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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Juli bis September)

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Nr. 200-225 (1. - 30. September)
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Seite 2

„Heidelberger BolkSblatt" — Montag, den 4. September 1933

Nr. ÄS

netzt tag lein Kop
weinte hemmungs-

xieder erjüllt und dessen jüngste Zeugen Ihr nid.
öringt hinaus diesen gläubigen Schwur, d-si mc-
Nals mehr in alle Zukunft das deutsche Volk sich
elbst zerreißen wird, niemals mehr sich auflösen
pird, sondern daß es wirklich ein Volk von Vrü-
iern sei, das durch keine Not und keine Gefahr
jnehr getrennt werden kann. Es lebe unser Dentsch-

der Selbstzerfleischung länger andauern
würde.
Wir wollen daraus lernen und wir haben
daraus gelernt. Anstelle der 50 und 100 Fähn-
chen in unserem Volk hat sich siegend eine
Fahne erhoben, ein Symbol. Was uns jahre-
lang als Traumbild vorschwebte, ist Wirklich-
keit geworden, das Symbol der Klasseneini-
gung des deutschen Volkes ist das Symbol des
neuen Reiches geworden und damit Panier
des deutschen Volkes. Wir haben nunmehr die
Aufgabe, eine eherne Form zu bilden, die
jeden Deutschen in sich aufnimmt und mit
ihrem Geist erfüllt. An dem Tage an dem wir
endgültig die Macht übernahmen da war noch
nicht das ganze deutsche Volk durch die Schule
unserer Erziehung gegangen, Aber keiner von
uns dachte damals, daß etwa mit der bloßen
Machtübernahme die Mission der Bewegung
ihr Ende gefunden hätte. Wir alle wußten,
daß es galt, auch das, was noch nicht zu uns
gehört, für uns zu gewinnen. Wir wußten
weiter, daß das was begonnen wurde, nur
Bestand haben kann, wenn man immer aufs
neue darum kämpft. „Was Du ererbt von
Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu be-
sitzen!" Dieser Grundsatz muß mit ehernen
Lettern eingezeichnet werden in die Tradition
unserer Bewegung.
Denn
der kostbarste Besitz auf dieser Welt ist
das eigene Volk.
Um dieses Volk wollen wir ringen und wollen
wir kämpfen, niemals erlahmen und niemals
ermüden, niemals verzagen und niemals ver-
zweifeln. Was Jahrtausende vor uns bestand,
wird auch die kommenden Jahrtausende be-
stehen können.
Sie sind als Träger der politischen Organi-
sation verpflichtet, jene Führer-Hierar-
chi e zu bilden, die wie ein Fels unerschütter-
lich im Getriebe des Lebens unseres Volkes
steht. Es ist Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß
jeder Deutsche, gleich welchen Stammes und
welcher Herkunft er sein mag, durch diese welt-
mschaulich-politische Schule, deren Repräsen-
tanten Sie sind, hindurchgeführt wird.
Wir wissen, daß unsere Gegner heute noch
die stille Hoffnung haben, vielleicht durch Zer-
setzung erreichen zu können, was sie durch
Putsche und Revolten niemals wieder errei-
chen werden. Wir haben dem einen Riegel
vorgeschoben.
Die Art unserer Organisation, die keine
Abstimmung kennt und keine Wahlen, die
nur Autorität, Disziplin, Verantwortung
und Unterordnung kennt, diese Art unse-
rer Organisation verhindert dies, daß
irgendjemand hoffen kann, sie jemals zu
zersetzen.

