sie schon an, sich mal zu versprechen un mir zu duzen, lln
wie schön det doch wäre, det wir Beede vermögend wären
AN keenen Anhang hätten! Sollte ick nun uffftehen un sagen:
Hören Sie mal, Verehrteste, Sie sind in ene Irrung, ick
bin der Tövper Emil B. mit 'ne Frau un drei lebendije
Kinder un habe nich mal so ville in die Tasche, det ick die
Zeche bezahlen kann?
Bors.: Es mag in der That eine unbehagliche Situa-
tion gewesen sein. Wie wurde es denn zuletzt? — Angekl.:
Nu, als ick so'n paar Worte fallen ließ und wejen keen
Jeld injestochen, da steckte sie wir jleich zwee Dahler zu.
wovon ick vielleicht jejen anderthalbe for die Zeche bezahlt
habe. . Denn fing sie an, lieblich zu wer'n, denn ick drage
schon seit mindestens zehn Jahre keenen Trauering mehre
indem det bei die Arbeet nich anzeht. Ick dachte an meine
Frau, die um die Zeit wohl aus Rixdors nach Hause ge-
kommen sein mußte. Als sie mir nu sagte, ick möchte eenen
Oogenblick ihren Rejenschirm halten, sie käme nach een
Paar Minuten wieder, da dachte ick denn, det die Jelejenheit
Zünftig sein dhäte, um mir aus die Schlinge zu ziehen, wo
ick rmr so janz unschuldig injefangen hatte, un da jerade
een Pferdebahnwagen abjing, so ick sack, sack zu't Lokal raus
un uf'n Wagen ruf, un los fing et.
Vorf.: Und dabei haben Sie den Regenschirm der un-
vorsichtigen Frau mitgenommen. — Angekl.: Det is in
die Rasche jeschehen. Wo sollte ick denn damit hin?
Bors.: Die Wittwe M. hat Sie nach etwa acht Tagen
zufällig auf inr Straße getroffen und Ihre Verhaftung ver-
anlaßt. Warum haben Sie ihr damals nicht den Schirm
gegeben? — Angekl.: Konnte ick denn? Ick war ohne
Schirm von Hause wegjefangen, un da is et doch leicht an-
fänglich, det matt so en Ding stehen läßt. Mir is et so je-
jangen. Ick koofe mir in'n Leben keene selbe Rose mehr! —
Dis Verhandlung ergab thatsächlich keinen Beweis für die
Schuld des Angeklagten, der deßhalb freigesprochen wurde.
Die Wirthschsft aus dem Gute Rexm in
Pommern.
Ein Beispiel zur Nachahmung.
Als einen deutlichen Beweis dafür, daß es auch heute noch,
wo die Landwirthfchaft mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat, bei Verständmß, Fleiß und richtiger Benutzung der gebotenen
Hilfsmittel möglich ist, aus der Wirthschaft eine gute Rente zu
erzielen, lassen wir nachstehend einige Mittheilungen über die
Verhältnisse auf dem 3200 Morgen großen Rrttergute Rexin in
Pommern, Besitzer Herr Wüstenberg, solgen.
Herr Wüftenberg benutzt seit Jahren ganz bedeutende Massen
künstlichen Dünger, hauptsächlich Tdomasschlacke und Kainit.
Dabei wurde eine ganz erhebliche Anreicherung seines Bodens
erwirkt, die sich in den dauernd steigenden Erträgen des Gutes
auf's deutlichste zeigt. Nach den eigenen Anaaben des Besitzers
stellten sich nämlich die Bodenerträge auf Rexin während der
letzten 40 Jahre so:
Es wurden durchschnittlich erzielt:
Vom Jahre Scheffel Scheffel
1854—1864 an Getreide 7567 an Kartoffeln 6374
1864-1874 „ „ 9073 „ „ 8910
1874-1884 „ „ 8775 „ 15603
Weil in diesen Jahren mit der künstlichen Düngung nachge-
lassen wurde, trat ein Rückschlag im Getreideer-rage ein- In den
Jahren 1884 bis 1894 dagegen, wo künstliche Dünger in reichen
Mengen benutzt wurden, betrug di? Durchschnittsernte an Ge-
treide 1418S Scheffel und an Kartoffel 18051 Sckeffel. Hiernach
hat sich der Getreideertrag verdoppelt, der Karteffelertrag sogar
verdreifacht fett 1864
Dre Einnahmen aus dcm Vieh stellten sich:
1854-1864 auf 9922 Mk.
