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Römisch-Katholischen, die Lutheraner und die Reformierten hielten darin ihren
Gottesdienst ab, immer die einen nach den anderen. Karl Ludwig, der diese Kirche,
Wie auch die ganze Stadt überhaupt erbauen ließ, legte ihr den Namen zur Eintracht
bei und gab so seinen Unterthanen zu verstehen, daß die Verschiedenartigkeit des
Bekenntnisses, wie sie zwischen ihnen bestand, ihrem Verkehr im täglichen Leben
keinen Abbruch thun dürfe; von ihrer Einigkeit hing in der That ihre menschliche
Wohlfahrt ab.
Worms, Frankenthal, Ladenburg, Oppenheim und Deidesheims erlitten eine
ähnliche Behandlung wie Mannheim und Speier, aber da ich nicht selbst an diesen
Orten gewesen bin, vermag ich eine Beschreibung davon, wie sie sie wünschen, nicht
zu liefern. Alles, was ich darüber weiß, ist, daß es ziemlich schöne Städte waren,
die zerstört worden sind und deren Überreste man eben fetzt zu schienen im Begriff
ist. Damit soll ein Zustand geschaffen werden, derart, daß man höchstens noch
sagen könne: Hier lag Worms, Speier, Mannheim rc.
Dies, mein Herr, ist alles, was ich ihnen zur Zeit als bemerkenswert melden
kann. Ich bin rc. rc.
Im Feldlager vor Speier, Juni 1689 (Du Mont.)
Das war also die Schilderung eines Augenzeugen aus dem französischen Volke
selbst, eines Mannes, der sich schon wegen seiner Herkunft gewiß von jeder Über-
treibung fern hielt und seine Landsleute keinesfalls mehr belastete, als es der Wahr-
heit entsprach. Durch diesen Bericht aus der Feder eines Franzosen werden zugleich
die deutschen Darstellungen vollauf bestätigt. In Betracht zu ziehen sind von
solchen neben der „Relation über die erbärmliche Einäscherung und
Verwüstung der Freyen Reichsstadt Speyer," verfaßt von dem bischöf-
lichen Statthalter und Domdechanten Heinrich Hartard von Rollingen, vor
allem die Schriften des Rektors Johann Hofmann, der vom Jahre l679 an bis
zu den Unglückstagen im Mai 1689 dem Gymnasium der freien Reichsstadt Speier
Vorstand. Diese Schriften sind: „Der französische Attila", ein Buch, das
1690 unter dem angenommenen Verfassernamen Christian Teutschmuth ohne Angabe
eines Verlegers, Druckers und Druckortes herauskam, und ferner „Die Jammer-
gedrückte rc. Rhein- und Neck ar Pfalz", welches Buch Hofmann unter dem
ebenfalls erfundenen Verfasfernamen Theophilus Wahrmund im Jahre 1691 er-
scheinen ließ?") Diese drei genannten Schriften, die von Rollingen und die zwei
von Hofmann, ferner ein schon 1689 gedruckter Bericht „Wahrhafte und umständ-
liche Geschichtserzählung" sind von dem Speierer Stadtadvokaten und Kaufhaus-
schreiber W. Fr. Kuhlmann in seiner 1789 znm hundertjährigen Gedächtnis
heransgegebenen „Geschichte der Zerstörung der Reichsstadt Speier ..." verwertet
worden, und Kuhlmanns Arbeit wieder bildete die Hauptquelle für die schwungvolle
Schilderung, die Johann Geisel, späterer Erzbischof von Köln und Kardinal,
in seinem Werke über den Kaiserdom vom Untergang Speiers gibt. So wenig
wie den Du Montschen Bericht aber kannten all die Bearbeiter dieser trübsten Zeit
reichsstädtischer Herrlichkeit Speiers eine nachgelassene Handschrift des Rektors Hof-
mann, die zwar über den Brand und die Zerstörung der Stadt nur flüchtige An-
gaben enthält, dafür aber die Schicksale ausführlich schildert, die dem Rektor selbst
und seiner Familie nach ihrer Austreibung aus Speyer beschieden waren. Die
schlichte Erzählung Hofmanns läßt zugleich einen Rückschluß zu, wie es vielen anderen
der vertriebenen Bewohner Speiers draußen im Lande ergangen fein mag, wo ein
erbarmungsloser Feind allenthalben plündernd umherstreifte.
Der Bericht des Speierer Rektors ist in einem Quaithest enthalten, das 63
eng beschriebene Seiten umfaßt und betitelt ist: „Mein und meiner lieben Hauß-
y) Die französische Ausgabe schreibt Xeicllscurn, die holländische „Keidesheim"- demnach
scheint Deidesheim gemeint zu sein. Diese Stadt wurde aber, obwohl sie schon im Juni 1689 von
den Franzosen besetzt war, erst im September niedergebrannt.
Bergt. Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Heft XIV (1889) S. 3.