Tor versperren wird. Wir müssen daher diese
Prinzipien als ewig gültige hochhalten und
müssen dabei durch die Kerntruppe unserer
Weltanschauungsorganisation, durch die Par-
tei, durch den Fllhrerstab das Beispiel geben,
daß kein Deutscher glaubt, etwas außerordent-
liches zu tun, wenn er das tut, was der Be-
wegung zu tun heilige Pflicht ist. Je mehr
unser Volk von dieser Bewegung geformt und
getragen wird, um so mehr rückt sie in den
Mittelpunkt der allgemeinen Betrachtung.
Alle Blicke konzentrieren sich auf sie. Sie muß
sich dessen bewußt sein und insbesondere müs-
sen ihre Führer diese hohe Ehre, aber auch
diese unerhörte Verpflichtung, die darin liegt,
begreifen. Die Bewegung wird der ganzen
Nation vorbildlich vorangehen,
so daß wir nicht nur die Führung be-
sitzen, weil wir die Macht haben, sondern
daß wir die Macht haben, weil wir zu
Recht die Führung sind.
In wenigen Tagen werden Sie wieder in

Erst schilderte er ihr ausführlich, was sich zu-
getragen, seit er von ihr gegangen war. Nur

das Leben des Alltags und damit in den lau-
fenden Kampf der Bewegung zurückgekehrt
sein. Die große Tagung ist damit beendet. Der
Kampf beginnt wieder. Wir sind eine junge
Bewegung und wissen, daß nichts in 14 Jahren
vollendet sein kann. Wir bauen auf die Zeit
und rechnen mit langen Etappen. So wie wir
uns heute hier getroffen haben, werden wir
uns in zwei Jahren und wieder in vier und
in sechs Jahren treffen. Und so wird diese Be-
wegung sich in 20, in 80 und in 100 Jahren
treffen, bis in alle Zukunft.
Wir haben ein Samenkorn in unser Volk
gesät, das ewige Früchte tragen soll und
niemals mehr zu vergehen bestimmt ist,
wenn nicht das deutsche Volk wieder in
Uneinigkeit zerfallen soll und damit in
Schwäche und Tod.
So wollen wir denn heute mit dem Gelöb-
nis auseinandergehen, die Prinzipien, die Ge-
danken und Ideen härter und schärfer als bis-
her zu vertreten, mutig und tapfer zu sein,
ausdauernd und zähe, so daß, wenn wir uns
in zwei Jahren Wiedersehen, wir zurückblicken
können auf eine Zeit fruchtbarer und erfolg-
reicher Arbeit. Die aber, die dann immer stär-
ker diese Bewegung vor sich sehen werden,
werden dann einsehen, daß sie alle Hoffnung
begraben müssen, diese Bewegung und das
deutsche Volk noch einmal zerstören zu können.
Der Führer schloß seine Rede unter unge-
heurem Jubel mit dem Ruf: Es lebe unsere
Bewegung, es lebe unser deutsches Volk, es
lebe unser Deutsches Reich! Sieg-Heil! Sieg-
Heil! Sieg-Heil!

land und seine in Euch liegende Zukunft, Deutsch- englischen Flagge in Gestalt einer Armbinde. Fer»
land heil, heil, heil! (Brausende Heilrufe.) ner waren die Diplomaten zugegen, die mit
Zur Kundgebung der Hitler-Jugend waren auch dem Sonderzug nach München gekommen sind, und
die Mehrheit der Reichsminister erschienen, dar- 40 Ortsgruppenleiter der NSDAP, aus dem Aus-
unter Vizekanzler v. Pap en. Besonders be- lande.
grüßt wurde eine Anzahl englischer Faschi-
sten in der schwarzen Faschistenunisorm mit der