1864-1874 auf 11691 Wk.
1874-1884 auf 16495 Mk.
1884-1894 auf 24464 Mk.
In den letzten Jähren wurde sehr intensiv gewirthschaftet.
Der Boden dis Gutes Rexin ist von Natur recht mäßig; derselbe
trägt mit Sicherheit nur Kartoffeln, Roggen und Hafer, und ha»
Herr Wüstenberg deshalb auch ganz davon abgesehen, Weizen u'
Rüben zu bauen, da er von diesen keine Erträge erwartet. Manche
Landwirthe der Gegend bauen zwar unter ähnlichen Verhält-
nissen auch diese edleren Pflanzen; ob sich solches aber lohnt, ist
doch sehr fraglich.
Was nun die auf Rexin erzielten Reinerträge kn wisst, so sagt
Herr Wüstenberg selbst, daß es selstverständlich fei, baß die
höheren Erträge auch mehr Unkosten erfordern. Dazu feien die
Löhne seit vierzig Jahren um das Dreifache gestiegen und auch
die übrigen Bedürfnisse: Maschinen, Steuern, Krankentassen-
gelder, Ausgaben für die JnvaUdttäts- und Altert Versicherung
erforderten größer Aufwendungen. Aber trotzdem hätten seine
Erträge erhebliche Ueberschüsfe geliefert
Und der sicherste Beweis hierfür ergiebt sich daraus, dafi
seine pekuniären Verhältnisse bis vor ungefähr zehn Jahren keine
besonders günstigen waren, sich aber in den letzten zehn Jahren
sehr verbessert haben. Denn es ist Herrn Wüftenberg nicht nur
gelungen, eine Hypothek von 30,000 Mk. abzmragen, er hat zu-
gleich für 15,000 Mk. Maschinen angcschaffl und außerdem ein
nothwenvigeS Gebäude zum Kostenpreise von 12,000 Mk. gebaut.
Diese sämmtlichen Summen hat ihm dw Wirhschasr einge-
bracht.
Der sichere Beweis für die Richtigkeit aller angesührten
Zahlen ist dadurch gegeben, daß Herr Wüitenberg in der Lage
ist, siine Steuerklärung höher abzugeben und zwar in Folge der
höheren Erträge.
Herr Wüstenberg konnte und wollte nicht mehr Betriebs-
kapital einsitzen, als er aus dem Betriebe übrig hatte; folglich
konnte nur ein kleiner Theil seiner Kultur flächen nach und nach
so gevüngt werden, um solch' höhere Erträge zu U fern.
Die auf Anregung der demschen Landwirihjchasts Gesellschaft
in allin deutschen Provinzen auf verschiedensten Bodenarten,
selbst schlechtster Qualität, seit 5 Jahren erzielten DüngungS-
resuliate sind in deren Jahrbuch 1894 Bd. 9 veröffentlicht. Dar-
nach ist klargelegt und bewiesen, daß durch rationelle Legumi-
nosenkultur mit entsprechender Düngung die Ernten auf reichlich
das Doppelte gebracht worden sind. Mit Recht wird das seitens
der deutschen Ldw.-Ges betont, daß es durch allgemeine ver-
besserte Kulturen unter Benutzung sehr billiger Düngemittel zu
erreichen sei, die Erträge um die wenigen Prozente zu erhöhen,
welche notdwendig sind, um die Hunderte von Millionen Mark,
die doch jährlich für aus ausländisches Getreide und Vieh aus-
gegeben werden, im Lande zu halten.
Man berücksichtige nur, daß allein voriges Jahr über 450
Millionen so ins Ausland gewandert sind und deshalb die For-
derung sehr berechtigt ist, daß die deutschen Landwirthe mehr
leisten, wie bisher-
KumsriMMs.
„Schultze beim Abmarsch seiner Jungen" im Juli 187V
(Die unter Thränen lachende Entschlossenheit, das Liebste für das
Vaterland einzusetzeu, hat in Viesen Versen im Berliner Dialekt
Ausdruck erhalten:)
Aujust zieht und Willem zieht! Schenkt ihr ihnen reinen Wein,
Des ist freilich reichlich; Ser Mgründlich heute!
Aber, Olle, des Jemüth Laßt es Schreckenberger siin
M ache mich nicht weichlich! Von der Feuerseite!
Von's Gesicht die Schivze jleich,
Und den Gram bezwungen!