Römisch-Katholischen, die Lutheraner und die Reformierten hielten darin ihren
Gottesdienst ab, immer die einen nach den anderen. Karl Ludwig, der diese Kirche,
Wie auch die ganze Stadt überhaupt erbauen ließ, legte ihr den Namen zur Eintracht
bei und gab so seinen Unterthanen zu verstehen, daß die Verschiedenartigkeit des
Bekenntnisses, wie sie zwischen ihnen bestand, ihrem Verkehr im täglichen Leben
keinen Abbruch thun dürfe; von ihrer Einigkeit hing in der That ihre menschliche
Wohlfahrt ab.
Worms, Frankenthal, Ladenburg, Oppenheim und Deidesheims erlitten eine
ähnliche Behandlung wie Mannheim und Speier, aber da ich nicht selbst an diesen
Orten gewesen bin, vermag ich eine Beschreibung davon, wie sie sie wünschen, nicht
zu liefern. Alles, was ich darüber weiß, ist, daß es ziemlich schöne Städte waren,
die zerstört worden sind und deren Überreste man eben fetzt zu schienen im Begriff
ist. Damit soll ein Zustand geschaffen werden, derart, daß man höchstens noch
sagen könne: Hier lag Worms, Speier, Mannheim rc.
Dies, mein Herr, ist alles, was ich ihnen zur Zeit als bemerkenswert melden
kann. Ich bin rc. rc.
Im Feldlager vor Speier, Juni 1689 (Du Mont.)
Das war also die Schilderung eines Augenzeugen aus dem französischen Volke
selbst, eines Mannes, der sich schon wegen seiner Herkunft gewiß von jeder Über-
treibung fern hielt und seine Landsleute keinesfalls mehr belastete, als es der Wahr-
heit entsprach. Durch diesen Bericht aus der Feder eines Franzosen werden zugleich
die deutschen Darstellungen vollauf bestätigt. In Betracht zu ziehen sind von
solchen neben der „Relation über die erbärmliche Einäscherung und
Verwüstung der Freyen Reichsstadt Speyer," verfaßt von dem bischöf-
lichen Statthalter und Domdechanten Heinrich Hartard von Rollingen, vor
allem die Schriften des Rektors Johann Hofmann, der vom Jahre l679 an bis
zu den Unglückstagen im Mai 1689 dem Gymnasium der freien Reichsstadt Speier
Vorstand. Diese Schriften sind: „Der französische Attila", ein Buch, das
1690 unter dem angenommenen Verfassernamen Christian Teutschmuth ohne Angabe
eines Verlegers, Druckers und Druckortes herauskam, und ferner „Die Jammer-
gedrückte rc. Rhein- und Neck ar Pfalz", welches Buch Hofmann unter dem
ebenfalls erfundenen Verfasfernamen Theophilus Wahrmund im Jahre 1691 er-
scheinen ließ?") Diese drei genannten Schriften, die von Rollingen und die zwei
von Hofmann, ferner ein schon 1689 gedruckter Bericht „Wahrhafte und umständ-
liche Geschichtserzählung" sind von dem Speierer Stadtadvokaten und Kaufhaus-
schreiber W. Fr. Kuhlmann in seiner 1789 znm hundertjährigen Gedächtnis
heransgegebenen „Geschichte der Zerstörung der Reichsstadt Speier ..." verwertet
worden, und Kuhlmanns Arbeit wieder bildete die Hauptquelle für die schwungvolle
Schilderung, die Johann Geisel, späterer Erzbischof von Köln und Kardinal,
in seinem Werke über den Kaiserdom vom Untergang Speiers gibt. So wenig
wie den Du Montschen Bericht aber kannten all die Bearbeiter dieser trübsten Zeit
reichsstädtischer Herrlichkeit Speiers eine nachgelassene Handschrift des Rektors Hof-
mann, die zwar über den Brand und die Zerstörung der Stadt nur flüchtige An-
gaben enthält, dafür aber die Schicksale ausführlich schildert, die dem Rektor selbst
und seiner Familie nach ihrer Austreibung aus Speyer beschieden waren. Die
schlichte Erzählung Hofmanns läßt zugleich einen Rückschluß zu, wie es vielen anderen
der vertriebenen Bewohner Speiers draußen im Lande ergangen fein mag, wo ein
erbarmungsloser Feind allenthalben plündernd umherstreifte.
Der Bericht des Speierer Rektors ist in einem Quaithest enthalten, das 63
eng beschriebene Seiten umfaßt und betitelt ist: „Mein und meiner lieben Hauß-
y) Die französische Ausgabe schreibt Xeicllscurn, die holländische „Keidesheim"- demnach
scheint Deidesheim gemeint zu sein. Diese Stadt wurde aber, obwohl sie schon im Juni 1689 von
den Franzosen besetzt war, erst im September niedergebrannt.
Bergt. Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Heft XIV (1889) S. 3.