In schweren Gedanken und langsam ging
Eugen durch die Straßen. Erst als ein halb-
wüchsiger I
„Prussien,
auf sich. Mit einer Ohrfeige und einem ur-
wüchsigen Pariser Kraftausdruck fertigte er ihn
ab. Das half mehr als etwas anderes. Verduzt
sah der Junge zu ihm auf. Nein, das war
sicher kein „Boche", so konnte nur ein Pariser
fluchen!
In den Straßen und auf den großen Plätzen
war ein unbeschreibliches Hin und Her von
Menschen. Alle hatten hochrote erregte Gesichter
und redeten auseinander ein. Truppen in feld-
marschmäßiger Ausrüstung waren überall zu
sehen. An der Place de Lopera kam mit klin-
gendem Spiel ein geschlossenes Bataillon vor-
bei; es bog in die Rue Richelieu ab; offenbar
zum Nordbahnhof, um zum Transport an die
Nordgrenze verladen zu werden. Die Menge ju-
belte bei seinem Vorbeizug und warf den Sol-
daten Blumen zu. Ueberall schrie man „Es lebe
Frankreich! Nieder mit Deutschland!^ Auch
Hochrufe auf Rußland und Serbien waren zu
hören. Alles befand sich in einem Begeisterungs-
und Freudentaumel. Dem Major, der der
Truppe zu Pferde vorausritt und nach allen
Seiten grüßte, wurde immer wieder zugerufen:
„Zum Rhein! Nach Berlin!"
Eugen wurde es weh ums Herz, als er die
Kriegsbegeisterung der Pariser beobachtete.
Zum ersten Male litt er Heimweh. Wie mochte
es jetzt in Deutschland aussehen! Wie in Ingol-
stadt bei seinen Pionieren? Wie im Hause seiner
Braut?
In seiner Wohnung saß er lange vor seinem
Schreibtisch und starrte vor sich hin. Der Kopf
war ihm leer, das Gehirn wie ausgeflossen und
keines zusammenhängenden Gedankens fähig.
Erst allmählich kam er zum klaren Denken. Er
wollte an Thea schreiben, zum ersten Mal seit
zwei Jahren. Lange saß er vor dem leeren Pa-
pier, endlich ermunterte er sich und begann

„Sie haben sich's schwer gemacht, uns machen
Sie es leicht!"
Die Mike -rr neuen Fahnen nn-
Ctanöarten
Es folgt als feierlicher Akt die Weihe und
Uebergabe von 126 neuen Standarten und 150
neuen Sturmsahnen. Der Führer be-
rührt jede der neuen Standarten
mit der Blutfahne vom November
1923 und verpflichtet die neuen Standarten-
träger durch Handschlag. Jedesmal, wenn die
Blutfahne eine Standarte berührt, ertönt e i n
Kanonenschuß. Dieser Ehrensalut wird von
einer Batterie Reichswehr geschossen, die hin-
ter der Ehrentribüne aufgefahren ist. Sonst
wird das feierliche Schweigen während dieser
Weihe nur noch unterbrochen durch das leise
Spiel der Musirzüge, die abwechselnd das Horst-
Wessel-Lied und andere vaterländische Weisen
vortragen. Nachdem die Weihe beendet ist, be-i
geben sich die neuen Standarten und Sturm-
sahnen zu den Gruppen, denen sie verliehen
wurden. Der Musikzug der Obergruppe lll Ber-
lin spielt dazu den Präsentiermarsch.
Unter den neuen Standarten befinden sich die
ersten der SS. verliehenen Standarten. Es
handelt sich dabei um sieben Standarten, die
unter Leitung des Obergruppenführers der
SS., Dietrich, zu den Gruppen getragen wer-
den. Die sieben ersten SS.-Standarten führen-
die Namen Adolf Hitler, Berlin, Oberschlesien,
Ostpreußen, Sachsen, Schleswig-Holstein und
Hessen.
Als die Standarten ihre Gruppen erreicht
haben, ertönt das Kommando „Mütze ab zum
Gebet!" Die Musik spielt „Nun danket alle

