
berbadı, Huchen EBalbirn,2.-B; . 3 8h., Werthennt

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Herankmerklichen Bothatirunn
Bnlınd Gederan Seidelheng

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wrug, Berlag u. Expeditiun von Gebr. huber 1
\ı ın Seibalkerg, Zhingerfirake 7. . lll.










Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten“ werden foͤrtwaͤhrend bei
fämmtlichen Poͤſtauſtalten, beı unferen Trägerinnen
fowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-

traße? entgegengenommen.
Verlag d



„FPfälzer Bete.*°





—— —— — — — — —
er yeutigen Mummer , lıegi 4r 18 der woͤchenet

lahe bei ;

— — — — — —

Vaitiſche Wocenüberficht.
® Heidelberg, 29. April.

In der Reichswerkſtattegeht es recht leb-
haft zu. Herr Mblivardt iſt der luſtigſte Gefelle,
den man ſich denken kann. . Mit dem 10g. „Schrubh.
hobei“ feiner jenjationellen Enthüllung hat er das
Antijemitijche Breit, in dem er einen Stein hat, ſchon
ſo weit „verarbeitet“, daß es daͤs reine Schwungbrett
geworden ift.. Darauf macht der „Reftor aler Deut-
{den“ nun jeine.„Sprünge“ und ſelbſt der fonft ſo
ernfte Miniſter⸗Präſihent der Reichstags Werkftait wird
10 oft er in Sachen des Gejellen Ahlwardt reden
Ver handeln muß, zu einem überaus erquiclichen
Umor geradezu gezwungen. Doch wir wollen in der
Yırbeitsordnung bleiben, wollen auch nicht wieder ſen
Ümentale Betraͤchtungen knüpfen an den Ferien⸗Bae llus








wardt, „daß ſie auch in den Akten ſtänden“, . nach-
dem der ührige Enthüller noch dem Abg. Rickert
enthüllte, daß derjelbe als: „Führer der Judenſchutz
truppe“ jährlich 12,000 Mt. Gehalt beziche, machıe
er das ganze Haus
befannt, daß er weit dabon entfernt ſei — — / je»
manden perſöntich anzugreifen. Nun war
es aber um den armen Gifellen geichehen. Beim
Nageln und Leimen des Meiſterſtücks hat Ahlwardt
Unglück gehabt, er ſcheint ſich ſeibſt geleimt und feinen
eigenen Kopf verna elt zu haben Rickert hätte


hezahlter Führer der Judentruppe Hinzunehmen. - Sie
ſind ein Zügner!“ donnerte er dem „Kollegen“ zu
und erhielt dafür ſeinen Ordnungsruf. Spaͤler waͤr
der Meiſter Präſident der Werkſtatt milder, das


donnerten wog über.



Yatt, ſo wollen auch wir des Geſellen Ahlwaͤrdts


le um dung nannte. — Vom Verwalter des Reichs-
geldſchrantes Hr Miquel, mußte ſich der Enthüller
ebenfalls ſagen laſſen, daß jeine „Wer&heit“ eitel Lüge
ſei. Den etwas kitzligen Vorſchlag des Finanzminiſters
er ſolle ſeine Enthüllungen doch auch einmal außer-


}


ſteht nun über dieſen Menfchen feft 1“ diefes .. Wort
Richters erweckte den ſtürmiſchen Beifall des Hauſes.
Laſſen wir die Kommiſſion nunüber die geftohlenen
Akten reden!

Ein freudiges Ereigniß allererſten Ranges haben
wir zu verzeichnen; es iſt faſt zu naiv, um wahr zu
ſein: Die Militär Berwaltung wird ſparſam! Den
Doweſchen Panzerſtoff in unſerer Yrmee „zur, ver-
werthen, hat die Regierung abgele Hınt, . weil —
die Hoſten zugroß ſeien! Der Grund iſt überhaupt
vernünftig und überzeugend, und ſchon aus dem
Grunde, gewiſſermaßen um der Militär Verwaltung
ein Bertrauensvotum zu geben, muß auch die Militär-
Vorlage abgelehut'werden, weil — „die, Koften
zu roß find.“ Durchdringen werden mwir mit dieſer
Ueberzeugung wohl an niaßgebender Stele nicht,
denn m.n würde ſofort bei der Hand ſein und ſagen,
die Koſten des Panzexſtoffs ſind ja ailerdings {ehr
groß, aber nicht unerſchwinglich; wir haben jedoch
einen änderen Grund (derjelbe iſt bei der Ablehnung
auch thatſächlich erwogen worden) naͤmlich, wir können
mit Seichtigfeit eine Kugel hHerftellen, die den
Stoff durchſchlaͤgt.“ Daß die Militär Verwaltung




{


Gefäugniß wandern würde Nun hat der Reichs-


„Beweis gelaſſen Der Antrag wurde angenommen
und die Kommiſſion — muß bedauert werden, denn


Akten aber einen Beweis für die ungeheuerlichen An-





bgründen.

