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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 4.1887

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Nr. 3 (1. März 1887)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29789#0022
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Was wir in zwei Tagen noch alles Merkwürdige zu
sehen haben?
Die Pinakothek, 12 Säle mit Kunstwerken der ersten
italienischen Meister. Überall möchte man länger weilen, um
die. Eindrücke der herrlichen Schöpfungen ganz und voll in sich
aufnehmen und festhalten zu können. Auch die ambro sian is che
Bibliothek, 15 000 Manuseripte und 100000 Bünde ent-
haltend, ist in demselben Gebäude. Bei der Kirche Nuria cieUs
Orams ist ein großer Saal, der einst Refektorium eines Domi-
nikanerklosters war, und in demselben sahen wir das Original
das „Abendmahl von lleonaräo äu Via ei." Das Bild,
9 Meter lang und 4 Ur Meter hoch nimmt die ganze Nordwand
des Saales ein. Es ist schon stark beschädigt. Mehr wie ein
Dutzend Maler sahen wir neben vielen Fremden da. Die Maler
suchten ihre Gemälde — einige in prachtschöner Ausführung —
dem berühmten Kunstwerk nachzubilden. Das Gemälde stellt
jene Scene aus der Leidensgeschichte dar, in der Jesus sagt:
Einer unter Euch wird mich verraten. Verwunderung, Be-
stürzung, Erstaunen, tiefe Betrübnis m. ?c. sprechen aus den
Zügen der Jünger, welche fragen: Bin ich's? bin ich's? —
(Schluß folgt).

ÄPpeürat Käst
Nr. 2 des „Pfälzischen Museums" brachte bereits einige
kurze Bemerkungen über unser verstorbenes Vereinsmitglied den
k. Appellationsgerichtsrat a. D. Cajetan Käst. Nachdem uns
von sehr geschätzter Weise über das Leben des Verschiedenen
genauere Angaben gemacht wurden, welche auch für weitere Kreise
von Interesse sind, so veröffentlichen wir hiermit dieselben in
der Monatsschrift, für welche er so kräftig eintrat, welche er mit
mehreren schätzbaren Beiträgen unterstützte und welche er mit
weiteren Mitteilungen aus seinem Wissen zu bereichern gedachte;
um so schmerzlicher ist es für uns diese Blätter statt mit seinen
Darstellungen nun mit Darstellung seines eigenen Lebens füllen
zu müssen.
Cajetan Käst war geboren den 2. Oktober 1825 zu
Würzburg als der Sohn des damaligen Hauptmannes und
späteren Oberstlieutenants Käst, seine Blutter war eine
geborene Freiin v. Tautphöus. Da sein Vater später in
die Pfalz versetzt wurde — er stand zuerst in Spei er, dann in
Germersheim und zuletzt in Landau in Garnison —, so
erhielt Käst seine ganze Schulbildung in L>peier, er die
Volksschule, das humanistische Gymnasium und das Lhceum be-
suchte. 1844 bezog er die Universität zu Würzburg und hie-
raus die zu München; hier verkehrte er viel im Hause des be-
kannten Architekten Gärtner, und die hier gewonnenen Ein-
drücke blieben maßgebend für sein ganzes Leben. Nachdem er
1850 das juristische Staatsexamen in Speier bestanden, wurde
er Polizei-K o miss ür in Landau und 1853 Advokat da-
selbst. 1855 vermählte er sich mit Auguste Molique, der
Tochter des verstorbenen Bezirksgerichtsdirektors Molique. 1859
trat er als Staatsprokurator-Substitut in den Staatsdienst
über, war von 1860—1866 B e z i r ks r i ch t e r in Frankenthal
dann Staatsprokurator in Landau, bis er 1872 zum Apcl-
lationsgerichtsrat in Zweibrücken befördert wurde. Hllr
trat bei ihm immer stärker ein Nervenleiden hervor, das er
sich durch Überarbeitung zugezogen hatte; denn es war die Ge-
wohnheit des Verstorbenen sich den Geschäften seines Berufes
mit ganzer Kraft hinzugeben. 1879 sah er sich genötigt, dem
Drängen seines Arches nachgebend, um die Versetzung in den
Ruhestand nachzusuchen, welche ihm „unter wohlgefälliger An-
erkennung seiner mit Eifer und Treue geleisteten vorzüglichen
Dienste" gewährt wurde.
Noch 7 Jahre der Ruhe konnte der Verstorbene im Kreise
der Seinen zubringen, er hielt sich größtenteils in Landau aus,
doch den Sommer nahm er regelmäßig seinen Aufenthalt in
einem Landhause zu Alsterweiler, von wo er häufig das Casino

in Ed enkoben besuchte, wo er ein stets gerne gesehener Gastwar.
Am letzten ,Tage des Jahres 1886 machte ein Herzschlag dem
Leben des im 62. Jahre stehenden Mannes ein Ende.
Er hinterläßt ein Wittwe und zwei Söhne, von denen
der eine, vr. Hermann Käst, Privatdozent der Chemie am Poly-
technikum zu Karlsruhe ist und der andere Sekondlieutenant im
k. b. 18. Infanterie-Regiment in Landau.
Ehre dem Andenken des trefflichen Mannes!
Edenkoben. vr. Schmitt.