Mach mich nicht die Rieke weich
Und die beeden Jungen si
Hole mich den Abschiedstrunk
Für die ollen Schelme,
Und denn mit Bejeisterurig
Ausjestülpt die Helme-
Aber, Bengels, trinkt mich doch t
Schnell noch eene Flasche!
Juste, stecke Jedem noch
Eene in die Tasche!
Keenen Treppen laßt mich drin.
Stärket Herz und Niere,
Und dann wie der Sturmind'rm
Mang die Herrn Zephyce!
Sch arlachberger! Schenket ein! Und nu, Kinder, zieht mit Jott!
Krästia angeklungen! Hurrah, draus! und jründlich!
Dies Gewächs vom Vater Rhein Kühner Muth und kecker Spott
Schützt mich wackre Jungen! Macht unüberwindlich!
Drauf! zum Heil des Vaterlandes! —
Unter unfern Linden
Hoff' ich euch im Siegerkranz
Oder — nich zu finden-
(Kladdsratsch vom 31. Juli 1870.)
Verantwort!. Redakteur: Joseph Crem erius in Heidelberg
Druck MN Ssbr. Hub er irr Heidelberg.
Rr
Die Schlacht bei Sedan.
In Folge der drei blutigen Schlachten des 14., 16., 18.
August war Bazaine mit seiner Armee nach Metz geworfen
und durch die Heerestheile des Prinzen Friedrich Karl und
des Generals Steinmetz mit einem ehernen Gürtel umschlossen
worden. Kronprinz Friedrich war nach den Siegen bei
Weißenburg und Wörth auf seinem Vormarsche bei Nancy
angekommen und setzte derselbe, nachdem er den Ausgang der
Schlacht bei Gravelotte abgewartet, in d-r Richtung auf
Chalons fort. Seine Armee bestand aus dem 5 und 6.
Corps (Posen und Schlesien), dem 11. Corps (Kurhessen und
Thüringen), den beiden bayerischen Corps unter den Generalen
v. d. Tann und v. Hartmann, den Württembergern und
mehreren Cavallerie-Divisionen. Von der Armee des Prinzen
Friedrich Karl war die Garde, des 4. Corps (Provinz Sachsen)
und das königl. sächsische (12. Corps) abgezweigt und unter
dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von Sachsen (jetzigen
Königs) gestellt wurden, um als „Maasarmee" gemeinschaft-
lich mit den Truppen des preußischen Kronprinzen gegen die
bei Chalons neugebildete Armee Mac Mahons zu operiren,
welche aus den Corps Ducrot, Failly, Douai und Lebrun
nebst drei Cavallerie-Divisionen bestand und 135 MO Mann
stark war. Während des Vormarsches lies die Nachricht ein,
daß Mac Mahon das Lager von Chalons verlassen und sich
nordwärts gewendet habe, woraus seine Absicht hervorging,
an der belgischen Grenze entlang nach Metz zu marschiren,
um Bazaine Entsatz zu bringen. Die Armeen der beiden
Kronprinzen brachen dahsr ihren Vormarsch nach Paris ab
und machten am 26. August eine Schwenkung nach Norden.
Am anderen Tage schon stieß die vorgeschobene Cavallerie der
Maas Armee bei Bnzancy, 5 Meilen von der belgischen
Grenze, auf Truppentheile des Failly'schen Corps, am 29.
kam es bei Nouart zwischen der sächs. Avantgarde und der
franz. Nachhut zu einem längeren Gefecht und am 30. wurden
die Corps Failly, Donai und Lebrun in der Schlacht von
Beaumont von den Bayern und dem 4. Corps geschlagen.
Nach dieser Niederlage sah sich Mac Mahon zum Rückzüge
nach Sedan genöthigt, nächst Mezieros dem einzigen festen
Stützpunkte zwischen der Maas und der belgischen Grenze.
Die deutsche Heeresleitung beschloß nun, die französische
Armee bei Sedan von allen Leiten zu umfassen, sie von
der belgischen Grenze abzuschneiden und zur Ergebung zu
zwingen. Am Abend des 31. Ang. hatten die beiden deut-
sche Armeen folgende Stellungen erreicht. Im Südosten
von Sedan hielt der Kronprinz von Sachsen mit seinem 3.
Corps den schmalen Raum zwischen Monzon und Belgien
besetzt. Von der Armee des Kronprinzen Friedrich standen
südlich von Sedan die beiden bayr. Corps, sowie das 5. u.