Kurz war Herr Ahlwardt nun gerade
iicht, aber

dafür auch nicht recht ſachgemäß, wohl


elen auf einzelne „Rollegen“ die Hammerſchlage feiner
2!Ylfd‚ml!)i_qx:ngm.
älchen. Der „Meifter“-Präfident rief den _ eifrigen

ſellen zur Diduung, Dem Finanzmiuiſter und


wardt tags zuvor in einer Volksverſammlung mit 20
Pfennigen Entree den Verſammelten ganz im Ver-


türlich“ noch zurückbehalten; es iſt das alte Lied, das
alte Leid. — Sehr fein war es von dem mitaͤnge-
griffenen Abgeordneten Horwitz gerade nicht, daß
er aus einem Penſionirungs Geſuch Ahlwardts welches

Stoff u. ſ w., gnädig bewahrt hat, dafür wollen wir
ihr dankhar ſein — — aber nur ja nicht —- bei der
Militär Vorlage.

Es geſchehen Zeichen und Wunder! Unfer Mili-
tär wird „ſparſam .und die „Köln. Zig mit Jammt
ihten liberalen Schweſtern allen freucnſich über die
Rückkehr eines Jeſuiten nach Deutſchlaͤnd mehr,
als über den Jeſuitenantrag des Zentrume. Die-.
ſer zurücgefehrte Jeſuit iſt natürlich aus dem Orden
ausgeſchieden. Wie könnten ſich ſonſt auch die Mos
ralsgläubigen über ihn freuen? Man eiwartete ja




in die Debatte zog. Faſt muß man abe! diefe eigene
Aeußerung Ahlwaͤrdts
halten, die ſein „ſonderbares“ Verhalten erklärt. „Ein



ihm (Ahlwardt) zu weilen klares Denken“

broech, wirkſamen „Stoff! ſo eiwas Bifantes an


alten Schmöfer. Und da wurde es auch ſchön ange-
fündigt im Buchhändler-Börſenblatt, echt berliniſch-
Die Kölniſche Tante zitterte vor
in allen Knochen. Ein bischen

Skandal und dann von einem Jeſuiten geſchrieben,
/ von einem leibhaftigen Jeſuiten, den hal die aͤlte
Schachtel für ihr Leben geru. — Das Ericheinen

e& ſich ein ſchön Stück Geld haben koſten faffen, um
ſchon jetzt den Aufſatz des Graͤfen von und zu Hoens-













*
— feinölichen Brüser.

9) Koman von H. v.Nemagen.
MNachdruck verb.)

. Au dem alten Bflajterfaiten ſagt Ihr nicht, wer
leines Beiftandes bedarf — höchjtens, Ddaß e8 ein Freund
Don ihm jei; mas er fonſt zu wiſſen braucht, wird er von
Mit erfahren.“ ;
en A mwerde Humm fein, wie der Fifh im Waljer, Herr
;‚%Ü\Immfter‚ und meine Hanne hat ihre Zunge auch im
Aum, dafılr kann ich gut jJagen.“
Ddas war eS, Erdmann, was ich von Euch haben
44 — SJOr jollt mir verſprechen, e3 zu thun — fangt
amit an!“
Der Köhler beugie ſich zu dem Verwundeten nieder,
ühm ihn leije und vorfichtig auf jeine musiulöjen Arme,
Un ihn zu-. dem Wagen.. und. legte ihn ſachte auf die
bgütfe‚ welche den Boden deffelben betedten, und ſchoͤb ihm
908 ©rasbündel unter den Kopf, D.S er zum Jutter für
Pferd mitgenommen hatte, dann drehte er um u. fuhr
Ken den Weg zurüc, welchen er eben erſt gelommen

S ‚ Der Rentmeifter Lag ſtill und mit geſchloſſenen Augen
4 fein Saut, feine Beweguns verriethen die Schmerzen,
4 e ihm die holperige Fahrt verurfachte. Nach Verlauf
* Stunde hielt der Wagen vor Ddem niedrigen Hauſe
b5 RKöhler8; Hanne, jeine Frau, Hatte ihn herkommen
— und mar vor Die Thür getreten, nicht o%?eäßangen
R belf*unermqlcteten Nückk hr ihres Mannes. Mit rajchen
* 44 war ſie über den Grund derlelben aufgeklärt und
Lecit einem Schredensruf in die Wohnung zurüc, um
Ager für den Rentmeiſter zurecht zu machen.
er Köhler ging wieder zu dem Wagen.
@agg@‚flmmt'au'@ucb, Herr“, ſagte er und ergriff die Hand
0S, „wir [ind vor meinem Häuschen angelangt.
* ** ſei Dank,“. fagte diefer, „e3 war eine böje Zahrt,
19 Werde Jange daran denken“.


gelchen iſt für einen ſolchen Transport nicht ein-

gerichtet! Um ſo ruhiger und weicher werrdet Ihr dafür
auf den Bette liegen/ das meine Hanne drinnen für Euch
herrichtet. Doch da iſt ſie ſchon wieder — hebt Cuch ein
wenig, wenn’S angeht, damit ich Euch feſt und bequem
faſſen fann.“ : } |

Hanne eilte zur Unterſtützung ihres Mannes herbei
und gemeinichaftlich trugen Beide den Berwundeten in das
Häuschen und auf das Bett, welches Hanne mit frijchem
Leinen gedeckt und überzoͤgen haͤtte

„Und nun eile, Erdmann,” fagte ſie, „und ſchaffe den
Arat zur. Stelle! Was hier einſtweilen nothig ift, fann ich
auch allein bejorgen.“ .

