242 RÜCKBLICK — BEGEGNUNG NORDISCHER UND SÜDÖSTLICHER KUNST
H. 12 (West). — Goldschmidt, Lüb. Malerei u. PI. L. 1890. — Über Schweden: Bericht v. Schäfer, Kunstchronik
1918/19, Nr. 27, S. 548ff. — Lindblom a. a. O. 1918. — Kat. d. Stockh. Brigitten-Ausstell. 1918. — Knorr, D. M.
d. Neukirchen. Altares. Diss. Kiel 1911. —.Paul, Sund. u. lüb. K- Diss. Greifsw. 914. — Anni Pescatore, D. M.
d. bem. Kreuzigungsreliefs. Diss. Greifsw. 1917/18.—Wrangel, Acta Lundensia N.F. XI, 1915. (Schwedisch mit
kurz, deutsch. Zusammenfass.) — Über die verschw. Olafsäule in Lübeck. Inv. L. S. 307, Abb. e. Federzeichnung.
— Ludorff, Inv. Westfalens, Kr. Paderborn, S. HO, Taf 72; Kr. Steinfurt, S. 106, Taf. 83. — Fr. Becket, Altar-
tavler i Danmark, Kopenhagen 1895, Taf. III, IV (Boleslunde). — Ehrenberg, D. PI. u. Mal. 1920, S. 92 (Carthauß).
Über Francke als PL: Goldschmidt, Zeitschr. f. bild. K- 1914/15, Seite 17—23. — Habicht ebda. Seite 231. —
Ein schönes lübisches Exportwerk in Finnland: Finlands Kyrker, Helsingfors 1912 I, S. 97: Mad. um 1400. Pietä
östlicher Typus. Die schöne Lübecker Pietä (s. oben S. 160) bei Goldschmidt a. a. 0. Unter den Stralsunder
Werken darf die gewaltige steinerne Annen-Gruppe der Nikolaikirche noch nicht in irgendwelche unmittel-
bare Beziehung zu unserer Epoche gesetzt werden: sie gehört in die Zeit der Regensburger Verkündigung
und muß mit Magdeburger Arbeiten des späten 13. Jhhs. verglichen werden. Dagegen ist der kreuztragende
Christus am Sakramentshäuschen der gleichen Kirche (scheußlich modern bemalt) ein vorzüglich feines Werk
aus der Frühzeit des löten.
Wir blicken zurück^ Von dem reichen Gebiete der Parierkunst war diese Wanderung
ausgegangen, die erste, die es versucht, den Spuren der neueren Forschung im Ganzen nachzu-
gehen, im genauen Bewußtsein der Schwierigkeit und Unvollständigkeit aller ersten Versuche
und in der Hoffnung, sich durch erweiterte Vorstöße selbst bald erweitert zu finden. Ein Reich-
tum, von dem der Deutsche bis vor kurzem kaum eine Ahnung gehabt hat, voll überstammlicher
Nüancen, jedem Stamme seine Sprache gebend, das ganze Land zu einer unerhörten Produktions-
stätte bildnerischer Kunst befruchtend, ist vorbeigezogen. Die große Wanderkunst der Bauhütten,
in sich selbst geheimnisvoll gewandelt, über alle Ländergrenzen hinweg den Samen des Neuen
tragend, ist überall von den zünftlerischen Werkstätten in sich genommen, denen sie sich entgegen-
geformt. Schon taucht das überlokal Mittelalterliche in den Hintergrund zurück, schon klingen
überall die Dialekte auf. Im Südosten wie im Westen dem internationalen Horizonte offen,
von Stadt zu Stadt im Inneren daran genährt, nach Norden und Osten ins Freie strömend und
durchaus gebend, voll einer großen sehr eigenen Kunst, die — volkstümlich in einem Maße, das
wir uns heute nicht mehr erträumen können — überall einem gehobenen Bürgertume dient:
so ist das Deutschland von damals. Der Kräfteüberschuß dieses starken Landes, wie er überall
über die zu engen Grenzen die Menschen nach Ostland gedrängt, hat auch das stolze Reis der
Küstenkunst getrieben; und wie diese die Ostsee entlang wandert, trifft sie im letzten weiten
Bogen, eine helle, klingende, nordische und tapfere Kunst, auf die reiche und feine des Südens
und verbindet sich ihr am schönsten im alten Danzig. Der Ring ist geschlossen.