A«» AoAe LpreL
Roman von August Frank
Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz,
Regensburg.
23) (Nachdruck verboten.)
Eugen nahm das Kuvert, zwar noch nicht
ganz überzeugt, aber auch ohne Sträuben. Der
Botschafter bemerkte, daß er gewonnenes Spiel
hatte. Um d'Effroi den Entschluß zu erleich-
tern fragte er noch:
„Herr d'Effroi, haben Sie jemand in Deutsch-
land, dem ich Grüße bestellen soll?"
Eugen wurde blaß, als er an Thea dachte,
rr wußte zunächst nichts zu erwidern.
Der Baron half ihm: „Ich will Ihnen etwas
sägen: Gehen Sie heim und überlegen Sie sich,
M wen Sie schreiben wollen. Bringen Sie
»ann den oder die Briefe hierher, ich werde sie
m ihre Adresse besorgen."
Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schul-
ter: „Lassen Sie sich die Sache nicht zu schwer
lallen! Vielleicht geht alles besser, als Sie erwar-
ten." Dann nahm er unvermittelt einen dienst-
lichen Ton an.
„Im übrigen sind wir über alles im Klaren?"
Eugen nickte mechanisch und eigentlich wider
jeinen Willen. Der Botschafter läutete, rin Die-
ser erschien.
Führen Sie den Herrn zur Hintertür Hin-
Ms."
Verabschiedend reichte er Eugen die Hand
flnd sah ihm fest in die Augen. „Gott vefohlen,
Herr Meunier!"
Wie im Traum folgte Eugen dem Diener.
Interwegs erfuhr er von demselben den Grund,
weshalb er hinten herausgelassen wurde.
„Borns wimmelt es von französischen Ge-
heimpolizisten, die seit einigen Tagen jeden be-
obachten, der bei uns ein und aus geht.

vielleicht geöffnet würde. Umsonst. Schließlich
gab er es auf, zumal er merkte, daß ihn fran-
zösische Geheimpolizisten umlauerten. Mit einem
wehen Gefühl im Herzen, den Brief noch in
der Tasche, machte er sich aus den Heimweg.
Am Platz der Oper stürmte ihm ein Schwarm
Zeitungsverkäufer entgegen, die ihre Extrablät-
ter wie Fahnen hoch in der Lust schwangem
Es gelang ihm ein Blatt zu erwischen. Nur
ein Satz stand darauf: Deutschland hat an Ruß-
land und Frankreich den Krieg erklärt. Obwohl
der Krieg schon seit einigen Tagen eine Gewiß-
heit war, durchschauerte es Eugen doch, als er-
das Telegramm las; er ahnte etwas von der
Bedeutung der Stunde für ihn, für Deutschland,'
für Europa und für die ganze Erde.
Am Nachmittag des 31. Juli 1914 gab es
den ersten Toten des Weltkrieges. Es war der
Sozialistenführer und Redakteur des „Huma-
nittz" Jauräs.
Charles war Zeuge des Ereignisses gewesen.
Jauräs saß mit einem kleinen Kreis seiner An-
hänger, darunter auch Charles, in einem Bou-
levardcafe. Der alte Illusionist, den die Kriegs-
begeisterung in den Arbeitermasssn und selbst
bei seinen engsten Freunden tief schmerzte, re-
dete immer noch in völliger Verkennung der
Lage von Generalstreik. In der Erregung war
er aufgesprungen und hielt eine flammende
Rede gegen den Krieg. Plötzlich trat ein jun-
ger Mann auf ihn zu, stellte sich dicht vor ihn
hin und jagte ihm aus seinem Revolver, den
hintereinander zwei Kugeln durch den Kopf.
Als Eugen am vierten Tage nach der Kriegs-
erklärung bei Einbruch der Dunkelheit heimkam,
fand ex oen Freund in seinem Zimmer sitzend
vor. Er erschrak bei dem Anblick, den Charles
bot. Wie hatte sich der lebensfrohe, gsnußfreu-
dige Mensch in den paar Tagen verändert. Ein
verzweifeltes Gesicht starrte Eugen entgegen.
(Fortsetzung folgt.)