Nach wenig Minuten rollte das Wägelchen des Koͤhlers
der Landſtraße zu, welche nach Lowenburg führte waͤhrend
Hanne langlam. „und „vorfichtig das blutjtierre Hemd Ddes
Kentmeijters von Brlıt und Rücen entfernte und Ddie
Vunde mit Narem, faltem Z ıffer wufch, mit ausgezupfter
SeinwanDd belegtz und mitweidhen Tüchern verband. Gasda
ließ ſie wachen ohne ein Wort zu {prechen; er Hatte Ddie
Augen wied r gefchloffen, aber er ic?hef nicht und war bei
vollem Bewußtiein. Seine Gedanken weilten bei feiner
Zochter; er jagte ſich, daß ihre Angait, ihr Jammer uner-
träglidh ſein würde, wenn fie nach Hauje fäme und ihn,
den Vater nicht anträfe, wenn fie hHörte, er {jei gejtern
Abend nicht zurückgekehrt, verunglüct, vielleicht ermordet
glauben ngü%te. Trobdem ſtand ſein Entichluß feft, ihr
leine Nachricht von ſeiner Lage und jeinem Aufenthaltsorte
zugehen zu 44 er wußte, daß das Geheimniß dann
nicht bewahrt bleiben wurde und eS ſollte bewahrt bleiben.
Wenzel ſollte über den Ausgang ſeies Bubenftückes keine
Gewißbeit erhalten, {follte in ſteter Furcht und Sorge
ſchwehen ob es ihın auch gelungen, in ſteler Angſt, daß
e$ niot gelungen, die Strafe und Rache immer und aller
Örten über ſeinem Haupte ſchwebten und in jedem Augen-
llic vernichtend, zermalmend auf ihn herabfallen Könnten ;
nicht eher follte er Gewißheit erhalten, als bis er {elb{t
Aug und Yuge ihm gegenüber träte und ihm feln eigenes
Mefjer in die Bruft jtieße. Der Stoß {jollte ANes wett-
macdjen — auch die Analt, welche Nöschen jetzt durchmachen,
die Thränen, welche ſie weinen würde,

; Plötzlich zuckte er Heftig zufammen und riß die Augen
auf

Das Meſſer, Erdmännin,“” rirf er, „wo habt Ihr das
—⏑

„Beruhigt wuch, Herr,“ entgegnete die Frau, ich
habe e8 aus Euereit Roce genommen und dort in den
Schrank gelegt ; dort iſt es gut aufgehoben.“

„Sebt es mir her ich will e& jehen !“

Hanne fah ihn mit ſcheuer Angft an und brachte laͤng-
ſam 5:3 Meſſer. ‚ ®a8da griff haſtig danach und warf
einen prüjenden Blic auf Die ſilbernen Llatten, welche den
Hirfchhorngriff auf beiden Seiten zierten.

Er hatte gefunDden, was er juchte : auf der einen war

das Hohenau’che Jamilienwahben eingrabirt, auf der an-
deren eine Örafjentrone und unter ihr der. Buchftabe W....
Ein koſtbaxes Stück, dieſes Jaadmeſſex hier Erdmännin”,
jagte er und ein Blick des Haffes {choß au feinen Augen;
wennes perloxen ainge al’ Euer HAab und Gut reichte
nicht hin, den Verluſt zu erjeben. ‘ Fch will e& darum hei
mir behalten — Dda, nehmt und ftedt e& mir unter das
Kopffiffen !“ 1 .
„ „ 39r habt wundexliche Einfälle, Herr! Es hä te drüben
im Schrant ebenſo ſicher gelegen — doch, wie ihr wollt!“
Hanne und that! wie der Relitmeifter befohlen
hatte

Dieſer ſchloß die Augen wieder.

„Dein nächſter Stoß ſoll nicht fehl gehen !“ murmelte
er noch — dann verfiel er in einen fejten, {tarren Schlaf,
au welchen er erft aufmachte, als der Arzt an das Bett
trat und ſeine Hand ergriff.

„Du bift e&, Gasda?“ _

„Vie Du fiehſt, alter zreund, und übel bearbeitet
Hab” Dank, daß Du {o ſchnell gefommen bijt!“ }

Nun, nun. hoffentlich nicht ſo übel, als Du denkft.
Laß doch einmal fehen !” ;

Unterſuche nur, und wenn Du meinſt, daß es be-
benflich mit mir {teht, f{o ſass, nuͤr ofjen und ohne
Rüchalt icch habe noch wichtiges zu ordnen, ehe ih

ſterbe!“
Fortſetzung folat)


 
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