11. Korps zwischen der Maas und der Bar bereit, dem
Feinde den Rückzug nach Westen zu verlegen. Den äußersten
linken Flügel bildeten die Württemberger, welche zwischen der
Bar und der nach Mezieros führenven Eisenbahn Stellung
genommen hatten. Als Reserve war das 6. Corps bei At-
tigny, südöstlich von Sedan, stehen geblieben.
Die Festung Sedan liegt 10 um. von der belgischen
Grenze an beiden Usern der Maas zwischen terassenförmig
aufsteigendm bewaldeten Höhenzügen, rings von zahlreichen
189S.
Dörfern umgeben. Im Norden werden die Höhen durch die
Orte Floing, Jlly, Villers-Cerray begrenzt, zwischen denen
in einer Thalsenkung Givonne liegt. Theils auf jenen Hü-
geln, theils südwestlich der Festung, über Balau bis zu dem
Dorfe Bazailles reichend, war am 1. Sept, die französische
Armee aufgestellt.
Zwischen 5 und 6 Uhr Morgens eröffnete das bayr.
Corps v. d. Tann den Angriff gegen Bazailles. Der Ort
wurde durch französische Marineinfanterie und durch Trup-
pentheile des Corps Lebrun hartnäckig vertheidigt. Fast
jedes der verbarrikadirten Häuser mußte erstürmt werden.
Die Bewohner selbst beteiligten sich am Kampfe u. schossen
aus den Fenstern; bestialische Weiber ergriffen verwundete
Bayern und warfen sie in die brennenden Gebäude. Gegen
halb zehn Uhr war das vollständig in Flammen stehende
Dorf von den Bayern nach erbittertem Kampfe genommen.
Ein Theil des Corps von d. Tann hatte sich nach Erstür-
mung des Bahnhofs gegen die nördlich und westlich von:
Bazailles sich erhebenden Höhen gewendet, von wo aus der
Feind ein furchtbares Geschütz- und Mitrailleusenfeuer unter-
hielt. Stundenlang kämpften die wackeren Bayern mit hel-
denmütiger Ausdauer gegen den an Zahl weit überlegenen,
günstig postirten Gegner und schon begannen ihre Kräfte zu
erlahmen, als gegen 11 Uhr von der Armee des Kronprin-
zen von Sachsen eine Division des 4. Corps eintraf. Unter
klingendem Spiele stürmten die Regimenter gegen die feuer-
speienden Höhen und vertrieben den Feind, welcher auf sei-
nem schleunigen Rückzüge nach Balau energisch verfolgt wurde.
König Wilhelm war um 7 Uhr nach dem Schlachtfelde
geritten und hatte südwestlich von Sedan auf einem Hügel
bei Chcveuhe mit Bismarck, Moltke and dem Großen Gene-
ralstabe seinen Standpunkt gewählt, um die Schlacht zu leiten.
Etwa tausend Schritt weiter nach Westen hin befand sich
der Kronprinz Friedrich. Bei Tonzy im Südosten der Fe-
stung, folgte der Kronprinz von Sachsen den Bewegungen
des rechten Flügels.
Zwischen den östlich von Sedan gelegenen Dörfern Mon-
celle und Daigny hatte sich seit halb sieben Uhr das königl.
sächs. Corps gegen das Corps Ducrot entwickelt. Nachdem
dieses in heißem Gefecht aus Moncelle und Daigny hinaus -
geworfen war, gewannen die Sachsen Fühlung mit den
Bayern und dem 4. Corps und setzten im Verein mit diesem
die Verfolgung des Feindes fort, wodurch sie durch ihre
Batterien am linken User des Givonneflusses kräftig unter-
stützt wurden.
Die Preußische Garde, welche den äußersten rechten
Flügel der Aufstellung bildete, war früh 5 Uhr von Carip-
nan ausgebrochen. In der neunten Stunde hatte die erste
Division die Anhöhen zwischen Villers-Cernay und Givonne
(im Nordosten von Sedan) erstiegen; die Arüllerie folgte
ihr und bekam dadurch Anschluß an die sächs. Batterie, mit
denen sie nun eine furchtbare Feuerlinie bildete. Nach halb-
stündigem Kampfs waren die Franzosen aus Givonne gewor-
fen, wobei dis Sieger eine Batterie und 3 Mitcnlleusen er-
oberten. Währenddem hatte dis zweite Gardedivision durch
ihr Artilleriefeuer dis Sachsen bei der Einnahme von Daigny
wirksam unterstützt, drang wit diesen über den Ort vor und
Mr-MilgMtt M „Wher Mea".