Der Führer bei den Ehrengästen des
-MnmttMn Korps
Nürnberg, 2. Sept. Dar Führer stattete haute
nachmittag gegen 17.30 Uhr den mit dem Diplo-
matenzug in Nürnberg eingetvoffenen Ehren-
gästen des diplomatischen Korps am Haupt-
oahrchof Nürnberg-Nord einen Besuch ab. Auch
Rvichsaußenminister von Neurath war er-
schienen.
Der Führer wurde vom Ghaf des Protokolls,
Graf Bassewitz, empfangen, der in einem
Wagen des Diplomatenznges die Ehrengäste
vorstellte. In seiner Begrüßungsansprache sprach
der Führer den Herren des diplomatischen
Korps seinen Dank aus für die Mühe, der sie
sich unterzogen hätten, um zum Reichsparteitag
der NSDAP im-ch Nürnberg zu kommen. Er
wies auf das Improvisierte der diesjährigen
Veranstaltung hin, die in wenigen Wochen hätte
vorbereitet werden müssen. Er würde sich freuen
wenn die ans dem Rsichsparteitag anwesenden
Herren des diplomatischen Korps von Nürnberg
den Eindruck nritnchmen würden, daß die natio-
nalisaz-iMstische Herrschaft im Deutschland nicht
Zwang oder gar Tyrannei sei, sondern daß hier
die Vglksstimme wirklich zum innersten und
tiefstem Ausdruck komme.
Namens der Herren des Diplomatischen Korps
sprach der sstländische Gesandte Exc. Wenning
seinen Dank für die großzügige Gastfreundschaft
aus, die sie bei der NSDAP gefunden hätten-
Die Herren des Diplomatischen Korps seien er-
freut, Zeugen dieser gewaltigem Schau und die-
ser Kräfte sein zu dürfen, die der Reichskanzler
geschaffen habe, und denen Nürnberg, diese
Stätte deutscher Kultur, einen so herrlichen . .. ,,_ „_ __. .
Nähmen gäbe. Der estländische Gesandte schloß Gott". Die Fahnen senken sich, und die Menge
seine Dankesworte an den Führer mit dem Satz: der Teilnehmer singt den Choral mit.

Killer spricht zu den Amtswaltern
Nürnberg, 2. Sept. Der Vormittag des vierten
Tages des Reichsparteitages stand im Zeichen des
Appells der Amtswalter auf der Zeppe-
linwiese. Schon in den frühen Morgenstunden
marschierten die braunen Kolonnen, die sich gau-
weise unter Vorantritt der Fahnen sammelten, in
zwei großen Marschkolonnen zur Zeppelinwrese.
Die Gaue traten in Zehnerreihen an und hielten
eine vorbildliche Ordnung. Keiner der braunen
Männer war ohne Blumenschmuck. Mit klingen-
dem Spiel zogen die Säulen der Freiheitskämpfer
durch die Straßen, von allen Seiten mit Jubel
überschüttet. Das Aufmarschfeld, die Zeppelin-
wiese, war kilometerweit abgesperrt. Das Gelände
wird von der Haupttribüne beherrscht, auf der in
etwa 35 Metern Höhe das Hoheitsabzeichen, flan-
kiert rechts und links von gleich hohen Fahnen-
masten, aufgebaut ist. Die Haupttribüne, an die
sich Stehtribünen für 60 000 Menschen ringsherum
anschlietzen, besitzt drei Emporen, auf denen ein
Wald von flatternden Fahnen aufgebaut ist. Der
Eufmarsch der Gaue erfolgt nach einem genau ein-
gezeichneten Plan. Zwischen den einzelnen Säu-
len war ein Abschnitt für die rund 11 000
Fahnen freigegeben, die einmarfchierten, als
auf dis Minute pünktlich der Anmarsch der Amts-
walter beendet war.
Das riesenhafte Feld, angefüllt mit der braunen
Heerschar, umrahmt von den 60 000 Menschen auf
den Tribünen, umstanden im Hintergründe von
hochstämmigen Kiefernwäldern und überblaut von
einem wundervollen Spätsommerhimmel, bot einen
herrlichen Anblick.
*
Nürnberg» 2. Sept. Der Führer führte bei
Üem Amtswalterappell u. a. folgendes aus:
Parteigenossen? Amtswalter der Politischen
Organisation! Viele von Ihnen blicken nun-
sirehr auf einen jahrelangen harten Kampf
zurück. Das Ergebnis dieses gewaltigen Wn-
«gens steht heute sichtbar vor uns. Die Natio-
nalsozialistische Partei ist der Staat geworden
und ihre Führer sind heute die vor der Ge-
schichte verantwortlichen Leiter des Deutschen
Reiches. Damit erhält die Partei der Opposi-
tion von einst nunmehr die Aufgabe der Er-
ziehung des deutschen Menschen zum Bürger
dieses neuen Staates.
Sie sind vor Gott und unserer Geschichte da-
für verantwortlich, daß durch diese politische
Erziehung der deutschen Menschen zu einem
Volk, zu einer Idee, zu einer Willensäußerung
niemals wieder ein November 1918 in der
deutschen Geschichte möglich wird. In 14 Jah-
ren hatte unser Volk Gelegenheit, am eigenen
Leibe zu spüren und damit kennenzulernen,
welchen Unsegen die Uneinigkeit bringt, was
vom Kampfe der Klaffen und Stände, der Be-
rufe, der Konfessionen, der Stämme und der
Länder untereinander für das deutsche Volk
zu erwarten ist.
14 Jahre haben uns gezeigt, welches das Wir haben den Schlüssel gefunden, der für
Ende sein würde, wenn dieser Wahnsinn alle Zukunft den Feinden unseres Volkes das

