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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (April bis Juni)

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Nr. 77-99 (1. - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68778#0191
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U.S5

WLelbero, Sirnstas, 25. April 1M3

K8.Mrg

fiir Stadl and Land
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Von der Arbeit des Reichskabinetts

Der Reichskanzler wieder in Berlin
Berlin, 24. April. Reichskanzler Adolf tz i t-
traf heute früh mit dem Flugzeug aus
MinchLn in Begleitung von Reichsinnenmmist<er
Frick auf dem Tempelhofer Feld ein.
*

Woche Reichsbankpräsident Dr. Schacht als
Vertreter der deutschen Regierung nach Wash ing-
ton fahren, um über die gleichen Probleme mit
der Regierung der Bereinigten Staaten in Ver-
handlungen zu treten. Wie ernst die Reichsregie-

rung auch die Washingtoner Besprechungen
nimmt, zeigt uns die angekündigte gleichzeitige
Entsendung von einigen Sachberatern der
beteiligten Reichsressorts zu den Washingtoner
Verhandlungen.

Des Reichskanzlers Dank für die
Geburtstagsglückwünsche.
Berlin, 25. April. Dem Herrn Reichskanz-
ler Adolf Hitler sind aus Aniah seines
Geburtstages aus dem In- und Auslande so
heraus zahlreiche Glückwünsche zugegangen,
.Fö er sich zu seinem Bedauern außerstande
"cht, sie alle einzeln zu beantworten.
Der Herr Reichskanzler läßt daher auf die-
em Wege allen denen, die an diesem Tage in
Neuer Anhänglichkeit seiner gedacht haben,
^nen herzlichen Dank aussprechen.
Um bas preuWOt
LWLVjrtsOaftsmlKistkrmm
Berlin, 25. April. Im weiteren Verfolg
Aufbau- und Eleichschaltungsarbeit wird
. sls Kabinett am heutigen Dienstag sich über
politische Eesamtlage besprechen. Ferner
werden einige bereits angekündigte Eesetz-
atwürfe verabschiedet. Dagegen ist die end-
mutige Entscheidung über die Ernennung der
".lutth alter noch nicht zu erwarten. Es
?hrd wohl indirekt damit Zusammenhängen,
W ^ie Frage der Besetzung der preußischen
Ministerien wie Landwirtschaft sowie
handel und Arbeit noch nicht entschieden wer-
konnten. Daran haben sich verschiedene
Vermutungen geknüpft, die nicht ohne weite-
ns zu klären sind.
Aber man kann, zumal aus Auslassun-
gen gewisser Kreise der NSDAP, ent-
nehmen, daß diese Einspruch gegen die
Betrauung des bisherigen Kommissars
Dr. Hugenberg erhoben zu haben
y scheint.
M interessantesten ist wohl eine Auslassung
Präsidenten des Reichslandbundes, des
^tronalsozialistischen preußischen Landtags-
Meordneten Meinberg, aus der ziemlich
lstn herausklingt, daß die Nationalsozialisten
-fve Besetzung des preußischen Landwirt-
Mftsininisteriums mit dem bisher. Reichs-
"Mrnissar Dr. Hugenberg nicht zulassen wiir-
sondern unbedingt die Besetzung mit
.wem Nationalsozialisten fordern,
^eu st<h sonst nach der Meinung Meinbergs
^r Druck des Bauerntums ganz natürlich
verstärken würde.
Nun ist dagegen eine Auslassung veröf-
fentlicht worden, die sicherlich am deut-
lichsten die Stimmung in deutschnatio-
nalen Kreisen, aber auch ebenso die des
Neichskommissars Dr. Hugenberg wie-
7. dergibt.
^rrn wird Bezug genommen auf die Ver-
wbarung, unter welcher Dr. Hugenberg sich
nein bestimmen ließ, in das Kabinett einzu-
nämlich „dah die Gesamtheit der wirt-
gastlichen Aufgaben in seiner Hand ver-
bürgt werde".
.Da sich bislang die amtlichen Stellen zu
?^len Auslassungen und Gegenerklärungen
sgch nicht geäußert haben, wird man mit der
Beurteilung zurückhalten müssen. Man nimmt
g vraßgebenden nationalsozialistischen Krei-
' n an, daß mindestens das preußische Land-
gvtzchaftsministerium nicht mehr an die Ver-
geht "g den Minister Dr. Hugenberg
Schacht reist nach Washington
Berlin, 25. April. Nach der Rückkehr des
,.?^kanzlLrs von München werden in fort-
stlgten Kabinettssitzungen neue hochpolitische
gstchvidungen vorbereitet, welche vor allem
7g * l s ch t s f ra ge n betreffen dürften,
ggn. das ist schon daraus zu erkennen, daß zu-
r-m W vrirtschaftspolitische Kaibinettsausschuß
-g , ontag zusammengetreten ist, um die oor-
. glichen Probleme, die ans der Weltwirt-
ilvE^nferenz zu behandeln sind, zn beraten.
- -Möglicherweise wird schon in der nächsten

Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter
Ausms irr MWNNLMW ZUM Feiertag der nationalen Arbeit
Die Reichsregierung hat nachfolgenden Auf-
ruf allen deutschen Zeitungen zur zweimaligen
Veröffentlichung übersandt.
Berlin, den 24. April 1933.
An Las sanzr LMM Selk!
Die Regierung der nationalen Revolution hat den 1. Mai zum Feiertag der
nationalen Arbeit erhoben. Sie will damit zum Ausdruck bringen, daß die Ver-
bundenheit des ganzen deutschen Volkes mit der nationalen Arbeit, ihren Schöp-
fern und Trägern eine unlösliche und schicksalgegebene ist. Zum erstenmal wieder
seit Jahrzehnten innerer Zerklüftung und parteipolitischer Zerrissenheit erhebt sich
über Zank und Hader der unsterbliche Geist deutschen Volkstums, verklärt und ge-
läutert durch den Segen der schassenden Arbeit.
Der Marxismus liegt zertrümmert am Boden. Die Organisationen des Klassen-
kampfes sind zerschlagen. Nicht aus reaktionären oder gar volks- und arbeiter-
feindlichen Beweggründen haben wir den Kampf gegen die kulturbedrohende Ge-
fahr des Bolschewismus geführt. Der Marxismus mußte sterben, damit der deut-
schen Arbeit ein Weg zur Freiheit gebahnt werden konnte. Die Schranken von
Klassenhaß und Standesdünkel wurden niedergerissen, auf daß Volk wieder zu
Volk zurückfand. Nun stehen wir vor der schweren und verantwortungsvollen
Aufgabe, nicht nur das deutsche Arbeitertum zum sozialen Frieden zurück-
zuführen, sondern es als vollberechtigtes Glied in den Staat und in die Volksge-
meinschaft mit einzusügen.
Wo ehedem marxistische Haßgesänge ertönten, da werden wir uns nun zum
Volk bekennen. Wo einst die Maschinengewehre der roten Weltbeglücker knatter-
ten, da wollen wir dem nationalen Frieden der Stände die Bresche schlagen. Wo
früher der Geist eines öden Materialismus triumphierte, da wollen wir, fußend
auf das ewige Recht unseres Volkes auf Freiheit, Arbeit und Brot, in einem
neuen glühenden Idealismus die nationale Verbundenheit aller Stände, Stämme
und Berufe zu einem einigen Deutschland vor unserem Volke und vor der ganzen
Welt bekunden.
Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter!
Stirn und Faust sollen einen Bund schließen, der unlösbar ist. Der Bauer hin-
ter dem Pflug, der Arbeiter am Ambos und Schraubstock, der Gelehrte in seiner
Studierstube, der Arzt am Krankenbett, der Ingenieur bei seinen Entwürfen, sie
alle werden sich am Tag der nationalen Arbeit bewußt werden, daß die Nation
und ihre Zukunft über alles geht, und daß jeder an seinem Platze das gilt, was er
dem Vaterlande und damit dem allgemeinen Vesten zu geben bereit ist.
In gewaltigen nationalen Feiern wird die Reichsregierung mit dem Volke zu-
sammen diesen Festtag begehen.
Die ganze Nation wird aufgerufen, daran tätigen Anteil zu nehmen.
Für einen Tag stehen die Näder still und ruhen die Maschinen. Deutsch-
land ehrt die Arbeit, von deren Segen das Volk ein ganzes Jahr
leben soll.
Männer und Frauen! Wir rufen Euch auf in Stadt und Land! Deutsche
Jugend! An Dich vor allem geht unser Appell! Der 1. Mai soll das deutsche
Volk einig und geschlossen sehen und ein Zeichen sein für die ganze Welt, daß
Deutschland erwacht ist und den Weg zu Freiheit und Brot sucht und findet.
Laßt an diesem Tage die Arbeit ruhen!
Bekränzt Eure Häuser und die Straßen der Städte und Dörfer mit frischem
Grün und mit den Fahnen des Reiches!
An allen Last- und Personenautos sollen die Wimpel der nationalen Erhebung
flattern!
Kein Zug und keine Straßenbahn fährt durch Deutschland, die nicht mit Blumen
und Grün geschmückt ist!
Auf den Fabriktürmen und Vürohäusern werden feierlich die Fahnen des Rei-
ches gehißt!
Kein Kind ohne schwarz-weiß-roten oder Hakenkreuzwimpel!
Die öffentlichen Gebäude, Bahnhöfe, Post- und Telegraphenämter werden in
frischem Grün erstehen!
Die Verkehrsmittel tragen Fahnenschmuck!
Wir sind ein armes Volk geworden. Aber die freudige Lebensbejahung, den
Mut zum Schaffen» den trotzigen Optimismus, der alle Hindernisse überwindet,
lassen wir uns von niemanden nehmen!
Das ganze Volk ehrt sich selbst, wenn es der Arbeit die Ehre gibt, die ihr gebührt.
Deutsche aller Stände, Stämme und Berufe, reicht Euch die Hände!
Geschlossen marschieren wir in die neue Zeit hinein!
Es lebe unser Volk und unser Reich!
Der Reichsminifter für Volksausklärung und Propaganda: Dr. Goebbels.