Pfälzische Litteratur.
A. Leppla. Die westpfälzische Moorniederung u.
das Diluvium, München 1886 mit 2 Karten.*) Der Ver-
fasser hat sich in seinem über Pfälz. Geognosie handelnden Spezial-
abhandlungen, Remigiusberg und Limburgit als tüchtiger Geolog
bewiesen. Eine dritte Abhandlung über pfälzische Bodenver-
hältnisse und Wohl die bedeutendsten unter diesen drei liefert
das vorstehende Opusculum. Am Nordrand der pfälzischen
Triastaseln liegt bekanntlich eine von Westen nach Osten gedehnte
Niederung, welche einer Thalung ähnlich sieht, ohne jedoch von
einem einheitlichen Flußsystem entwässert zu werden. Die Ent-
stehung und Entwickelung dieser Senkung schildert diese Schrift.
Der erste Teil handelt von den topographischen und hydrogra-
phischen Verhältnissen dieses Terrains besonders an der Wasser-
scheide. Der zweite Teil befaßt sich, wie der erste von der
Hand eines leider etwas undeutlich ausgefallenen Kärtchens, mit
dem geologischen Ausbau. Besonders wertvoll erscheint uns
hier die Charakteristik des oberen, mittleren und unteren
Buntsandsteins. Der Hauptteil beschäftigt sich mit den Ent-
stehungs Verhältnissen dieser alten Thalung, über welche
die bisherige Litteratur nur sehr dürftige Angaben brachte. Aus
den Ablagerungen oberhalb, innerhalb und unterhalb der alten
Thalung, der Schotterung und den Lehmablagerungen zieht
Leppla folgende Schlüsse:
1. Diese Thalung stand wahrscheinlich ursprünglich als
Seit enbucht in Verbindung mit der gestauten Rhein strömu ng
mittelst der Senkung Göllheim-Langmeil-Moorlautern. Dafür
zeugt der Löß.
2. Diese Thalung ward später nach den Geröllmassen zu
schließen das Bett eines Stromes, der durch den Bliesdurch-
bruch bei Neunkirchen aus dem Kohlengebirge trat und dessen
gewaltige Wassermassen wahrscheinlich den vereisten Höhen des
Hunsrück's entstammten. Wenn der Verfasser hier die Eisbil-
dung zugibt, dieselbe aber für das Hartgebirge weiter unten
bestreitet, so beruht dies nur aus ihm mangelnden Beweisen.
Ich habe im „Globus" Band 50 S. 173—172 u. S. 317—318
versucht, Beweise für die frühere teilweise Vergletscherung des
Hartgebirges zusammen zu bringen und hoffe gerade aus der
Art der Schotterung den Schuttkcgeln des Ostabhanges des Hart-
gebirges noch weiteres Material für diese zuerst von Pros. O.
Fraas aufgestellte und verteidigte Theorie zu gewinnen. Gerade
die Gebirge der Westseite des Mittelrheiuthales, Waskenwald,
Hart, Hunsrück weisen eine den Durchschnitt weit überragende
Niederschlagsmenge auf. Und wenn dieselbe sich nach den
Theorien Blaserna's und Backer's für die Urzeit noch erhöhen
mußte und wenn besonders , wie Leppla selbst Seite 180—181 mit
äo lluppareob annimmt, entsprechend viele Niederschläge von
Schnee stattsanden, so steht der Vereisung des Hartgebirges
weder theoretisch noch t hatsächlich etwas im Wege.
3) Mit der Abnahme der Niederschläge — in der postglazi-
alen Zeit — nahm das Gefälle ab; der Ouerriegel bei
Schwarzenbach der unteren Blies zu ward durchbrochen; die
Verbindung nach dem Lautert hale zu hörte aus; nur noch
Glan und Mohr wurden vom Hunsrückstrom gespeist. So trat
der untere Teil der Senkung in ein neues L-tadium — das des
*) Seyarotabdruck aus den Abhandlungen der bayerischen Akademie
der Wissenschaften S. tZ7—182.
 
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