Junge ihm dauernd nachlief und den Namen „Jvonne" und was damit zusam-
Prussien" schimpfte, besann er sich menhing verschwieg er. Das wollte er ihr selbst
"" unter vier Augen beichten. Zum Schluß tröstete
er sie. Das Vaterland verlange, daß er hier
ausharre. Als Ofsizierstochter werde sie ver-
stehen, daß es da nur gehorchen und Pflicht
gab, so sehr sich auch Herz und Sinne sträub-
ten. Es werde doch der Tag kommen, an dem
sie einander wiedersähen. Vielleicht sogar bald,
wenn die in Paris einziehenden deutschen Trup-
pen ihn von seinem Posten erlösten. Bis dahin
bitte er sie, ihn in gutem Andenken zu behal-
ten. Wenn, was er nicht hoffe, ihm etwas
Menschliches zustoße, so setze er sie hiermit HU
seiner Alleinerbin ein. Sein Vermögen sei m
München bei einer Bank deponiert. Justizrat X
in München könne ihr jeden gewünschten Auf-
schluß geben.
Während er den Schluß des Briefes schrieb,
stellte sich die Reaktion auf die seelischen Er-
schütterungen des heutigen Tages ein. Tränen
kamen ihm in die Augen. Zuletzt lag sein Kopf
auf dem Schreibtisch und er weinte hemmungs-
los wie ein kleines Kind. Mer es waren wohl-
tätige Tränen, denn sie schwemmten ihm eine
Last vom Herzen, die schon lange daraufgelegen
hatte. Der Brief an Thea hatte die unerträg-
liche Spannung gelöst.
Es war späte Nacht. Getröstet und ruhig
legte er sich zu Bett. Er hatte wieder einen
klaren Weg vor sich, den Weg der Pflicht.
An Jvonne, die zur Zeit in Deauville war, er in der Tasche verborgen gehabt hatte, rasch
hatte er heute noch nicht gedacht.
Als es Eugen am nächsten Tage endlich un-
ter großen Mühen gelungen war, durch die
schwarzen Menschenmassen, die wie ein aufge-
regt summendes Bienenvolk die deutsche Bot-
schaft umlagerten, sich bis zur Eingangstür hin-
durchzuarbeiten, fand er sie verschlossen; im
Erdgeschoß waren die Vorhänge vor den Fen-
stern heruntergelassen. Eugen wartete lange, ob
 
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