ENDE DES ERSTEN TEILS.
H. 12 (West). — Goldschmidt, Lüb. Malerei u. PI. L. 1890. — Über Schweden: Bericht v. Schäfer, Kunstchronik
1918/19, Nr. 27, S. 548ff. — Lindblom a. a. O. 1918. — Kat. d. Stockh. Brigitten-Ausstell. 1918. — Knorr, D. M.
d. Neukirchen. Altares. Diss. Kiel 1911. —.Paul, Sund. u. lüb. K- Diss. Greifsw. 914. — Anni Pescatore, D. M.
d. bem. Kreuzigungsreliefs. Diss. Greifsw. 1917/18.—Wrangel, Acta Lundensia N.F. XI, 1915. (Schwedisch mit
kurz, deutsch. Zusammenfass.) — Über die verschw. Olafsäule in Lübeck. Inv. L. S. 307, Abb. e. Federzeichnung.
— Ludorff, Inv. Westfalens, Kr. Paderborn, S. HO, Taf 72; Kr. Steinfurt, S. 106, Taf. 83. — Fr. Becket, Altar-
tavler i Danmark, Kopenhagen 1895, Taf. III, IV (Boleslunde). — Ehrenberg, D. PI. u. Mal. 1920, S. 92 (Carthauß).
Über Francke als PL: Goldschmidt, Zeitschr. f. bild. K- 1914/15, Seite 17—23. — Habicht ebda. Seite 231. —
Ein schönes lübisches Exportwerk in Finnland: Finlands Kyrker, Helsingfors 1912 I, S. 97: Mad. um 1400. Pietä
östlicher Typus. Die schöne Lübecker Pietä (s. oben S. 160) bei Goldschmidt a. a. 0. Unter den Stralsunder
Werken darf die gewaltige steinerne Annen-Gruppe der Nikolaikirche noch nicht in irgendwelche unmittel-
bare Beziehung zu unserer Epoche gesetzt werden: sie gehört in die Zeit der Regensburger Verkündigung
und muß mit Magdeburger Arbeiten des späten 13. Jhhs. verglichen werden. Dagegen ist der kreuztragende
Christus am Sakramentshäuschen der gleichen Kirche (scheußlich modern bemalt) ein vorzüglich feines Werk
aus der Frühzeit des löten.
Wir blicken zurück^ Von dem reichen Gebiete der Parierkunst war diese Wanderung
ausgegangen, die erste, die es versucht, den Spuren der neueren Forschung im Ganzen nachzu-
gehen, im genauen Bewußtsein der Schwierigkeit und Unvollständigkeit aller ersten Versuche
und in der Hoffnung, sich durch erweiterte Vorstöße selbst bald erweitert zu finden. Ein Reich-
tum, von dem der Deutsche bis vor kurzem kaum eine Ahnung gehabt hat, voll überstammlicher
Nüancen, jedem Stamme seine Sprache gebend, das ganze Land zu einer unerhörten Produktions-
stätte bildnerischer Kunst befruchtend, ist vorbeigezogen. Die große Wanderkunst der Bauhütten,
in sich selbst geheimnisvoll gewandelt, über alle Ländergrenzen hinweg den Samen des Neuen
tragend, ist überall von den zünftlerischen Werkstätten in sich genommen, denen sie sich entgegen-
geformt. Schon taucht das überlokal Mittelalterliche in den Hintergrund zurück, schon klingen
überall die Dialekte auf. Im Südosten wie im Westen dem internationalen Horizonte offen,
von Stadt zu Stadt im Inneren daran genährt, nach Norden und Osten ins Freie strömend und
durchaus gebend, voll einer großen sehr eigenen Kunst, die — volkstümlich in einem Maße, das
wir uns heute nicht mehr erträumen können — überall einem gehobenen Bürgertume dient:
so ist das Deutschland von damals. Der Kräfteüberschuß dieses starken Landes, wie er überall
über die zu engen Grenzen die Menschen nach Ostland gedrängt, hat auch das stolze Reis der
Küstenkunst getrieben; und wie diese die Ostsee entlang wandert, trifft sie im letzten weiten
Bogen, eine helle, klingende, nordische und tapfere Kunst, auf die reiche und feine des Südens
und verbindet sich ihr am schönsten im alten Danzig. Der Ring ist geschlossen.
ENDE DES ERSTEN TEILS.