36 Heidelberg, Sonntag, 8. September
wie schön det doch wäre, det wir Beede vermögend wären
AN keenen Anhang hätten! Sollte ick nun uffftehen un sagen:
Hören Sie mal, Verehrteste, Sie sind in ene Irrung, ick
bin der Tövper Emil B. mit 'ne Frau un drei lebendije
Kinder un habe nich mal so ville in die Tasche, det ick die
Zeche bezahlen kann?
Bors.: Es mag in der That eine unbehagliche Situa-
tion gewesen sein. Wie wurde es denn zuletzt? — Angekl.:
Nu, als ick so'n paar Worte fallen ließ und wejen keen
Jeld injestochen, da steckte sie wir jleich zwee Dahler zu.
wovon ick vielleicht jejen anderthalbe for die Zeche bezahlt
habe. . Denn fing sie an, lieblich zu wer'n, denn ick drage
schon seit mindestens zehn Jahre keenen Trauering mehre
indem det bei die Arbeet nich anzeht. Ick dachte an meine
Frau, die um die Zeit wohl aus Rixdors nach Hause ge-
kommen sein mußte. Als sie mir nu sagte, ick möchte eenen
Oogenblick ihren Rejenschirm halten, sie käme nach een
Paar Minuten wieder, da dachte ick denn, det die Jelejenheit
Zünftig sein dhäte, um mir aus die Schlinge zu ziehen, wo
ick rmr so janz unschuldig injefangen hatte, un da jerade
een Pferdebahnwagen abjing, so ick sack, sack zu't Lokal raus
un uf'n Wagen ruf, un los fing et.
Vorf.: Und dabei haben Sie den Regenschirm der un-
vorsichtigen Frau mitgenommen. — Angekl.: Det is in
die Rasche jeschehen. Wo sollte ick denn damit hin?
Bors.: Die Wittwe M. hat Sie nach etwa acht Tagen
zufällig auf inr Straße getroffen und Ihre Verhaftung ver-
anlaßt. Warum haben Sie ihr damals nicht den Schirm
gegeben? — Angekl.: Konnte ick denn? Ick war ohne
Schirm von Hause wegjefangen, un da is et doch leicht an-
fänglich, det matt so en Ding stehen läßt. Mir is et so je-
jangen. Ick koofe mir in'n Leben keene selbe Rose mehr! —
Dis Verhandlung ergab thatsächlich keinen Beweis für die
Schuld des Angeklagten, der deßhalb freigesprochen wurde.
Die Wirthschsft aus dem Gute Rexm in
Pommern.
Ein Beispiel zur Nachahmung.
Als einen deutlichen Beweis dafür, daß es auch heute noch,
wo die Landwirthfchaft mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat, bei Verständmß, Fleiß und richtiger Benutzung der gebotenen
Hilfsmittel möglich ist, aus der Wirthschaft eine gute Rente zu
erzielen, lassen wir nachstehend einige Mittheilungen über die
Verhältnisse auf dem 3200 Morgen großen Rrttergute Rexin in
Pommern, Besitzer Herr Wüstenberg, solgen.
Herr Wüftenberg benutzt seit Jahren ganz bedeutende Massen
künstlichen Dünger, hauptsächlich Tdomasschlacke und Kainit.
Dabei wurde eine ganz erhebliche Anreicherung seines Bodens
erwirkt, die sich in den dauernd steigenden Erträgen des Gutes
auf's deutlichste zeigt. Nach den eigenen Anaaben des Besitzers
stellten sich nämlich die Bodenerträge auf Rexin während der
letzten 40 Jahre so:
Es wurden durchschnittlich erzielt:
Vom Jahre Scheffel Scheffel
1854—1864 an Getreide 7567 an Kartoffeln 6374
1864-1874 „ „ 9073 „ „ 8910
1874-1884 „ „ 8775 „ 15603
Weil in diesen Jahren mit der künstlichen Düngung nachge-
lassen wurde, trat ein Rückschlag im Getreideer-rage ein- In den
Jahren 1884 bis 1894 dagegen, wo künstliche Dünger in reichen
Mengen benutzt wurden, betrug di? Durchschnittsernte an Ge-
treide 1418S Scheffel und an Kartoffel 18051 Sckeffel. Hiernach
hat sich der Getreideertrag verdoppelt, der Karteffelertrag sogar
verdreifacht fett 1864
Dre Einnahmen aus dcm Vieh stellten sich:
1854-1864 auf 9922 Mk.
1864-1874 auf 11691 Wk.