KMoliM MmL in Ler
nationalen Front
Wir wollen treu bleiben unserer Usberzeu-
gung, unserem Schaffen und unserem Wollen.
Das ist das Geloben der deutschen katholischen
Jugend im neuen Staat, der Jugend, die
durchdrungen ist von der Erkenntnis der
schicksalhaften Sendung katholi-
scher Jugend in den politischen, wirtschaft-
lichen und kulturellen Bedrängnissen der Ge-
genwart. In ihr ist lebendig der Wille zur
unablehnbaren Verantwortung für jeden, ein-
zelnen, für die Grundlegung und Gestaltung
der Zukunft.
Wir haben in den letzten Wochen auch man-
chesmal mit Bedauern und Erschütteruna fest-
stellen müssen, daß hier und da in unfern Reihen
der Kampfeswille eine absteigende Kurve auf-
weist. Ich denke dabei gar nicht an die schlei-
chende Untreue schwankender Gestalten. Nein,
ich denke an alle diejenigen bei uns, bei denen
der Geist des miles Christi, des Kämpfers, des
Soldaten Christi, sich in einem Zustand der
Schwächung und der Einschläferung befindet.
Dieses Nachlassen der Spannkraft bedeutet für
uns Rückschritt. Und das in einem Augenblick,
wo wir in einer entscheidenden Entwicklungs-
Phase des deutschen Katholizismus und damit«
vor ganz großen und gigantischen Ausgaben
stehen.
Wenn es jemals einen Zeitpunkt gab, an dem
allez Erreichte nichts und die Zu-
kunft alles war, wenn wir jemals Ver-
anlassung hatten, alle Kräfte aktivistisch zu er-
fassen, dann ist es das Jetzt, da die Zeitenuhr
anhestt zu einem ganz großen und entscheiden-
den Schlage.
Katholisch sein heißt fest gegründet sein in
den ewige« Prinzipien und Gesetzen.
s Katholisch sein heißt aber auch unendli
s frei und überlegen sein in der Anwendung
s dieser Prinzipien auf zeitliche Gegeben-
heiten.
Unsere Freiheit in den zeitlichen Formen ist
die Freiheit der Kinder Gottes. Wo Geist und
Materie, Ideal und Wirklichkeit, Uebernatur
und Natur sich in höherer Einheit finden, dort
ist unser Platz.
Wir sagen nicht Religion allein und nicht
Vaterland allein, sondern wir sagen Religion
und Vaterland, Deutschland und Europa,
Zentralismus und Föderalismus, Macht und
Recht. Der Radikalismus des Entweder-Oder
mag seine Reize haben. In der Wirklichkeit
fallen überspitzte Extreme auseinander und in
der Mitte liegt das Leben.
WirgehendenWegderMitte. Was
man uns verächtlich als Kompromiß vocwirft,
das ist Klugheft, die aus dem Glauben kommt.
Wir gehen den Weg der Mitte nicht aus Angst,
nicht aus Feigheit, schon gar nicht aus " "ttel-
mäßigkeit, sondern wir gehen ihn, wie ihn alle
großen geschichtlichen Persönlichkeiten gegangen
stnd,
aus Freiheit, Stärke und Weisheit.
Wir tragen in uns alle die Sehnsucht b
einer reinen brüderlichen Gemein-
schaft. Diese Sehnsucht wird aber nur dann
Erfüllung finden, wenn es uns gelingt durch
eine einzigartige Verknüpfung von Re-
ligion und Volkstum die größten
Kräfte dafür freizuma.'en. Denn
die gemeinschaftsbindenden Kräfte Aießen zu-
tiefst aus dem Bereich des Religiösen; ö: - i die
christliche Liebe allein läßt die Menschen in
innerster Verantwortung und Gemeinschaft, be-
gegnen.
Was im allgemeinen gift, gilt auch im be-
sonderen.
Der Katholizismus ist ein unversiegbarer
Quell der Kräfte für alle Bereiche dez Le-
bens.
Und wir Katholiken haben die große Mis 'on.
uns diese katholische Kultur- und Schöpferkraft
zu eigen zu machen. Das ist zunächst sine reli-
giöse Aufgabe. Es ist aber auckieine na-
tionale Aufgabe. Wer Staat und.'" kl
auf der christlichen Weltausstellung aufbauen
will, und das versichert uns die rung
Hitler, der wird nicht auf die
Mitn'rkung derer verzichten können, dw ans;
 
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