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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0077

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44

XVIII.

r i


HON

UND
AURORA.
At non 7ithoni fpernens Aurora JeneB'am,
Defertum Eoa pajfajacere domo eJL
lllum ßepe fuis decedens fovit in ulnis^
Quamprius abjunBos fedula lavit equos:
lllum ad vicinos quum amplexa quiefceret Indos,
Maturos herum efl queßa redire dies.
Proper t. L. z. El. 14.
Ithon ein Sohn des Laomedon und Bruder des Priamus war ein
Prinz von ausbundiger Schönheit. Aurora 1 oder die Gottin der
Morgenrothe verliebte sich in ihn, entführte ihn auf ihren Wagen in
den Himmel und machte ihn zu ihrem Ehemann. Tithon aber war
nur ein sterblicher Mensch; daher lieh diese Gottin kein allzulange
daurendes Gluck mit ihm versprechen konte: jemehr Ursache sie fand , ihn zu lie-,
ben, jemehr furchte Tie das unvermeidliche Geschicke , welches sie dereinsten von
ihm trennen wurde. Sie gieng dahero und sprach mit den Parcen, welche sich
durch ihr Bitten erweichen liesen und ihrem Geliebten die Unsterblichkeit verspra-
chen. Hierauf genossen 1 sie eine Zeit lang alle Susigkeiten der Liebe: als aber
Tithon anfieng die Ungemächligkeiten des Alters zu empfinden , merkte Aurora
erst, aber zu spat, dass sie vergeben hatte, ihm nebst der Unsterblichkeit auch ei-
ne immerwährende jugend auszubitten. Seine Schwachheiten, welche alle Tage
zunahmen, machten ihm endlich 3 das Leben so verhast , dass er die Unsterblich-
keit als ein schädliches Geschenke ansahe und seine Gottin demuthig ersuchte, sie
mochte machen , dass er wieder sterblich wurde. Aurora lies sich das Unglück
ihres Allerliebsten sehr zu Herzen gehen und ersann ein Mittel, wodurch ihm so
wohl geholfen wurde , als auch ihr selbst das Vergnügen gemachet , ihn iederzeit
um sich zu haben : sie verwandelte ihn nemlich in eine Garten-Heuschrecke oder
Gra-
ANMERKUNGEN.


1 Aurora 1 Sie war eine Tochter des Hyperion und der
Thia, nach dem Vorgeben des Hesiodus;oder des Titan und der
Erde, wie andere wollen. Ovidius aber feget, es sey einer Nan-
mens Pallas ihr Vater gewesen.
_» gueritur veteres Pallantias amos

Conjugis ejse fui.

Met. 9. vs.420.

Vroximus annus erat, Tallantide viftits eadem
Oidius ■--,
Fast. 6.

a. Hierauf genossen.] Es gieng ihr nicht so glucklich von
Hatten, als sie den Cephalus , welcher die Procris des Atheniensi-
schen Königs Erichtheus zur Gemahlin hatte, entführte. Dieser
Prinz, lies sich durch ihre Liebkosungen zu nichts verleiten, daher
sie ihn endlich seiner Gemahlin wieder geben muste. Zu dieser
Fabel hat des Cephalus grose Neigung zur Jagd Gelegenheit gege-
ben , denn weil er sehr früh ausstund , um in die Wälder zu ge-
hen und sichbisweilen so verirrete; dass er in etlichen Tagen nicht
nach Hause kam , so sprengte man aus, die Morgen-Rothe habe
ihn weggefuhret.
Machten ihm endlich.] Andere sagen , dass er der
Schmerz gethan , welchen er über den Tod seines Sohnes Mem-
non empfunden.
4.. Bey
 
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