1874-1884 auf 16495 Mk.
1884-1894 auf 24464 Mk.
In den letzten Jähren wurde sehr intensiv gewirthschaftet.
Der Boden dis Gutes Rexin ist von Natur recht mäßig; derselbe
trägt mit Sicherheit nur Kartoffeln, Roggen und Hafer, und ha»
Herr Wüstenberg deshalb auch ganz davon abgesehen, Weizen u'
Rüben zu bauen, da er von diesen keine Erträge erwartet. Manche
Landwirthe der Gegend bauen zwar unter ähnlichen Verhält-
nissen auch diese edleren Pflanzen; ob sich solches aber lohnt, ist
doch sehr fraglich.
Was nun die auf Rexin erzielten Reinerträge kn wisst, so sagt
Herr Wüstenberg selbst, daß es selstverständlich fei, baß die
höheren Erträge auch mehr Unkosten erfordern. Dazu feien die
Löhne seit vierzig Jahren um das Dreifache gestiegen und auch
die übrigen Bedürfnisse: Maschinen, Steuern, Krankentassen-
gelder, Ausgaben für die JnvaUdttäts- und Altert Versicherung
erforderten größer Aufwendungen. Aber trotzdem hätten seine
Erträge erhebliche Ueberschüsfe geliefert
Und der sicherste Beweis hierfür ergiebt sich daraus, dafi
seine pekuniären Verhältnisse bis vor ungefähr zehn Jahren keine
besonders günstigen waren, sich aber in den letzten zehn Jahren
sehr verbessert haben. Denn es ist Herrn Wüftenberg nicht nur
gelungen, eine Hypothek von 30,000 Mk. abzmragen, er hat zu-
gleich für 15,000 Mk. Maschinen angcschaffl und außerdem ein
nothwenvigeS Gebäude zum Kostenpreise von 12,000 Mk. gebaut.
Diese sämmtlichen Summen hat ihm dw Wirhschasr einge-
bracht.
Der sichere Beweis für die Richtigkeit aller angesührten
Zahlen ist dadurch gegeben, daß Herr Wüitenberg in der Lage
ist, siine Steuerklärung höher abzugeben und zwar in Folge der
höheren Erträge.
Herr Wüstenberg konnte und wollte nicht mehr Betriebs-
kapital einsitzen, als er aus dem Betriebe übrig hatte; folglich
konnte nur ein kleiner Theil seiner Kultur flächen nach und nach
so gevüngt werden, um solch' höhere Erträge zu U fern.
Die auf Anregung der demschen Landwirihjchasts Gesellschaft
in allin deutschen Provinzen auf verschiedensten Bodenarten,
selbst schlechtster Qualität, seit 5 Jahren erzielten DüngungS-
resuliate sind in deren Jahrbuch 1894 Bd. 9 veröffentlicht. Dar-
nach ist klargelegt und bewiesen, daß durch rationelle Legumi-
nosenkultur mit entsprechender Düngung die Ernten auf reichlich
das Doppelte gebracht worden sind. Mit Recht wird das seitens
der deutschen Ldw.-Ges betont, daß es durch allgemeine ver-
besserte Kulturen unter Benutzung sehr billiger Düngemittel zu
erreichen sei, die Erträge um die wenigen Prozente zu erhöhen,
welche notdwendig sind, um die Hunderte von Millionen Mark,
die doch jährlich für aus ausländisches Getreide und Vieh aus-
gegeben werden, im Lande zu halten.
Man berücksichtige nur, daß allein voriges Jahr über 450
Millionen so ins Ausland gewandert sind und deshalb die For-
derung sehr berechtigt ist, daß die deutschen Landwirthe mehr
leisten, wie bisher-
KumsriMMs.
„Schultze beim Abmarsch seiner Jungen" im Juli 187V
(Die unter Thränen lachende Entschlossenheit, das Liebste für das
Vaterland einzusetzeu, hat in Viesen Versen im Berliner Dialekt
Ausdruck erhalten:)
Aujust zieht und Willem zieht! Schenkt ihr ihnen reinen Wein,
Des ist freilich reichlich; Ser Mgründlich heute!
Aber, Olle, des Jemüth Laßt es Schreckenberger siin
M ache mich nicht weichlich! Von der Feuerseite!
Von's Gesicht die Schivze jleich,
Und den Gram bezwungen!
