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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 8 (August 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0132
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Monatsschrift

tnr heimatliche Literatur und Knust, Geschichte und Volkskunde,

Ls.ercrusgegek'en von H*rof, Ar. Aoy>. Kiköerrbrcrnö irn Anstvclg öes
Litevariscyen Wereins der H^fcrkz.

JugteicH Moncrtsbtcrtt öes KisioriscHen Weverns öer H^fertz
unö öes "UfäLzisrHen Krinstveveins.

xxn Jahrgang. Nr 8. KcrisevsLcrrriern

August 1903.

Vnhni't: Die Pflege der Mundart und die Muudartabende in der Pfalz. Von Emil Haas,
Klingemnnnster. (Fortsetzung mit 2 Porträten.) — Kaiserslautern, seine Geschichts-
schreiber und Gcschichtsqnellen. Von D. Häberle. Heidelberg. (Schluß.) — Das ehe-
malige Dorf Servelingen. Von I. Weber, Harthausen. (Schluß.) — dlec pluridus
iinpar. Von H. Schneider, Müncheil. — Eine rätselhafte Inschrift in Geinsheim.
Von Fr. Sprater, München. — Ein auffälliges Flurnamenwort. Voll PH. Keiper,
Regensbnrg. — Die zweite ständige Ausstellung des Kunstvereins ini Heydenreichhans
zu Speyer. Voll Friedrich Ulm, Speyer. — Vermischtes. — Zeitschriften- und Bücher-
schau. — Historischer Verein der Pfalz. — Pfälzischer Kunstverein. — August Becker-
Denkmal. — Deutsche Jahrhundert-Ausstellung in Berlin 1906. Von Or. Beringer,
Mannheim.

Die Pflege dev Mundavt und die Munduvtudende

in dev Pfeil;.

Von Emil Haas, Eisenbahnsekretär a, D. in Klingenmünster.

(Fortsetzung.)

August Woll, der bekannte Pfälzer Dichter, hat sich als Waiseuhausiuspektor
bis kurz vor seinem Tode häufig bei den in Straßburg, seinem letzten Wohnort,
begangenen Bayernfesten beteiligt und bei diesen Gelegenheiten zu Freude aller
von seinen pfälzischen Dialektgedichten vorgetragen.

Durch diese Feste wurde ich mit Woll bekannt. Eines Tages bat er mich
um Abschrift eines meiner Gedichte. Ich sandte ihm eine solche und erhielt darauf
einen Dankbrief, dem ich folgende Stelle wörtlich entnehme: „Ich bitte Sie, ja zu

verhüten, daß das humorvolle Produkt Ihrer Muse etwa dem Herrn.

in die Hände falle, von den, ich in einem Vortrag in Neustadt gehörig abge-
wandelt wurde, weil in meinen Sachen zu viel von Weilt und Schinken und
„Fressalien und Dorscht" die Rede sei. Als ob es einen Pfälzer gäbe, der nicht
vormittags oder abends gern einen Jnibis nimmt mit einem Trunk köstlichen
Weines! Damit ist er noch lange kein Schlemmer geworden. Und wenn der
Humor so recht frisch ans einem Gedicht fließt, so packt dies den Kommerzienrat
sowohl wie den Wingertsmann und den Weichensteller mehr am Gemüth, als eine
Klopstockische Dde."

Lieber Woll, wenn du erlebt hättest, daß man in den letzten Jahren in der
Pfalz Mundartabende veranstaltet, zu denen Leute jeder Bernfsklasse, jeder
Stellung beiströmen, dann wärest du ob des zelotischen Ausspruches des erwähnten,
jedenfalls nicht sehr humorvoll angelegten Herrn getröstet. So wenig deine Ge-
dichte dem Schlemmertnm das Wort geredet haben, so wenig geschieht es auch von
den heutigen pfälzischen Dialektdichtern, ja man darf letzteren nachrnhmen, daß sie
bei ihren Gedichten noch weniger in den Volkswagen als vielmehr m die Volks-
seele eindringen.
 
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