Hfähischss Museum.
Monatsschrift
für heimatliche Litteratnr und Kunst, Geschichte und Volkskunde.
(Zugleich Zeitschrift des pfälzischen Schriftstellervereins.)
Das Pfalz.Museunr kostet jährlich Mk. 2.50, Halbjahr!. Mk. 1.25. Bestellungen werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten
UV. Jahrgang. Nr 6. Kuiserslcrutern. 1. Juni 1807.
Gin fvanzostjchev Kviegsdevirhtevstcrttev im Jahre
1689 in der Vfalz.
Beitrag zur Geschichte der Zerstörung von Speier.
(Fortsetzung.)
ichts wird je erbarmungswürdiger sein, als der Schmerz und die Bestürzung,
die in der ganzen Stadt herrschten, nachdem die bevorstehende Niederbrennung
verkündigt worden war. Man hörte nur Jammergeschrei, man sah nur
Thränen! Besonders herzzerreißend und zum Mitleid bewegend äußerte sich
der Schmerz der Frauen, wie sie vor Verzweiflung sich die Haare rauften
und mit dem Kopf gegen die Mauern stießen. Schließlich als die Gnaden-
frist abgelaufen war, mußten die Einwohner Speiers ihre Stadt verlassen und alles,
was sie darin besaßen aufgeben, ohne anderswo Mittel zum Lebensunterhalt zu
haben. Nun begann das Wehklagen aufs neue und stärker als vorher. Es ist aber
auch gewiß, daß es nichts mitleiderregenderes geben kann, als es dieser unglücksvolle
Auszug ausL>peier war. Der Edelmann, der Handwerker, der Arme, der Reiche, alle waren
untereinander gemengt, ohne Rücksicht, die einen so elend wie die andern; nur mit
diesem Unterschied, daß die Reichen ihr Mißgeschick viel lebhafter empfanden, als
die Armen. Man bemerkte an diesem Tage mitten unter der unzählbaren Menge
von Menschen zwei- oder dreihundert Edelfrauen und Bürgerinnen, wie sie zu Fuß
aus der Stadt wanderten, viele mit Säuglingen auf dem Arm, und noch dazu (wie
auch andere) gefolgt von fünf oder sechs Kindern. Alle schritten sie hinaus, ohne
zu wissen wo sie die nächste Nacht schlafen sollten oder wo sie Nahrung fänden.
Denn, wissen Sie, daß die Kriegssteuern an Geld, die Lieferungen für Mannschaften
und Pferde, die Geschenke, die Beschaffung von Wein, Holz und Licht für die Be-
satzung und anderes die Mittel der Einwohner Speiers dermaßen erschöpft hatten, daß
Monatsschrift
für heimatliche Litteratnr und Kunst, Geschichte und Volkskunde.
(Zugleich Zeitschrift des pfälzischen Schriftstellervereins.)
Das Pfalz.Museunr kostet jährlich Mk. 2.50, Halbjahr!. Mk. 1.25. Bestellungen werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten
UV. Jahrgang. Nr 6. Kuiserslcrutern. 1. Juni 1807.
Gin fvanzostjchev Kviegsdevirhtevstcrttev im Jahre
1689 in der Vfalz.
Beitrag zur Geschichte der Zerstörung von Speier.
(Fortsetzung.)
ichts wird je erbarmungswürdiger sein, als der Schmerz und die Bestürzung,
die in der ganzen Stadt herrschten, nachdem die bevorstehende Niederbrennung
verkündigt worden war. Man hörte nur Jammergeschrei, man sah nur
Thränen! Besonders herzzerreißend und zum Mitleid bewegend äußerte sich
der Schmerz der Frauen, wie sie vor Verzweiflung sich die Haare rauften
und mit dem Kopf gegen die Mauern stießen. Schließlich als die Gnaden-
frist abgelaufen war, mußten die Einwohner Speiers ihre Stadt verlassen und alles,
was sie darin besaßen aufgeben, ohne anderswo Mittel zum Lebensunterhalt zu
haben. Nun begann das Wehklagen aufs neue und stärker als vorher. Es ist aber
auch gewiß, daß es nichts mitleiderregenderes geben kann, als es dieser unglücksvolle
Auszug ausL>peier war. Der Edelmann, der Handwerker, der Arme, der Reiche, alle waren
untereinander gemengt, ohne Rücksicht, die einen so elend wie die andern; nur mit
diesem Unterschied, daß die Reichen ihr Mißgeschick viel lebhafter empfanden, als
die Armen. Man bemerkte an diesem Tage mitten unter der unzählbaren Menge
von Menschen zwei- oder dreihundert Edelfrauen und Bürgerinnen, wie sie zu Fuß
aus der Stadt wanderten, viele mit Säuglingen auf dem Arm, und noch dazu (wie
auch andere) gefolgt von fünf oder sechs Kindern. Alle schritten sie hinaus, ohne
zu wissen wo sie die nächste Nacht schlafen sollten oder wo sie Nahrung fänden.
Denn, wissen Sie, daß die Kriegssteuern an Geld, die Lieferungen für Mannschaften
und Pferde, die Geschenke, die Beschaffung von Wein, Holz und Licht für die Be-
satzung und anderes die Mittel der Einwohner Speiers dermaßen erschöpft hatten, daß