Mach mich nicht die Rieke weich
Und die beeden Jungen si
Hole mich den Abschiedstrunk
Für die ollen Schelme,
Und denn mit Bejeisterurig
Ausjestülpt die Helme-
Aber, Bengels, trinkt mich doch t
Schnell noch eene Flasche!
Juste, stecke Jedem noch
Eene in die Tasche!
Keenen Treppen laßt mich drin.
Stärket Herz und Niere,
Und dann wie der Sturmind'rm
Mang die Herrn Zephyce!
Sch arlachberger! Schenket ein! Und nu, Kinder, zieht mit Jott!
Krästia angeklungen! Hurrah, draus! und jründlich!
Dies Gewächs vom Vater Rhein Kühner Muth und kecker Spott
Schützt mich wackre Jungen! Macht unüberwindlich!
Drauf! zum Heil des Vaterlandes! —
Unter unfern Linden
Hoff' ich euch im Siegerkranz
Oder — nich zu finden-
(Kladdsratsch vom 31. Juli 1870.)
Verantwort!. Redakteur: Joseph Crem erius in Heidelberg
Druck MN Ssbr. Hub er irr Heidelberg.
Rr
Die Schlacht bei Sedan.
In Folge der drei blutigen Schlachten des 14., 16., 18.
August war Bazaine mit seiner Armee nach Metz geworfen
und durch die Heerestheile des Prinzen Friedrich Karl und
des Generals Steinmetz mit einem ehernen Gürtel umschlossen
worden. Kronprinz Friedrich war nach den Siegen bei
Weißenburg und Wörth auf seinem Vormarsche bei Nancy
angekommen und setzte derselbe, nachdem er den Ausgang der
Schlacht bei Gravelotte abgewartet, in d-r Richtung auf
Chalons fort. Seine Armee bestand aus dem 5 und 6.
Corps (Posen und Schlesien), dem 11. Corps (Kurhessen und
Thüringen), den beiden bayerischen Corps unter den Generalen
v. d. Tann und v. Hartmann, den Württembergern und
mehreren Cavallerie-Divisionen. Von der Armee des Prinzen
Friedrich Karl war die Garde, des 4. Corps (Provinz Sachsen)
und das königl. sächsische (12. Corps) abgezweigt und unter
dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von Sachsen (jetzigen
Königs) gestellt wurden, um als „Maasarmee" gemeinschaft-
lich mit den Truppen des preußischen Kronprinzen gegen die
bei Chalons neugebildete Armee Mac Mahons zu operiren,
welche aus den Corps Ducrot, Failly, Douai und Lebrun
nebst drei Cavallerie-Divisionen bestand und 135 MO Mann
stark war. Während des Vormarsches lies die Nachricht ein,
daß Mac Mahon das Lager von Chalons verlassen und sich
nordwärts gewendet habe, woraus seine Absicht hervorging,
an der belgischen Grenze entlang nach Metz zu marschiren,
um Bazaine Entsatz zu bringen. Die Armeen der beiden
Kronprinzen brachen dahsr ihren Vormarsch nach Paris ab
und machten am 26. August eine Schwenkung nach Norden.
Am anderen Tage schon stieß die vorgeschobene Cavallerie der
Maas Armee bei Bnzancy, 5 Meilen von der belgischen
Grenze, auf Truppentheile des Failly'schen Corps, am 29.
kam es bei Nouart zwischen der sächs. Avantgarde und der
franz. Nachhut zu einem längeren Gefecht und am 30. wurden
die Corps Failly, Donai und Lebrun in der Schlacht von
Beaumont von den Bayern und dem 4. Corps geschlagen.
Nach dieser Niederlage sah sich Mac Mahon zum Rückzüge
nach Sedan genöthigt, nächst Mezieros dem einzigen festen
Stützpunkte zwischen der Maas und der belgischen Grenze.
Die deutsche Heeresleitung beschloß nun, die französische
Armee bei Sedan von allen Leiten zu umfassen, sie von
der belgischen Grenze abzuschneiden und zur Ergebung zu
zwingen. Am Abend des 31. Ang. hatten die beiden deut-
sche Armeen folgende Stellungen erreicht. Im Südosten
von Sedan hielt der Kronprinz von Sachsen mit seinem 3.
Corps den schmalen Raum zwischen Monzon und Belgien
besetzt. Von der Armee des Kronprinzen Friedrich standen
südlich von Sedan die beiden bayr. Corps, sowie das 5. u.
