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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 14.1897

DOI issue:
Nr. 5 (1. Mai 1897)
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pfaelzisches_museum1897/0045
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äußersten Mißgeschick verurteilt waren! Das grausamste aber war, daß man den
Vertriebenen nicht erlaubte, den Rhein zu überschreiten, .ihnen also verwehrte, sich
zu Verwandten oder Freunden zu flüchten, bei denen die Ärmsten doch auf einigen
Beistand hätten zählen dürfen. L>ie wurden vielmehr gezwungen, sich ins Elsaß zu
wenden, wo sie sehr wahrscheinlicherweise nicht den besten Empfang finden werden.
Wenn man ihnen wenigstens noch Wagen zum Fortschaffen ihrer Habe gestellt
hätte, so wäre dies immerhin eine Art von Tröstung gewesen, aber keine anderen
Fuhrwerke wurden den Vertriebenen überlassen, als die wenigen, die sie selbst bei den
Bauern der Umgegend auftreiben konnten oder auch bei Marketendern. Doch gerade diese
beuteten die Gelegenheit aus und vermieteten ihre Wagen zu so hohen Preisen, daß die
meisten Bürger die Mittel dafür nicht aufbrachten und aus Mangel an Fuhrwerk fast
all ihr Hab und Gut zurücklassen mußten. Ich war Zeuge, daß man den Betrag von
fünfzehn Thalern für die Überlastung eines Pferdes auf einen einzigen Tag bot,
eines Pferdes, das soviel Geld nicht einmal zum Kaufen wert war. Und dies alles
geschah, obwohl der König Befehl erlassen hatte, den abziehenden Einwohnern vier-
hundert Wagen zu stellen! (Fortsetzung folgt.) Emil Heuser.

Römische Befestigungen vei Neustadt cn d.
——
e^AMmrdlich von Neustadt a. d. Hart liegt die wegen ihres Weines weitbekannte
A- I Gewann Vogelgesang, deren höchsten Teil der von den Einheimischen Haardter
I genannte Wogenberg, jetzt Besitztum des Fabrikanten Deidesheimer, bildet.
Der Wogenberg kennzeichnet sich als ein längliches Viereck von etwa 45 m
Länge und 35 m mittlerer Breite, in dessen Mitte ein tempelartiger
kleiner Bau steht. (Auf dem Katasterplan von Neustadt — 1: 2500 —
ist das Viereck deutlich sichtbar.) Seit gewiß einem Menschenalter ist die Erhöhung
des Wogenberges auf ihren vier Seiten von einer durchschnittlich zwei Meter hohen
Trockenmauer umzogen. Diese ist aus einem Teil der Steine von einer sogenannten
Bochel, d. h. einer alten zusammengestürzten Mauer, (die noch jetzt eine Breite von
4—6 m und eine Höhe von Nsi—3 m besitzt) aufgesetzt worden. Am besten ist die
Bochel im Norden der Deidesheimerschen Besitzung erhalten. Eine am 11. Januar
1897 in Gegenwart des Gutsbesitzers Schaafs von mir vorgenommene versuchsweise
Grabung ergab in der Mitte der Nordfront den Bestand eines alten Mauerrestes,
der mit aufgesetzten Sandsteinbrocken verblendet ist. Diese Blendmauer scheint ur-
sprünglich mit Lehm verbunden gewesen zu sein. Die Ecken der Mauer sind im
Nordwesten und Nordosten abgerundet. Die ursprüngliche Trockenmauer hatte nach
dem Haardter Kataster aus den dreißiger Jahren eine Länge (i§. — 8.) von 40 m,
eine Breite von 20 m (VV.—0.). Beim Einebnen dieses Platzes, was vor ungefähr
drei Jahrzehnten stattfand, zeigte sich (nach Mitteilungen Deidesheimers) westlich
des jetzigen Tempelchens, etwa 1 m unter der Oberstäche der Rest eines runden
Baues von 8 m Durchmesser. Erhalten war noch eine Schicht von behauenen Rand-
quadern. In der. Mitte lag eine fußhohe Schicht von Holzasche. Vermutlich hat
man es mit den Überresten einer römischen Specula zu thun. Dazu stimmen die
Maße der Grundmauern, wie die der Umwallung. Der Oberbau war aus Balken-
werk errichtet/) dessen Niederbrennung die Aschenschicht ergab. Für diese Annahme
sprechen noch folgende Thatsachen:
Man gebot von hier aus über den Ausgang des Speierbachthales aus den
Vogesen, über das Haardter Thälchen und die Straße nach dem Bergkegel, den die Ruine
der Maxburg krönt und von wo vielleicht vordem ein Römerkastell ins Land blickte.
') Bergt.: (Lohausen, der römische Grenzwall in Deutschland, 1884, Tas. III, Fig. 3—8,
Tas. XIX, Fig. 10.
 
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