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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 14.1897

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Nr. 3 (1. März 1897)
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sich dabei nicht um Ereignisse von weittragender Bedeutung handelte, so sind trotz-
dem die Vorgänge, die wir nur aus vergilbten Urkunden erfahren, auch heute noch
in Betracht zu ziehen. Überhaupt liefern die Archive der alten Adelsgeschlechter für
das Verhältnis zwischen Lehensherren und Vasallen, das sich im Wechsel der Zeiten
sehr verschieden gestaltete, ferner für die den adeligen Herren obliegende Heeres-
folge oder für das Zeremoniell bei Veranstaltungen an fürstlichen Höfen, kurz für
kulturgeschichtliche Besonderheiten, aller Art die schätzbarsten Beiträge. Das ver-
hältnismäßig wenige, was von Schriftstücken und Briefen solchen Inhaltes auf
uns gekommen ist, darf daher auf volle Beachtung Anspruch machen.
Im Archiv der Freiherren Gayling von AltheinU) in Ebnet bei Freiburg i. B.
ist heute der Hauptteil einer Fleckensteinischen Urkundensammlung aufbewahrt,
und zwar jener Teil, der sich ehemals auf der Burg Fleckenstein selbst befand, dann
nach Sulz, noch später nach Straßburg und endlich von da an seinen jetzigen Be-
wahrungsort nach Ebnet verbracht wurde, wo nun der Urkundenschatz noch seiner-
gründlichen Erforschung harrt. Bei der vorliegenden kleinen Arbeit hatte ich nicht
die Urkunden von Ebnet, sondern nur einen allerdings nicht unbeträchtlichen Akten-
stoß, bestehend aus Originalen und frühen Abschriften Fleckensteinischer Urkunden
zur Hand.4) Diese Schriftstücke (unter sich meist ohne Zusammenhang) umfassen
die Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Ein großer Teil davon sind Lehens-
briefe/ daneben finden sich viele Einladungsschreiben, die von den Herzogen von
Zweibrücken, den Grafen von Rappoltstein und von Gliedern des Fleckensteinischen
Hauses selbst herrühren. Als Proben sollen hier einige dieser Urkunden wiederge-
geben werden, und zwar genan nach ihrem Wortlaut, jedoch in der heutigen Recht-
schreibung, um so das Lesen der alten Schriftsätze zu erleichtern,- ohnehin kommt
es auf den Inhalt an, nicht darauf, welche Regeln dieser oder jener Schreiber da-
mals bei Ausübung seiner Kunst in Anwendung brachte:
1. Einladungsschreiben des Herzogs Johann I. von Pfalz-Zwei-
brücken zur Hochzeit feiuer Tochter Maria Elisabetha.
„Dem festen (ehrenfesten) unserem Lehenmann und lieben Getreuen Heinrich
von Fleckenstein.
Johannes von Gottes Gnaden, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Graf
zu Veldenz und Sponheim.
Unseren Gruß zuvor, fester, lieber Getreuer. Wir wollen Dir hiemit gnädig
nit verhalten, daß Wir dte hochgeborene Fürstin, unsere freundliche, geliebte älteste
Tochter, Fräulein Marianne Elisabetha, Pfalzgräfin re., dem hochgeborenen Fürsten,
unserem freundlichen lieben Vettern und Brudern, Herrn Georg Gustav, Pfalz-
grafen bei Rhein, Herzogen in Bayern und Grafen zu Veldenz, durch sonderbare
Schickung des Allmächtigen und mit Rat beiderseitiger Freundschaft ehelich verlobt
und versprochen und Uns mit seiner, Unseres freundlichen lieben Vettern und
3) Maria Magdalena von Fleckenstein, die zweite Tochter des Freiherrn Heinrich Jakob v. F.,
war verheiratet mit Philipp Christof Freiherrn Gayling von Altheim.
st Ich verdanke die Benützung dieser durchwegs noch ungedruckten Urkunden dem freund-
lichen Entgegenkommen des Freiherrn von Hofenfels, Oberamtsrichters in Zweibrücken, und des
Herrn Lehmann, Bankiers ebenda, in deren Besitz sich die Papiere befinden. Auf Oberamtsrichter
Freih. v. Hofenfels sind die Urkunden durch Vererbung vom letzten Fleckensteiner gekommen, (denn
die Ahnfrau der Freiherru von Hofenfels war Maria Dorothea, Tochter des im Jahre 1720
in Bühl (Elsaß) gestorbenen Reichsfreiherrn Heinrich Jakob von Fleckenstein, mit deni der Mannes-
stamm seines Geschlechtes erlosch. Maria Dorothea verheiratete sich mit Wolfgang Heinrich Frei-
herrn von Göllnitz, württembergischem Oberrat in Stuttgart. Der eiuzige Sohn der Beiden, Heinrich
Eberhard Freih. v. G-, wurde Pfatz-Zweibrückischer Hofmarschall. Dessen Urenkelin Friederike
Baronin von Closen, Tochter des französischen Feldmarschalls Karl Freih. v. C. auf Heidenburg,
und seiner Gemahlin, der Freiin Maria Luise von Esebeck, heiratete den Pfalz-Zweibrückischen
Geheimrat lind Staatsminister Christian Freiherrn von Hofenfels, der sich um das Herzogtum
Zweibrücken und — wie man sagen darf — um ganz Bayern verdient gemacht hat, indem er den
Ländertausch, den Österreich mit dem damaligen Kurfürsten von der Pfalz, Karl Theodor, abzu-
schließen im Begriffe war, zum Scheitern brachte.
 
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