11. Korps zwischen der Maas und der Bar bereit, dem
Feinde den Rückzug nach Westen zu verlegen. Den äußersten
linken Flügel bildeten die Württemberger, welche zwischen der
Bar und der nach Mezieros führenven Eisenbahn Stellung
genommen hatten. Als Reserve war das 6. Corps bei At-
tigny, südöstlich von Sedan, stehen geblieben.
Die Festung Sedan liegt 10 um. von der belgischen
Grenze an beiden Usern der Maas zwischen terassenförmig
aufsteigendm bewaldeten Höhenzügen, rings von zahlreichen
189S.
Dörfern umgeben. Im Norden werden die Höhen durch die
Orte Floing, Jlly, Villers-Cerray begrenzt, zwischen denen
in einer Thalsenkung Givonne liegt. Theils auf jenen Hü-
geln, theils südwestlich der Festung, über Balau bis zu dem
Dorfe Bazailles reichend, war am 1. Sept, die französische
Armee aufgestellt.
Zwischen 5 und 6 Uhr Morgens eröffnete das bayr.
Corps v. d. Tann den Angriff gegen Bazailles. Der Ort
wurde durch französische Marineinfanterie und durch Trup-
pentheile des Corps Lebrun hartnäckig vertheidigt. Fast
jedes der verbarrikadirten Häuser mußte erstürmt werden.
Die Bewohner selbst beteiligten sich am Kampfe u. schossen
aus den Fenstern; bestialische Weiber ergriffen verwundete
Bayern und warfen sie in die brennenden Gebäude. Gegen
halb zehn Uhr war das vollständig in Flammen stehende
Dorf von den Bayern nach erbittertem Kampfe genommen.
Ein Theil des Corps von d. Tann hatte sich nach Erstür-
mung des Bahnhofs gegen die nördlich und westlich von:
Bazailles sich erhebenden Höhen gewendet, von wo aus der
Feind ein furchtbares Geschütz- und Mitrailleusenfeuer unter-
hielt. Stundenlang kämpften die wackeren Bayern mit hel-
denmütiger Ausdauer gegen den an Zahl weit überlegenen,
günstig postirten Gegner und schon begannen ihre Kräfte zu
erlahmen, als gegen 11 Uhr von der Armee des Kronprin-
zen von Sachsen eine Division des 4. Corps eintraf. Unter
klingendem Spiele stürmten die Regimenter gegen die feuer-
speienden Höhen und vertrieben den Feind, welcher auf sei-
nem schleunigen Rückzüge nach Balau energisch verfolgt wurde.
König Wilhelm war um 7 Uhr nach dem Schlachtfelde
geritten und hatte südwestlich von Sedan auf einem Hügel
bei Chcveuhe mit Bismarck, Moltke and dem Großen Gene-
ralstabe seinen Standpunkt gewählt, um die Schlacht zu leiten.
Etwa tausend Schritt weiter nach Westen hin befand sich
der Kronprinz Friedrich. Bei Tonzy im Südosten der Fe-
stung, folgte der Kronprinz von Sachsen den Bewegungen
des rechten Flügels.
Zwischen den östlich von Sedan gelegenen Dörfern Mon-
celle und Daigny hatte sich seit halb sieben Uhr das königl.
sächs. Corps gegen das Corps Ducrot entwickelt. Nachdem
dieses in heißem Gefecht aus Moncelle und Daigny hinaus -
geworfen war, gewannen die Sachsen Fühlung mit den
Bayern und dem 4. Corps und setzten im Verein mit diesem
die Verfolgung des Feindes fort, wodurch sie durch ihre
Batterien am linken User des Givonneflusses kräftig unter-
stützt wurden.
Die Preußische Garde, welche den äußersten rechten
Flügel der Aufstellung bildete, war früh 5 Uhr von Carip-
nan ausgebrochen. In der neunten Stunde hatte die erste
Division die Anhöhen zwischen Villers-Cernay und Givonne
(im Nordosten von Sedan) erstiegen; die Arüllerie folgte
ihr und bekam dadurch Anschluß an die sächs. Batterie, mit
denen sie nun eine furchtbare Feuerlinie bildete. Nach halb-
stündigem Kampfs waren die Franzosen aus Givonne gewor-
fen, wobei dis Sieger eine Batterie und 3 Mitcnlleusen er-
oberten. Währenddem hatte dis zweite Gardedivision durch
ihr Artilleriefeuer dis Sachsen bei der Einnahme von Daigny
wirksam unterstützt, drang wit diesen über den Ort vor und
Mr-MilgMtt M „Wher Mea".
36 Heidelberg, Sonntag, 8. September